Aktuelles | 26. Januar 2023

§ 22 des Energiefinanzierungsgesetzes trifft Realität

Im Verlauf des vergangenen Jahres kam es unter anderem in Folge des Angriffs Russlands auf die Ukraine zu außerordentlichen Preissteigerungen bei (Erd-)Gas, Strom und Fernwärme. Die Bundesregierung war zu schnellem Handeln aufgerufen und beschloss für Privathaushalte sowie Unternehmen gleich mehrere Entlastungsmaßnahmen. Eine dieser Maßnahmen ist das Energiefinanzierungsgesetz, kurz EnFG, das im Sommer 2022 beschlossen wurde und das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2023 (EEG) seit 01.01.2023 ergänzt.

Das Ener­gie­fi­nan­zie­rungs­ge­setz bil­det mit Inkraft­tre­ten die neue Grund­la­ge für den Aus­gleich des EEG- und KWK-Finan­zie­rungs­be­darfs sowie für die Ver­rin­ge­rung und Erhe­bung von Umla­gen und wei­te­re Aus­gleichs­me­cha­nis­men. Die Redu­zie­rung der EEG-Umla­ge auf 0 Ct/​kWh war mög­lich, weil zukünf­tig der Finan­zie­rungs­be­darf der Erneu­er­ba­ren Ener­gien über den Bun­des­haus­halt aus­ge­gli­chen wird, spe­zi­ell über das Son­der­ver­mö­gen "Ener­gie- und Kli­ma­fonds", das eigens zu die­sem Zweck geschaf­fen wurde.

Ent­spre­chend dem am 01.01.2023 in Kraft getre­te­nen § 22 EnFG wird der Anspruch auf Zah­lung der KWKG-Umla­ge und der Off­shore-Umla­ge für elek­trisch ange­trie­be­ne Wär­me­pum­pen mit eige­nem Zähl­punkt bzw. eige­ner Mess­lo­ka­ti­on auf 0 Ct/​kWh gesetzt. Auf sons­ti­gen Strom, der aus dem öffent­li­chen Netz ent­nom­men wird, wer­den wei­ter­hin alle Umla­gen in bis­he­ri­ger Form erho­ben. Die­se Maß­nah­me ist damit ein deut­li­ches Zei­chen der Regie­rung für einen schnel­len Aus­bau einer umwelt­scho­nen­den und dezen­tra­len Ener­gie­ver­sor­gung. Der Schluss, dass bei­spiels­wei­se bei Pri­vat­haus­hal­ten mit Wär­me­pum­pen und eige­nem Zähl­punkt eine Ent­las­tung zu beob­ach­ten sein soll­te, liegt also nahe. Daher wird im Fol­gen­den erör­tert, ob das Aus­set­zen der Berech­nung von Umla­gen für Wär­me­pum­pen auch tat­säch­lich bei den Ver­brauchs­stel­len ankommt. Da es zum Jah­res­wech­sel auch Effek­te durch ver­än­der­te Beschaf­fungs­kos­ten gege­ben hat, ist eine rei­ne Gegen­über­stel­lung der Prei­se für Wär­me­pum­pen von 2023 zu 2022 nicht ziel­füh­rend. Für einen plau­si­blen Ver­gleich wur­de infol­ge­des­sen par­al­lel die Ver­än­de­rung der Roh­mar­gen der Grund­ver­sor­gungs­ta­ri­fe von 2022 zu 2023 her­an­ge­zo­gen und mit der Ver­än­de­rung der Roh­mar­gen der Wär­me­pum­pen­ta­ri­fe im ent­spre­chen­den Zeit­raum ver­gli­chen. Bei die­sem Ver­gleich ist zu erwar­ten, dass die Ver­än­de­rung der Roh­mar­gen der Grund­ver­sor­gungs­ta­ri­fe und die der Wär­me­pum­pen­ta­ri­fe in etwa kor­re­lie­ren. Betrach­tet wur­den alle Tari­fe, die bis zum 10.01.2023 ver­öf­fent­licht waren. Es wird ver­gli­chen zum 15.12.2022 für Pri­vat­haus­hal­te mit einem Ver­brauch in Höhe von 5.000 kWh zur Bestim­mung der her­an­ge­zo­ge­nen Preis­staf­fel (für alle Abnahmefälle).

Ent­las­tungs­maß­nah­men kom­men kaum an

Der ers­te Blick auf unse­re Kar­te ver­rät es bereits: Von star­ken Preis­er­hö­hun­gen bis zu fast schon groß­zü­gi­gen Preis­sen­kun­gen ist für Wär­me­pum­pen­ta­ri­fe die­ses Jahr alles mög­lich. Die nörd­lichs­ten Gebie­te Deutsch­lands wie Schles­wig-Hol­stein und Meck­len­burg-Vor­pom­mern sowie Bran­den­burg sind beson­ders von einer Preis­kor­rek­tur nach oben betrof­fen. Doch auch in Rhein­land-Pfalz und vie­len Area­len Nord­rhein-West­fa­lens sehen Ver­brau­cher rot, da die Preis­vor­tei­le auf­grund des Weg­falls der Umla­gen schein­bar nicht wei­ter­ge­ge­ben werden. 

