Aktuelles | 17. Dezember 2020

Endgültige Netzentgelte Gas: Erwartete Preissteigerungen bestätigen sich

Schon der Blick auf die im Oktober veröffentlichten vorläufigen Netznutzungsentgelte für die Energieart Gas ließ vermuten, dass die sich im Vorjahr abzeichnende Trendwende hin zu Preissteigerungen fortsetzt (vgl. Newsletter 069). Verglich man die Preise der deutschen Netzbetreiber anhand eines typischen Familienhaushalts, so war eine nach Postorten gewichtete durchschnittliche Steigerung von 1,64 ct/kWh auf 1,67 ct/kWh zu beobachten. Dies bedeutete ein Plus von rund 1,83 Prozent. Die bisher veröffentlichten endgültigen Entgelte bestätigen diesen Trend.

Von 692 Netz­be­trei­bern haben bereits 161 ihre end­gül­ti­gen Ent­gel­te bekannt gege­ben. Dies betrifft 6.037 Postor­te und somit eine Gebiets­ab­de­ckung von rund 58 Pro­zent. Alle Abnah­me­fäl­le, von Sin­gle- über Fami­li­en­haus­hal­ten bis hin zu Gewer­be­be­trie­ben, müs­sen im kom­men­den Jahr mit höhe­ren Netz­nut­zungs­ent­gel­ten rech­nen. Ein Sin­gle-Haus­halt mit einem durch­schnitt­li­chen Ver­brauch von 7.000 kWh im Jahr zahl­te 2020 noch 149,73 Euro. Im Jahr 2021 sind es 151,48 Euro und damit 1,17 Pro­zent mehr. Fami­li­en mit einem gemit­tel­ten Jah­res­ver­brauch von 20.000 kWh, zah­len aktu­ell 327,90 Euro jähr­lich. Hier stei­gen die Durch­lei­tungs­kos­ten um 1,5 Pro­zent auf 332,83 Euro. Klei­ne­re Gewer­be­be­trie­be mit einem jähr­li­chen Ver­brauch von 200.000 kWh erle­ben einen ähn­lich hohen pro­zen­tua­len Anstieg im Bereich der Netz­ent­gel­te. Hier steigt die jähr­li­che Belas­tung um 1,52 Pro­zent von 2.544,19 Euro auf 2.582,78 Euro. Grö­ße­re Gewer­be­be­trie­be mit einem Ver­brauch von 5.000.000 kWh zah­len in die­sem Jahr noch 40.353,09 Euro an Durch­lei­tungs­kos­ten. Im kom­men­den Jahr wer­den es 41.061,49 Euro sein. Mit 1,79 Pro­zent liegt in die­sem Bereich die höchs­te pro­zen­tua­le Stei­ge­rung vor.

Betrach­tet man einen exem­pla­ri­schen Fami­li­en­haus­halt mit einem durch­schnitt­li­chen jähr­li­chen Gas­ver­brauch von 20.000 kWh, so berech­nen die Stadt­wer­ke Treucht­lin­gen aus Bay­ern die höchs­ten Ent­gel­te für die Netz­nut­zung. Hier wer­den zukünf­tig 2,9 ct/​kWh fäl­lig. Eben­falls hohe Kos­ten berech­net die E.DIS Netz in Bran­den­burg und Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Fami­li­en­haus­hal­te zah­len dort zukünf­tig Netz­kos­ten von 2,69 ct/​kWh. Auch die Stadt­wer­ke Havel­berg aus Sach­sen-Anhalt bewe­gen sich mit Durch­lei­tungs­kos­ten von 2,67 ct/​kWh im obe­ren Bereich. Erd­gas Mit­tel­sach­sen, glei­cher­ma­ßen aus Sach­sen-Anhalt, zählt mit 2,52 ct/​kWh eben­falls zu den Netz­be­trei­bern mit den höchs­ten Entgelten.

