Von 692 Netzbetreibern haben bereits 161 ihre endgültigen Entgelte bekannt gegeben. Dies betrifft 6.037 Postorte und somit eine Gebietsabdeckung von rund 58 Prozent. Alle Abnahmefälle, von Single- über Familienhaushalten bis hin zu Gewerbebetrieben, müssen im kommenden Jahr mit höheren Netznutzungsentgelten rechnen. Ein Single-Haushalt mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 7.000 kWh im Jahr zahlte 2020 noch 149,73 Euro. Im Jahr 2021 sind es 151,48 Euro und damit 1,17 Prozent mehr. Familien mit einem gemittelten Jahresverbrauch von 20.000 kWh, zahlen aktuell 327,90 Euro jährlich. Hier steigen die Durchleitungskosten um 1,5 Prozent auf 332,83 Euro. Kleinere Gewerbebetriebe mit einem jährlichen Verbrauch von 200.000 kWh erleben einen ähnlich hohen prozentualen Anstieg im Bereich der Netzentgelte. Hier steigt die jährliche Belastung um 1,52 Prozent von 2.544,19 Euro auf 2.582,78 Euro. Größere Gewerbebetriebe mit einem Verbrauch von 5.000.000 kWh zahlen in diesem Jahr noch 40.353,09 Euro an Durchleitungskosten. Im kommenden Jahr werden es 41.061,49 Euro sein. Mit 1,79 Prozent liegt in diesem Bereich die höchste prozentuale Steigerung vor.
Betrachtet man einen exemplarischen Familienhaushalt mit einem durchschnittlichen jährlichen Gasverbrauch von 20.000 kWh, so berechnen die Stadtwerke Treuchtlingen aus Bayern die höchsten Entgelte für die Netznutzung. Hier werden zukünftig 2,9 ct/kWh fällig. Ebenfalls hohe Kosten berechnet die E.DIS Netz in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Familienhaushalte zahlen dort zukünftig Netzkosten von 2,69 ct/kWh. Auch die Stadtwerke Havelberg aus Sachsen-Anhalt bewegen sich mit Durchleitungskosten von 2,67 ct/kWh im oberen Bereich. Erdgas Mittelsachsen, gleichermaßen aus Sachsen-Anhalt, zählt mit 2,52 ct/kWh ebenfalls zu den Netzbetreibern mit den höchsten Entgelten.
Besonders günstig fallen für den genannten Musterhaushalt hingegen die Durchleitungskosten der SVS-Versorgungsbetriebe aus Nordrhein-Westfalen mit 0,95 ct/kWh aus. Die Stadtwerke Röthenbach a. d. Pegnitz aus Bayern veranschlagen mit 1,03 ct/kWh ebenfalls eher geringe Netzentgelte für Familienhaushalte. Ebenso halten es die Stadtwerke Rothenburg (Wümme) aus Niedersachsen mit 1,09 ct/kWh. Über vergleichsweise geringe Netznutzungsentgelte dürfen sich auch Gaskunden der Energienetze Bayern mit Sitz in Regensburg freuen. Hier werden 1,12 ct/kWh fällig.
Preisniveau der endgültigen Netzentgelte Gas 2021 in ct/kWh
Abnahmefall: Familien-Haushalt, 20.000 kWh/a, 11 kW Leistung
Im Vergleich zum noch laufenden Jahr werden die Stadtwerke Pasewalk aus Mecklenburg-Vorpommern ihre endgültigen Netzentgelte im Jahr 2021 am stärksten erhöhen. Gasversorgte Familienhaushalte mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20.000 kWh zahlen dort 2,49 ct/kWh statt 2,27 ct/kWh, also 9,87 Prozent mehr. Kunden der Netzgesellschaft Forst (Lausitz) aus Brandenburg erwartet ebenfalls eine Verteuerung der Netzentgelte. Hier stiegen die Kosten von 1,78 ct/kWh auf 2 ct/kWh und damit um 12,59 Prozent. Steigende Kosten werden auch im Netzgebiet der Ver- und Entsorgungswerke Bad Muskau in Sachsen fällig. Hier ist eine Erhöhung um 11,72 Prozent zu erwarten, von 1,83 ct/kWh auf 2,04 ct/kWh. Höhere Netzkosten erwarten Familienhaushalte auch im sehr großen Netzgebiet der Westnetz. Dort fallen im neuen Jahr 2,06 ct/kWh anstatt 1,85 ct/kWh an. Das ist eine Steigerung von 11,31 Prozent.
