Aus diesem Anlass wurde erstmalig das Firmenlogo modernisiert und parallel zur ene't connect 2022 veröffentlicht. Auf einer eigens eingerichteten Website finden Besucher zudem viele interessante Fakten und Eindrücke aus der Firmengeschichte, wie sich ene't vom Datenbankdienstleister mit drei Beschäftigten zu einem Digitalisierungs- und Dienstleistungsexperten der Energiewirtschaft mit über 100 Mitarbeitern entwickelt hat.
Das elektronische Preisblatt
Den Auftakt der Fachvorträge machte der Beitrag „Das elektronische Preisblatt Netznutzung Strom in der ene't Datenbank“, in welchem Roland Hambach und Detlef Vondeberg, Leiter des Fachbereichs Marktdaten, einen Einblick in die Strukturen des zukünftig verpflichtenden Veröffentlichungsformats gaben. Dabei gingen sie auch auf die Vorteile ein, die eine Verknüpfung des elektronischen Preisblatts mit den Informationen der ene't Datenbank Marktdaten Netznutzung Strom mit sich bringt. So müssen bereits etablierte Prozesse nicht angepasst werden und die Integration der Artikel-IDs des BDEW parallel zur bisherigen Artikelnummer sorgt für einen „sanften Übergang“ beim Referenzieren auf Datensätze.
Als alleinige Datenquelle bildet die Datenbank zudem den „single point of truth“. Enthalten sind Preis- und Kommunikationsdaten aller Netzbetreiber Deutschlands – unabhängig davon, ob mit jedem Unternehmen ein Lieferantenrahmenvertrag abgeschlossen wurde. Somit dient die Datenbank als vollständiger, historisierter Netzatlas bis hinunter auf die Hausnummernebene. Sie ist die Grundlage für bundesweite Kalkulationen, und gewährleistet die Nachvollziehbarkeit von Netzübernahmen und Gemeindewechsel sowie Änderungen der Konzessionsabgabe, die auch unterjährig erfolgen können. Zudem sind auch Marktlokationen mit nicht-postalischen Adressen enthalten, beispielsweise Funkmasten, Gasübernahmestationen oder Kläranlagen etc. „Die reinen Preisdaten stellen nur einen kleinen Teil der Informationen dar, die wir mit der Datenbank Netznutzung Strom zur Verfügung stellen“, fasste Roland Hambach zusammen.
Modulare Lösungen für EVU
Wie flexibel sich Softwaremodule unterschiedlicher Hersteller verknüpfen lassen, zeigte der folgende Vortrag „White-Label-Lösung für EVU – Einbindung von Navigator-Prozessen in externe Softwarelösungen“. Daniel Lehmann (Taktsoft GmbH), Michael Husung (encore GmbH) und Roland Storbeck (Natuvion GmbH), der sich aus Barcelona zugeschaltet hatte, demonstrierten einen Proof of Concept, der das Zusammenspiel ihrer spezialisierten Lösungen zeigte. So können Vertrieb und Abrechnung zentral orchestriert und in unterschiedliche Backends wie SAP, powercloud oder TAP integriert werden. Dies ermöglicht beispielsweise die Einbettung in E‑Commerce-Lösungen, die Konfiguration von Bundle-Angeboten und grundsätzlich eine schnelle Reaktionszeit auf aktuelle Marktgeschehnisse. André Küpper zeigte dabei die nahtlose Interaktion mit dem ene't Navigator®, um dort auf die Angebotskalkulation und die Wettbewerbsoptimierung zurückgreifen zu können.
Open Source als Chance zur Optimierung
Was ein perfektes Rezept für Käsekuchen mit Geschäftsobjekten für die Energiewirtschaft gemeinsam hat, kam im Beitrag „BO4E Geschäftsobjekte für die Energiewirtschaft – bisherige Entwicklungen und aktuelle Aktivitäten“ zur Sprache. Nachdem Dipl.-Ing. Peter Martin Schroer, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Geschäftsobjekte der Energiewirtschaft e. V., über die jüngsten Vereinstätigkeiten berichtet hatte, erzählte Konstantin Klein (Hochfrequenz Unternehmensberatung GmbH) von der praktischen Anwendung des Kommunikationsstandards BO4E. So steht der gesamte Standard quelloffen als GitHub-Repository zur Verfügung, um eine stetige Weiterentwicklung und Verbesserung durch eine aktive Community zu ermöglichen. Die Moderation übernahm Christiane Straßenburg-Volkmann (sv communication + consulting).
