Aktuelles | 11. Oktober 2024

Drastisch steigende Entgelte im Gas, Situation im Strom noch unklar

Selten lösten die erwarteten Netzentgelte mehr Unsicherheit und unterschiedliche Einschätzungen aus wie in diesem Jahr. Nachdem die Übertragungsnetzbetreiber Ende September ihre Kostenprognose für das Management von Netzengpässen bis 2028 um fast 9 Milliarden nach unten korrigierten, hoffte so mancher Marktteilnehmer auf eine Stabilisierung der Netzentgelte in den vorgelagerten Regelzonen. Am 1. Oktober wurden dann die vorläufigen ÜNB-Entgelte bekannt gegeben, die 2025 dennoch um +3,4 Prozent steigen.

Prompt sah man­ches Medi­um die Strom­prei­se unter Druck“, obwohl schon die Ent­wick­lun­gen des aktu­el­len Jah­res zeig­ten, dass der­ar­ti­ge Preis­än­de­run­gen sich in der Regel nicht eins zu eins in den nach­ge­la­ger­ten Netz­ebe­nen aus­wir­ken (vgl. News­let­ter NNS Nr. 120).

Als zusätz­li­cher Unsi­cher­heits­fak­tor zeigt sich aktu­ell zudem die Fest­le­gung BK8-24 – 001‑A der Bun­des­netz­agen­tur, mit der die soli­da­ri­sche­re Ver­tei­lung von Mehr­kos­ten in Net­zen, die durch die Inte­gra­ti­on von Erneu­er­ba­re-Ener­gien-Anla­gen ent­ste­hen, ent­spre­chend § 21 EnWG umge­setzt wird. Eini­ge gro­ße Ver­teil­netz­be­trei­ber mit vie­len rege­ne­ra­ti­ven Kraft­werks­an­schlüs­sen senk­ten dar­auf­hin publi­kums­wirk­sam ihre Netz­ent­gel­te und sorg­ten für Schlag­zei­len wie Mil­lio­nen Strom­kun­den zah­len nächs­tes Jahr wohl weni­ger“. Abge­se­hen davon, dass die Ent­gel­te von den Strom­lie­fe­ran­ten erst ein­ge­preist wer­den müs­sen, wird die Umver­tei­lung“ der Belas­tun­gen regio­nal sehr unter­schied­lich aus­fal­len. Denn was in einem Netz­ge­biet redu­ziert wird, muss auf alle Netz­ent­gel­te auf­ge­schla­gen werden.

Wie sich das Ent­gelt­ge­fü­ge 2025 ins­ge­samt dar­stel­len wird, kann aktu­ell noch nicht bezif­fert wer­den. Von 863 Netz­be­trei­bern haben erst 24 eine vor­läu­fi­ge Preis­stel­lung ver­öf­fent­licht. Aller­dings errei­chen die­se eine Gebiets­ab­de­ckung von rund 68 Pro­zent. Im Durch­schnitt sin­ken die Ent­gel­te für einen Fami­li­en­haus­halt mit einem Jah­res­ver­brauch von 3.500 kWh in die­sen Net­zen um ‑6,9 Pro­zent auf 371,27 Euro. Belast­ba­re­re Zah­len las­sen sich aber erst mit der Ver­öf­fent­li­chung wei­te­rer Ent­gel­te ermitteln.

Am deut­lichs­ten pro­fi­tie­ren Kun­den im Netz der WEMAG Netz in Nie­der­sach­sen, Bran­den­burg und Meck­len­burg-Vor­pom­mern von den sin­ken­den Ent­gel­ten im kom­men­den Jahr. Hier ver­rin­gern sich die Kos­ten 2025 um ‑38,1 Pro­zent auf 343,30 Euro. Auch die Nord­Netz kann Strom­kun­den güns­ti­ge­re Prei­se berech­nen als im lau­fen­den Jahr. In Schles­wig-Hol­stein wer­den sich die Kos­ten mit ‑30,5 Pro­zent im Ver­gleich zu 2024 auf 279,63 Euro belaufen.

Die Prei­se der Pfalz­wer­ke Netz in Rhein­land-Pfalz und im Saar­land dage­gen wer­den sich nächs­tes Jahr um +20,4 Pro­zent auf 486,11 Euro erhö­hen. Auch Kun­den der ene­RE­GIO in Baden-Würt­tem­berg müs­sen mit um +17,4 Pro­zent stei­gen­den Kos­ten im Ver­gleich zum Vor­jahr rech­nen. Durch den zweit­stärks­ten rela­ti­ven Anstieg der Ent­gel­te bun­des­weit wer­den sich die Kos­ten für Haus­hal­te dort auf 463,45 Euro erhöhen.

Bei den Gas­netz­ent­gel­ten zeigt sich dage­gen ein völ­lig ande­res Bild. Hier zeich­nen sich in den ers­ten ver­öf­fent­lich­ten Ent­gel­ten von 90 Ver­teil­netz­be­trei­bern teils dras­ti­sche Preis­er­hö­hun­gen ab. In rund 57 Pro­zent der gas­ver­sorg­ten Flä­che stei­gen die Kos­ten für einen Mus­ter­haus­halt mit 20.000 kWh Jah­res­ver­brauch vor­aus­sicht­lich um +19,5 Pro­zent auf 463,40 Euro. 