Dif­fe­renz Roh­mar­ge Grund­ver­sor­gung zu Wär­me­pum­pe, Janu­ar 2023 gegen­über Dezem­ber 2022
Abnah­me­fall: Haus­halt, 5.000 kWh/​Jahr

Von 8.999 Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen, die die­ser Ana­ly­se zugrun­de gelegt wur­den, bewe­gen sich die Tari­fe in 4.227 Postor­ten mit etwas weni­ger als der Hälf­te der Orte in einem Bereich von +15 und ‑15 pro­zen­tua­ler Ver­än­de­rungs­dif­fe­renz und damit in einer eigent­lich zu erwar­ten­den Ran­ge mit einem gewis­sen Grund­rau­schen. Ins­ge­samt gibt es eine Ver­än­de­rungs­dif­fe­renz zuguns­ten der Wär­me­pum­pen­nut­zung von ‑0,65 Pro­zent bis ‑507,78 Pro­zent in 2506 Postor­ten. Eine Anpas­sung der Roh­mar­gen der Wär­me­pum­pen­ta­ri­fe um +20 bis +30 Pro­zent nach oben im Ver­gleich zur Roh­mar­ge der Grund­ver­sor­gung ist in 2.822 Postor­ten, also einem knap­pen Drit­tel aller Postor­te, erfasst wor­den. Allein 1.010 Postor­te haben eine ent­spre­chen­de Anpas­sung zwi­schen +17,09 und +17,92 Pro­zent erfahren. 

Die stärks­ten Dif­fe­ren­zen im obe­ren Tabel­len­be­reich sind mit +233,44 Pro­zent in Wetz­lar bei der enwag ener­gie- und was­ser­ge­sell­schaft mbH zu beob­ach­ten, die neben der Stadt­wer­ke Wolf­ha­gen GmbH mit +205,35 Pro­zent Ver­än­de­rungs­dif­fe­renz in Habichts­wald und Wolf­ha­gen Gefahr läuft, die Ent­las­tungs­maß­nah­men der Bun­des­re­gie­rung ad absur­dum zu führen.

In 288 Postor­ten zeigt sich, dass die Roh­mar­ge des Wär­me­pum­pen­ta­rifs im Ver­gleich zum Vor­jahr und zu den Roh­mar­gen der Grund­ver­sor­gung von der Vat­ten­fall Euro­pe Sales GmbH um +2,99 bzw. +3,42 Pro­zent schlech­ter gestellt ist, auch wenn die Roh­mar­ge bei den Wär­me­pum­pen­ta­ri­fen eigent­lich um ‑9,15 bzw. ‑8,06 Pro­zent gesun­ken ist. Die Schlech­ter­stel­lung erklärt sich hier durch die gleich­zei­ti­ge und aus­ge­präg­te­re Ver­än­de­rung der Roh­mar­ge des Grund­ver­sor­ger­ta­rifs in 2023 um ‑12,57 bzw. ‑11,06 Prozent.

Als Aus­rei­ßer erfreu­li­cher Art ist hier die pro­zen­tua­le Ver­än­de­rungs­dif­fe­renz des Tarifs für Wär­me­pum­pen­strom der E‑Werk Meckenheim/​Pfalz c/​o Stadt­wer­ke Neu­stadt an der Wein­stra­ße GmbH zu nen­nen. Er hat unter allen ana­ly­sier­ten Tari­fen mit ‑507,77 Pro­zent die stärks­te Bes­ser­stel­lung erfah­ren, was haupt­säch­lich damit zu tun hat, dass die Roh­mar­ge des Grund­ver­sor­ger­ta­rifs zum glei­chen Stich­tag um +507,77 Pro­zent gestie­gen ist. Auch die ener­gis GmbH und die Ver­ei­nig­te Stadt­wer­ke GmbH wei­sen mit ‑231,84 Pro­zent in Wad­gas­sen und ‑194,3 Pro­zent in Gram­bek, Tal­kau und Alt-Mölln Preis­an­pas­sun­gen in die von der Regie­rung ange­dach­te Rich­tung auf. 

In 33 Postor­ten haben sich die Roh­mar­gen der Wär­me­pum­pen- und Grund­ver­sor­ger­ta­ri­fe im Ver­gleich von 2022 auf 2023 zwi­schen ‑50 Pro­zent und ‑100 Pro­zent ver­än­dert. Eine Dif­fe­renz in der Ver­än­de­rung von mehr als ‑100 Pro­zent ist in 131 Postor­ten aus­zu­ma­chen. Dem­ge­gen­über ste­hen 8.178 Postor­te, in denen die Roh­mar­gen der Wär­me­pum­pen­ta­ri­fe 2023 bis zu +50 Pro­zent schlech­ter gestellt wor­den sind als die Roh­mar­gen der Grundversorgertarife. 

End­kun­den­prei­se für Wär­me­pum­pen mit sepa­ra­tem Zäh­ler kön­nen im neu­en Jahr, wie gezeigt wur­de, güns­ti­ger kal­ku­liert wer­den; der Ver­zicht auf die KWKG- und die Off­shore-Umla­ge fließt jedoch sel­ten in die neu­en, ver­öf­fent­lich­ten Tari­fe mit ein und die Ent­las­tungs­maß­nah­me der Bun­des­re­gie­rung ist in vie­len Postor­ten nicht auszumachen. 

Alle Apps und Web­ser­vices von ene't, die zur Berech­nung benö­tigt wer­den, sind bezüg­lich § 22 des EnFG auf dem aktu­el­len Stand und berück­sich­ti­gen die Ände­run­gen für die Kal­ku­la­ti­on von Wär­me­pum­pen­strom. Von den Aktua­li­sie­run­gen betrof­fen sind die Apps Bün­del­kal­ku­la­ti­on (Strom), Fremd­kos­ten SLP (Strom), Regio­na­le Ange­bots­kal­ku­la­ti­on (Strom) sowie die App Regio­na­le Roh­mar­gen­ana­ly­se (Strom) und das Web­ser­vice­pa­ket Netz­ent­gel­ter­mitt­lung (Strom).

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