Wettbewerb der Wechselportale
Der Energievertrieb muss sich derzeit extremen Herausforderungen stellen. Die andauernde Beschaffungskrise führte zu Insolvenzen, Splittings in Grundversorgungstarifen und Akquisitionsstopp bei hunderten EVU. Wie sich dies auch auf Wechselportale auswirkt, berichtete Dipl.-Kfm. (FH) Georg Sanders (Mut-zum-Wechseln GmbH) im Programmpunkt „Wechselportale in Zeiten der Krise: Überforderung oder Chance?“. Während die Anbieter untereinander um Marktanteile konkurrieren und mit den EVU im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der Verbraucher stehen, sieht Sanders dennoch Chancen in zukünftigen Veränderungen der Tariflandschaft, beispielsweise bei Reststromangeboten für Prosumer oder in Kombiprodukten mit branchenfremden Gütern.
Persönliche Rückblicke
Als Firmengründer Peter Martin Schroer auf die Zeit seit Gründung des Unternehmens ene't zurückblickte, fiel ein Satz, der es gut zusammenfasste: „Ich lebe meinen Traum.“ Schon immer wollte er sein eigenes Unternehmen führen, arbeiten an was, wie und mit wem er wollte. Gemeinsam mit Roland Hambach teilte er im Interview der Geschäftsführer seine ganz persönlichen Erinnerungen an 20 Jahre ene't. Das kontinuierliche, teils rasante Wachstum, der parallele Aufbau einer agilen Softwareentwicklung und die Anforderungen einer volatilen Branche waren große Herausforderungen. Dennoch gab es viele erreichte Meilensteine und Erfolge zu feiern.
Auch die CURSOR Software AG hat ene't nahezu von Beginn an begleitet. Vorstand Jürgen Heidak hatte für den Programmpunkt „CURSOR und ene't: Partnerschaften als Erfolgsfaktor“ eigens einen fast schon historischen CRM-Eintrag von August 2002 herausgesucht, der einen Erstkontakt mit dem Firmengründer Peter Martin Schroer zeigte. Es folgten lange Jahre der vertrauensvollen Zusammenarbeit, auf die er gemeinsam mit Roland Hambach zurückblickte. Seitdem wurden 52 gemeinsame Projekte erfolgreich umgesetzt und 128 Kunden von beiden Unternehmen betreut, ganz nach dem Motto: „Zusammenarbeiten, damit für die Kunden die besten Ergebnisse entstehen“.
Kundenverwaltung effizient organisieren
Im Vortrag „Bestandskundenpricing – Systemübergreifende Geschäftsprozesse mit dem ene't Navigator®“ zeigte Karsten Baakes (EVE Consulting und Beteiligungsgesellschaft mbH) gemeinsam mit Kevin Frenken, wie Preisstellungen aktuell belieferter Kunden über Herstellergrenzen hinweg auf ihre Rentabilität geprüft und gegebenenfalls angepasst werden können. Konkret wurden dazu entsprechende Daten aus dem Branchentemplate xRM@EVU für Microsoft Dynamics 365 bereitgestellt und in den ene't Navigator® importiert. Auf der Plattform stehen zur Weiterverarbeitung unterschiedliche Funktionen von der Adresskorrektur über den Wettbewerbsvergleich bis hin zur margensicheren Neukalkulation zur Verfügung. Die so angepassten Bestandskundenpreise konnten problemlos wieder ins CRM importiert und automatisch weiterverarbeitet werden, um beispielsweise Preisanpassungsschreiben zu genieren oder auch eingehende Kündigungen zu verwalten.
Den Weg des fiktiven Kunden Norbert Trollinger vom Erstkontakt auf einer Veranstaltung bis zum Lead im eigenen CRM zeichnete Michael Werner (BE-terna Enhancement GmbH) nach. In seinem Beitrag „BE-terna – Lead- und Kanalmanagement für die Energiewirtschaft“ gab er Einblicke in das Dashboard der eigenen Lösung, in der Kontakte beispielsweise in einer mobilen App erfasst werden können. Einmal als Lead angelegt, bietet das CRM vielfältige Möglichkeiten zur Datenbereinigung, für Terminplanungen und das Angebotsmanagement.