Die deut­lichs­te Kos­ten­stei­ge­rung im Gas­markt erwar­tet Kun­den der Städ­ti­schen Wer­ke Mag­de­burg. Die Stadt­wer­ke wer­den 2025 +56,4 Pro­zent mehr ver­an­schla­gen als noch im aktu­el­len Jahr, wodurch sich die Gesamt­kos­ten auf 537,85 Euro bezif­fern las­sen. Eine Preis­stei­ge­rung in ganz ähn­li­cher Höhe lässt sich auch bei der E.DIS Netz in Bran­den­burg, Meck­len­burg-Vor­pom­mern und Sach­sen-Anhalt beob­ach­ten. Hier erhält der durch­schnitt­li­che Haus­halt zukünf­tig eine hohe Netz­rech­nung über 1.037,48 Euro, eine Stei­ge­rung um +56,3 Pro­zent ver­gli­chen zu 2024.

Erfreu­li­che­re Neu­ig­kei­ten für Gas­kun­den gibt es dage­gen von der EAM Netz. In Hes­sen, Nie­der­sach­sen und Thü­rin­gen wird es bis­lang die ein­zi­gen Sen­kun­gen in Höhe von ‑1,4 Pro­zent (Gesamt­kos­ten für 2025 in Höhe von 375,37 EUR) geben. Zu den mode­rat mehr­be­las­te­ten Kun­den dür­fen sich jene der Gas­ver­sor­gung Vor­pom­mern Netz in Meck­len­burg-Vor­pom­mern mit einer Erhö­hung der Kos­ten um nur“ +2,6 Pro­zent zäh­len (Gesamt­kos­ten 2025: 323,58 €).

Aus­lö­ser für die deut­lich stei­gen­den Ent­gel­te könn­ten ein mil­der Win­ter in der ver­gan­ge­nen Heiz­pe­ri­ode mit ent­spre­chend redu­zier­tem Gas­fluss oder die neu geschaf­fe­ne Mög­lich­keit sein, Abschrei­bun­gen auf die Gas­net­ze auf eine kür­ze­re Nut­zungs­dau­er zu ver­tei­len, um getä­tig­te Inves­ti­tio­nen bei einem zukünf­ti­gen Bedeu­tungs­ver­lust fos­si­ler Ener­gie­trä­ger noch aus­kömm­lich berück­sich­ti­gen zu kön­nen. Womög­lich zei­gen sich hier die wirk­lich schlech­ten Nach­rich­ten für Ver­brau­cher, ins­be­son­de­re für jene, die aus Sor­ge vor dem kon­tro­vers dis­ku­tier­ten Hei­zungs­ge­setz“ in die­sem Jahr noch eine neue Gas­hei­zung instal­lie­ren lie­ßen. Die­se wer­den sich bei der Wahl des Gas­lie­fe­ran­ten künf­tig noch genau­er umschau­en, wes­halb Ver­trie­be einer­seits die Kun­den­bin­dung im Blick behal­ten und ande­rer­seits wett­be­werbs­ori­en­tiert scharf kal­ku­lie­ren müssen.

Wie bereits betont, han­delt es sich bei die­sen Wer­ten um eine Moment­auf­nah­me. Ein zuver­läs­si­ges Bild wird sich erst zei­gen, wenn ein Groß­teil der Ver­teil­netz­be­trei­ber die vor­läu­fi­gen Preis­blät­ter ver­öf­fent­licht hat. Ins­be­son­de­re im Strom könn­te sich der Trend noch voll­kom­men umkeh­ren. In der kom­men­den Woche wer­den wir dies erneut analysieren.

Auto­ma­tisch über neue Ent­gel­te infor­miert wer­den mit dem ene't Navigator®

Mit der App Regio­na­le Ver­än­de­rungs­ana­ly­se Netz­nut­zung SLP (Strom) auf dem ene't Navi­ga­tor® kön­nen Sie jeder­zeit kom­for­ta­bel die Ände­run­gen in den vor­läu­fi­gen Netz­ent­gel­ten ermit­teln. Genau­so fin­den Sie zum Jah­res­wech­sel mit weni­gen Klicks die end­gül­ti­gen Preis­stel­lun­gen für das kom­men­de Jahr, oder kön­nen his­to­ri­sche Wer­te ermit­teln und Preis­de­tails ana­ly­sie­ren. Direk­te Ver­glei­che zwi­schen unter­schied­li­chen Zeit­punk­ten sind damit eben­so in einem Schritt mög­lich wie zwi­schen vor­läu­fi­gen und end­gül­ti­gen Ent­gel­ten. Die App ist eben­so für den Bereich Gas verfügbar.

Mit­hil­fe der Benach­rich­ti­gungs­funk­ti­on der Platt­form wer­den Sie auf Wunsch auch pro­ak­tiv dar­über infor­miert, wel­che Ver­teil­netz­be­trei­ber neue Netz­nut­zungs­ent­gel­te ver­öf­fent­licht haben. Dies ist wahl­wei­se direkt im ene't Navi­ga­tor® oder via E‑Mail möglich.

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