Prompt sah manches Medium die „Strompreise unter Druck“, obwohl schon die Entwicklungen des aktuellen Jahres zeigten, dass derartige Preisänderungen sich in der Regel nicht eins zu eins in den nachgelagerten Netzebenen auswirken (vgl. Newsletter NNS Nr. 120).
Als zusätzlicher Unsicherheitsfaktor zeigt sich aktuell zudem die Festlegung BK8-24 – 001‑A der Bundesnetzagentur, mit der die solidarischere Verteilung von Mehrkosten in Netzen, die durch die Integration von Erneuerbare-Energien-Anlagen entstehen, entsprechend § 21 EnWG umgesetzt wird. Einige große Verteilnetzbetreiber mit vielen regenerativen Kraftwerksanschlüssen senkten daraufhin publikumswirksam ihre Netzentgelte und sorgten für Schlagzeilen wie „Millionen Stromkunden zahlen nächstes Jahr wohl weniger“. Abgesehen davon, dass die Entgelte von den Stromlieferanten erst eingepreist werden müssen, wird die „Umverteilung“ der Belastungen regional sehr unterschiedlich ausfallen. Denn was in einem Netzgebiet reduziert wird, muss auf alle Netzentgelte aufgeschlagen werden.
Wie sich das Entgeltgefüge 2025 insgesamt darstellen wird, kann aktuell noch nicht beziffert werden. Von 863 Netzbetreibern haben erst 24 eine vorläufige Preisstellung veröffentlicht. Allerdings erreichen diese eine Gebietsabdeckung von rund 68 Prozent. Im Durchschnitt sinken die Entgelte für einen Familienhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh in diesen Netzen um ‑6,9 Prozent auf 371,27 Euro. Belastbarere Zahlen lassen sich aber erst mit der Veröffentlichung weiterer Entgelte ermitteln.
Am deutlichsten profitieren Kunden im Netz der WEMAG Netz in Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern von den sinkenden Entgelten im kommenden Jahr. Hier verringern sich die Kosten 2025 um ‑38,1 Prozent auf 343,30 Euro. Auch die NordNetz kann Stromkunden günstigere Preise berechnen als im laufenden Jahr. In Schleswig-Holstein werden sich die Kosten mit ‑30,5 Prozent im Vergleich zu 2024 auf 279,63 Euro belaufen.
Die Preise der Pfalzwerke Netz in Rheinland-Pfalz und im Saarland dagegen werden sich nächstes Jahr um +20,4 Prozent auf 486,11 Euro erhöhen. Auch Kunden der eneREGIO in Baden-Württemberg müssen mit um +17,4 Prozent steigenden Kosten im Vergleich zum Vorjahr rechnen. Durch den zweitstärksten relativen Anstieg der Entgelte bundesweit werden sich die Kosten für Haushalte dort auf 463,45 Euro erhöhen.
Bei den Gasnetzentgelten zeigt sich dagegen ein völlig anderes Bild. Hier zeichnen sich in den ersten veröffentlichten Entgelten von 90 Verteilnetzbetreibern teils drastische Preiserhöhungen ab. In rund 57 Prozent der gasversorgten Fläche steigen die Kosten für einen Musterhaushalt mit 20.000 kWh Jahresverbrauch voraussichtlich um +19,5 Prozent auf 463,40 Euro.
Die deutlichste Kostensteigerung im Gasmarkt erwartet Kunden der Städtischen Werke Magdeburg. Die Stadtwerke werden 2025 +56,4 Prozent mehr veranschlagen als noch im aktuellen Jahr, wodurch sich die Gesamtkosten auf 537,85 Euro beziffern lassen. Eine Preissteigerung in ganz ähnlicher Höhe lässt sich auch bei der E.DIS Netz in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt beobachten. Hier erhält der durchschnittliche Haushalt zukünftig eine hohe Netzrechnung über 1.037,48 Euro, eine Steigerung um +56,3 Prozent verglichen zu 2024.
Erfreulichere Neuigkeiten für Gaskunden gibt es dagegen von der EAM Netz. In Hessen, Niedersachsen und Thüringen wird es bislang die einzigen Senkungen in Höhe von ‑1,4 Prozent (Gesamtkosten für 2025 in Höhe von 375,37 EUR) geben. Zu den moderat mehrbelasteten Kunden dürfen sich jene der Gasversorgung Vorpommern Netz in Mecklenburg-Vorpommern mit einer Erhöhung der Kosten um „nur“ +2,6 Prozent zählen (Gesamtkosten 2025: 323,58 €).
Auslöser für die deutlich steigenden Entgelte könnten ein milder Winter in der vergangenen Heizperiode mit entsprechend reduziertem Gasfluss oder die neu geschaffene Möglichkeit sein, Abschreibungen auf die Gasnetze auf eine kürzere Nutzungsdauer zu verteilen, um getätigte Investitionen bei einem zukünftigen Bedeutungsverlust fossiler Energieträger noch auskömmlich berücksichtigen zu können. Womöglich zeigen sich hier die wirklich schlechten Nachrichten für Verbraucher, insbesondere für jene, die aus Sorge vor dem kontrovers diskutierten „Heizungsgesetz“ in diesem Jahr noch eine neue Gasheizung installieren ließen. Diese werden sich bei der Wahl des Gaslieferanten künftig noch genauer umschauen, weshalb Vertriebe einerseits die Kundenbindung im Blick behalten und andererseits wettbewerbsorientiert scharf kalkulieren müssen.
Wie bereits betont, handelt es sich bei diesen Werten um eine Momentaufnahme. Ein zuverlässiges Bild wird sich erst zeigen, wenn ein Großteil der Verteilnetzbetreiber die vorläufigen Preisblätter veröffentlicht hat. Insbesondere im Strom könnte sich der Trend noch vollkommen umkehren. In der kommenden Woche werden wir dies erneut analysieren.