Neues aus dem ene't Portfolio
Auch der insight ene't Navigator® wurde dieses Mal im Rahmen der ene't connect übertragen. In dieser besonderen Ausgabe erinnerten sich Roland Hambach und Alexander Linzen ganz persönlich an die Anfänge unserer Live-Formate ene't Navigator® News und insight ene't Navigator®, und rekapitulierten, was sich seitdem in der Anwendungsentwicklung getan hat. So zeigten sie beispielsweise die neuesten Apps Tarifveröffentlichung Vergleichsrechner (Strom) und (Gas) sowie die Analyse atypische Netznutzung (Strom), die bei einem Antrag auf individuelle Netzentgelte unterstützen kann. Im Ausblick drehte sich alles um die demnächst anstehenden Erweiterungen des ene't Navigator®, wozu die Integration des Download-Portals und eine App zur Kundenverwaltung zählen.
Dipl.-Inf. Oliver Kunz blickte in seinem Vortrag „Die Marktkommunikation im Wandel der Zeit“ auf die zahlreichen Änderungen insbesondere seit 2018 zurück. Die Anpassungen schienen nicht immer nachvollziehbar zu sein, ergaben sich jedoch aus der Notwendigkeit eines breiten Konsenses unterschiedlicher marktbeteiligter Akteure. Die Fülle der Änderungen, verschobene Einführungen und zurückgenommene Änderungen stellten das Torgauer Team vor große Herausforderungen. So berichtete Oliver Kunz beispielsweise, welche Auswirkung alleine die Verwendung der Zeitzone UTC+00:00 in EDIFACT-Nachrichten für Auswirkungen haben kann.
Mit Kevin Frenkens Präsentation „Sehen und sehen lassen – Vertriebspotenzial mit dem ene't Navigator® visualisieren und eigene Karten erzeugen“ klang der erste Tag der Veranstaltung aus. Er zeigte anhand importierter Beispieldaten, wie sich Marktchancen in vertrieblich attraktiven Regionen in Kartenform visualisieren lassen. Dabei ging es genauso um Basisfunktionen zur individuellen Farbgebung und Beschriftungen wie beispielsweise um das Vorlagern der Umrisse von Netzbetreibergebieten. Auch Formeln, die in der importierten Excel-Tabelle hinterlegt wurden, wurden beim Import zuverlässig berücksichtigt.
Attraktive Produkte schaffen
Der erste Fachvortrag des zweiten Veranstaltungstages beschäftigte sich mit der „THG-Quote als Kickstarter im Energievertrieb“. Dominik Flubacher (eins+null GmbH & Co. KG) warf einen Blick auf die grundlegenden Schwierigkeiten des Energievertriebs wie die „Geiz ist geil“-Mentalität der Verbraucher, das Phänomen der „Bonushopper“ und Insolvenzen unter den Lieferanten. In Zeiten, in denen der Neukundenvertrieb praktisch zum Erliegen gekommen ist, benötigen EVU neue Strategien und Geschäftsfelder – Chancen bieten da Angebote in den Bereichen Hardware und Dienstleistungen. Dominik Flubacher stellte dazu die Lösung JOULES vor, die entsprechende Modelle abbilden kann.
Dass auch eine präzise Kalkulation Chancen in der Tariflandschaft verbessert, zeigte Alexander Linzen im Programmpunkt „Pricing mit dem ene't Navigator® – eine Plattform, viele Möglichkeiten“. In einer Live-Demonstration präsentierte er Möglichkeiten, selbst angelegte Produkte mithilfe von Margenbetrachtung und Positionsanalyse auf ihre Wettbewerbsfähigkeit hin zu optimieren. Die Anpassungen sind dabei so detailliert, dass sogar der Differenzbetrag, der zum nächstplatzierten Tarif besteht, gezielt beeinflusst werden kann.
Ein Verbundprozess zwischen BelVis und ene't Navigator® wurde bereits auf der ene't connect im vergangenen Jahr als Proof of Concept vorgestellt. Im Vortrag „Neue Möglichkeiten in der Produktkalkulation und ‑planung durch Verbindung der KISTERS- und ene't Welten“ konnten Markus Rahe (KISTERS AG) und Roland Hambach den produktiven Prozess nun live vorstellen. Auf Grundlage allgemeingültiger Geschäftsobjekte für die Energiewirtschaft (BO4E) verbinden sich darin die Stärken beider Hersteller zu einem gemeinsamen Geschäftsprozess. Deckungsbeitragsrechnung und Anbindungen an Billing- und EDM-Systems aus der KISTERS-Welt treffen hier auf die Kalkulations- und Tarifoptimierungsfunktionen des ene't Navigator®.