Beson­ders güns­tig fal­len für den genann­ten Mus­ter­haus­halt hin­ge­gen die Durch­lei­tungs­kos­ten der SVS-Ver­sor­gungs­be­trie­be aus Nord­rhein-West­fa­len mit 0,95 ct/​kWh aus. Die Stadt­wer­ke Röthen­bach a. d. Peg­nitz aus Bay­ern ver­an­schla­gen mit 1,03 ct/​kWh eben­falls eher gerin­ge Netz­ent­gel­te für Fami­li­en­haus­hal­te. Eben­so hal­ten es die Stadt­wer­ke Rothen­burg (Wüm­me) aus Nie­der­sach­sen mit 1,09 ct/​kWh. Über ver­gleichs­wei­se gerin­ge Netz­nut­zungs­ent­gel­te dür­fen sich auch Gas­kun­den der Ener­gie­net­ze Bay­ern mit Sitz in Regens­burg freu­en. Hier wer­den 1,12 ct/​kWh fällig.

Preis­ni­veau der end­gül­ti­gen Netz­ent­gel­te Gas 2021 in ct/​kWh
Abnah­me­fall: Fami­li­en-Haus­halt, 20.000 kWh/​a, 11 kW Leistung

Im Ver­gleich zum noch lau­fen­den Jahr wer­den die Stadt­wer­ke Pase­walk aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern ihre end­gül­ti­gen Netz­ent­gel­te im Jahr 2021 am stärks­ten erhö­hen. Gas­ver­sorg­te Fami­li­en­haus­hal­te mit einem durch­schnitt­li­chen Jah­res­ver­brauch von 20.000 kWh zah­len dort 2,49 ct/​kWh statt 2,27 ct/​kWh, also 9,87 Pro­zent mehr. Kun­den der Netz­ge­sell­schaft Forst (Lau­sitz) aus Bran­den­burg erwar­tet eben­falls eine Ver­teue­rung der Netz­ent­gel­te. Hier stie­gen die Kos­ten von 1,78 ct/​kWh auf 2 ct/​kWh und damit um 12,59 Pro­zent. Stei­gen­de Kos­ten wer­den auch im Netz­ge­biet der Ver- und Ent­sor­gungs­wer­ke Bad Mus­kau in Sach­sen fäl­lig. Hier ist eine Erhö­hung um 11,72 Pro­zent zu erwar­ten, von 1,83 ct/​kWh auf 2,04 ct/​kWh. Höhe­re Netz­kos­ten erwar­ten Fami­li­en­haus­hal­te auch im sehr gro­ßen Netz­ge­biet der West­netz. Dort fal­len im neu­en Jahr 2,06 ct/​kWh anstatt 1,85 ct/​kWh an. Das ist eine Stei­ge­rung von 11,31 Prozent.

Die größ­te pro­zen­tua­le Ver­teue­rung der Netz­nut­zungs­ent­gel­te erwar­tet Fami­li­en­haus­hal­te in Bran­den­burg bei den Stadt- und Über­land­wer­ken Lüb­ben. Hier stei­gen die Kos­ten um 14,64 Pro­zent, von 1,4 ct/​kWh auf 1,6 ct/​kWh. Im Gebiet der Gas­ver­sor­gung Vor­pom­mern ist eine Erhö­hung von 13,19 Pro­zent zu erwar­ten. Die Durch­lei­tungs­kos­ten wer­den hier im neu­en Jahr mit 1,3 ct/​kWh ver­an­schlagt, im Gegen­satz zu 1,15 ct/​kWh in 2020. Ein gro­ßer pro­zen­tua­ler Anstieg erwar­tet auch Kun­den der Ver­ei­nig­ten Stadt­wer­ke Netz in Meck­len­burg-Vor­pom­mern und Schles­wig-Hol­stein. Die Netz­kos­ten wer­den dort um 12,92 Pro­zent teu­rer. Statt 1,33 ct/​kWh müs­sen nun 1,51 ct/​kWh ent­rich­tet werden.