Die größte prozentuale Verteuerung der Netznutzungsentgelte erwartet Familienhaushalte in Brandenburg bei den Stadt- und Überlandwerken Lübben. Hier steigen die Kosten um 14,64 Prozent, von 1,4 ct/kWh auf 1,6 ct/kWh. Im Gebiet der Gasversorgung Vorpommern ist eine Erhöhung von 13,19 Prozent zu erwarten. Die Durchleitungskosten werden hier im neuen Jahr mit 1,3 ct/kWh veranschlagt, im Gegensatz zu 1,15 ct/kWh in 2020. Ein großer prozentualer Anstieg erwartet auch Kunden der Vereinigten Stadtwerke Netz in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Die Netzkosten werden dort um 12,92 Prozent teurer. Statt 1,33 ct/kWh müssen nun 1,51 ct/kWh entrichtet werden.
Günstiger wird es kommenden Jahr für Familienhaushalte im Netzgebiet der Netzwerke Saarlouis im Saarland. Statt 2,45 ct/kWh werden hier nur noch Netzkosten von 2,09 ct/kWh veranschlagt. Das ist eine Senkung um ‑14,5 Prozent. Senkungen dürften ebenfalls Kunden der Energie und Versorgung Butzbach freuen. Hier sinken die Gas-Durchleitungskosten um ‑10,33 Prozent, nämlich von 1,79 ct/kWh auf 1,6 ct/kWh. Die Stadtwerke Ansbach aus Bayern senken ihre Netzkosten ebenfalls: von 1,33 ct/kWh auf 1,2 ct/kWh und damit um ‑9,91 Prozent. Durch einen Netzbetreiberwechsel von Hansegas zu TraveNetz dürfen sich außerdem Kunden in einigen Postorten in Mecklenburg-Vorpommern über günstigere Entgelte freuen. Dazu zählen u. a. Meetzen, Carlow und Dechow. Dort sinken die Kosten von 2,21 ct/kWh auf 1,71 ct/kWh und damit um ‑22,49 Prozent. Dies macht im deutschlandweiten Vergleich gleichzeitig auch die deutlichste prozentuale Senkung aus.
Prozentuale Veränderung der endgültigen Gasnetzentgelte 2021 gegenüber 2020
Abnahmefall: Familien-Haushalt, 20.000 kWh/a, 11 kW Leistung
Vergleicht man die als vorläufig gekennzeichneten Netzentgelte mit den nun bekannt gegebenen endgültigen Kosten, zeigen sich keine großen Veränderungen. Von den bisher 161 Netzbetreibern mit veröffentlichten Entgelten bleiben die endgültigen Entgelte bei 139 Betreibern unverändert. 14 Netzbetreiber haben ihre Durchleitungskosten minimal nach unten angepasst (um maximal 5,4 Prozent). Acht Netzbetreiber haben die Kosten um maximal 3,78 Prozent erhöht.
Im Durchschnitt sinken die endgültigen Kosten im Vergleich zu den vorläufigen um ‑0,04 Prozent bzw. 0,0005 ct/kWh. Die stärkste Anpassung nach oben vermeldete Erdgas Mittelsachsen mit 3,78 Prozent, von 2,42 ct/kWh auf 2,52 ct/kWh. Die größte Anpassung nach unten gaben die Stadtwerke Haiger aus Hessen bekannt. Hier sinken endgültigen Netzkosten im Vergleich zu den vorläufigen um ‑5,39 Prozent, von 1,71 ct/kWh auf 1,62 ct/kWh.
Die nur geringfügigen Anpassungen der endgültigen im Vergleich zu den vorläufigen Netznutzungsentgelten zeigen, dass die im Oktober bekannt gegebenen vorläufigen Kosten immer genauer werden. Dennoch dürften insgesamt fortschreitenden Preissteigerungen die betroffenen Kunden nicht erfreuen. Zusätzlich zu den steigenden Durchleitungskosten könnte auch die ab dem kommenden Jahr fällige CO2-Bepreisung dazu beitragen, dass der Gaspreis insgesamt steigt. Der CO2-Preis wird 2021 zunächst 25 Euro pro Tonne betragen, bzw. 0,455 ct/kWh.
Methodik: Der Berechnung liegen die bislang veröffentlichten vorläufigen Entgelte von 161 der 692 Verteilnetzbetreiber zugrunde, die einer Gebietsabdeckung der bundesdeutschen Postleitzahl-Ort-Kombinationen (synonym Postorte) von rund 58 Prozent entsprechen. Alle Preise verstehen sich netto. Der durchschnittliche Jahrespreis der Netzentgelte des gesondert betrachteten Abnahmefalls wurde nach Netzgröße (Anzahl der angeschlossenen Postorte) gewichtet. Fehlende Angaben werden in den Karten ebenso wie Gebiete ohne Gasversorgung weiß dargestellt. Der ermittelte Jahrespreis setzt sich zusammen aus den Netzkosten und den Kosten für das Messsystem (Standardmesskonfiguration).