Auf neue Herausforderungen reagieren können
Gemeinsam mit Dipl.-Ing. Christoph Langel (CL Beratung) stellte Pia Schroer zwei neue Angebote des ene't Weiterbildungsportals ene't campus vor. Christoph Langel arbeitet seit rund 30 Jahren in der Energiebranche und unterstützt ene't als Seminarleiter. Im Seminar „Beyond Gas“ – Quartiersentwicklung im Gebäudebestand, Wege zur Dekarbonisierung“ geht es um strategische Ansätze zur Entwicklung eines Wärmenetzes – insbesondere in Bestandsquartieren. Abhängig von der jeweiligen Bebauungsstruktur werden unterschiedliche Vorgehensweisen vorgestellt. Auch einzelvertragliche Lösungen, wie z. B. eine Wärmepumpe im Contracting, stehen dabei im Fokus.
Das Seminar „Kundenbetreuung unter besonderen Bedingungen“ beleuchtet dagegen die Frage, wie es gelingen kann, auch schwierige Botschaften – wie beispielsweise notwendige Preiserhöhungen – zu vermitteln, und dabei trotzdem eine gute Kundenbeziehung aufrecht zu erhalten. Eine augenzwinkernde Erkenntnis, die der Referent den Zuschauern gleich mit auf den Weg gab: „Kunden toben maximal drei Minuten am Stück“.
Potenziale erkennen und Mehrwerte generieren
Datenschätze heben und gezielt analysieren – Dr. Thomas Goette (GreenPocket GmbH) erläuterte in seinem Beitrag „Reduzierte Konzessionsabgaben: Wie ein Energiemanagementsystem dank automatischer Lastganganalyse Vertriebspotenziale für EVUs aufdeckt“, welche Chancen in Lastgangdaten schlummern können. Er stellte einen Ansatz vor, wie mithilfe eines Machine-Learning-Modells automatisiert Smartmeter-Daten geprüft werden. So können unter Umständen auch nicht leistungsgemessene Kunden von reduzierten Konzessionsabgaben profitieren, was ansonsten RLM-Kunden vorbehalten bleibt. Weitere Einsatzfelder sind zudem ein flexibles Energiedatenmanagement und die automatisierte Visualisierung von Sensordaten.
Blick in die Zukunft
Zum Abschluss der Veranstaltung warf Roland Hambach noch einmal einen Blick zurück auf die 20-jährige Geschichte von ene't. Außerdem würdigte er Prokuristin Helga Kockerols-Eßer, die als Mitarbeiterin der ersten Stunde als Einzige ebenfalls ein 20-jähriges Betriebsjubiläum feiern konnte. Zur Sprache kamen außerdem die Werte, die das Unternehmen bis heute verkörpert. Der Umgang untereinander ist familiär und kollegial geprägt, Menschlichkeit und Teamgeist untereinander sind dabei genauso wichtig wie die Kundenorientierung und Wandlungsfähigkeit in herausfordernden Zeiten. Ein offenes Partnermanagement auf Augenhöhe und das Engagement für energiewirtschaftliche Geschäftsobjekte (BO4E) untermauern den Anspruch, den Kunden bestmögliche Lösungen zu bieten. Über einheitliche Datenmodelle können so Module unterschiedlicher Hersteller zur besten gemeinsamen Lösung kombiniert werden.
Im Sinne des Titels „Zukunftsvision – ene't im Jahr 20XX“ wagte er auch einen Ausblick in die Zukunft, selbst wenn Voraussagen in einem so volatilen Markt wie der Energiewirtschaft, die einem stetigen, dynamischen Wandel unterworfen ist, sehr schwierig sind. Geschäftsmodelle werden sich dramatisch verändern, auch die aktuellen Krisen zeigen, dass mit dem reinen Energieverkauf kein Geld mehr zu verdienen sein wird. Dies ist für sich keine neue Erkenntnis, bleibt aber eine große Herausforderung für alle Marktakteure. Deshalb wird die ene't GmbH auch zukünftig flexibel auf Veränderungen reagieren und ihre Kunden tatkräftig unterstützen, den Megatrends Digitalisierung, Dezentralisierung und Dekarbonisierung erfolgreich zu begegnen.
Alle Vorträge der ene't connect 2022 finden Sie noch einmal als Aufzeichnungen in unserem YouTube-Kanal.