Güns­ti­ger wird es kom­men­den Jahr für Fami­li­en­haus­hal­te im Netz­ge­biet der Netz­wer­ke Saar­lou­is im Saar­land. Statt 2,45 ct/​kWh wer­den hier nur noch Netz­kos­ten von 2,09 ct/​kWh ver­an­schlagt. Das ist eine Sen­kung um ‑14,5 Pro­zent. Sen­kun­gen dürf­ten eben­falls Kun­den der Ener­gie und Ver­sor­gung Butz­bach freu­en. Hier sin­ken die Gas-Durch­lei­tungs­kos­ten um ‑10,33 Pro­zent, näm­lich von 1,79 ct/​kWh auf 1,6 ct/​kWh. Die Stadt­wer­ke Ans­bach aus Bay­ern sen­ken ihre Netz­kos­ten eben­falls: von 1,33 ct/​kWh auf 1,2 ct/​kWh und damit um ‑9,91 Pro­zent. Durch einen Netz­be­trei­ber­wech­sel von Han­se­gas zu Tra­ve­Netz dür­fen sich außer­dem Kun­den in eini­gen Postor­ten in Meck­len­burg-Vor­pom­mern über güns­ti­ge­re Ent­gel­te freu­en. Dazu zäh­len u. a. Meet­zen, Car­low und Dechow. Dort sin­ken die Kos­ten von 2,21 ct/​kWh auf 1,71 ct/​kWh und damit um ‑22,49 Pro­zent. Dies macht im deutsch­land­wei­ten Ver­gleich gleich­zei­tig auch die deut­lichs­te pro­zen­tua­le Sen­kung aus.

Pro­zen­tua­le Ver­än­de­rung der end­gül­ti­gen Gas­netz­ent­gel­te 2021 gegen­über 2020
Abnah­me­fall: Fami­li­en-Haus­halt, 20.000 kWh/​a, 11 kW Leistung

Ver­gleicht man die als vor­läu­fig gekenn­zeich­ne­ten Netz­ent­gel­te mit den nun bekannt gege­be­nen end­gül­ti­gen Kos­ten, zei­gen sich kei­ne gro­ßen Ver­än­de­run­gen. Von den bis­her 161 Netz­be­trei­bern mit ver­öf­fent­lich­ten Ent­gel­ten blei­ben die end­gül­ti­gen Ent­gel­te bei 139 Betrei­bern unver­än­dert. 14 Netz­be­trei­ber haben ihre Durch­lei­tungs­kos­ten mini­mal nach unten ange­passt (um maxi­mal 5,4 Pro­zent). Acht Netz­be­trei­ber haben die Kos­ten um maxi­mal 3,78 Pro­zent erhöht.

Im Durch­schnitt sin­ken die end­gül­ti­gen Kos­ten im Ver­gleich zu den vor­läu­fi­gen um ‑0,04 Pro­zent bzw. 0,0005 ct/​kWh. Die stärks­te Anpas­sung nach oben ver­mel­de­te Erd­gas Mit­tel­sach­sen mit 3,78 Pro­zent, von 2,42 ct/​kWh auf 2,52 ct/​kWh. Die größ­te Anpas­sung nach unten gaben die Stadt­wer­ke Hai­ger aus Hes­sen bekannt. Hier sin­ken end­gül­ti­gen Netz­kos­ten im Ver­gleich zu den vor­läu­fi­gen um ‑5,39 Pro­zent, von 1,71 ct/​kWh auf 1,62 ct/​kWh.

Die nur gering­fü­gi­gen Anpas­sun­gen der end­gül­ti­gen im Ver­gleich zu den vor­läu­fi­gen Netz­nut­zungs­ent­gel­ten zei­gen, dass die im Okto­ber bekannt gege­be­nen vor­läu­fi­gen Kos­ten immer genau­er wer­den. Den­noch dürf­ten ins­ge­samt fort­schrei­ten­den Preis­stei­ge­run­gen die betrof­fe­nen Kun­den nicht erfreu­en. Zusätz­lich zu den stei­gen­den Durch­lei­tungs­kos­ten könn­te auch die ab dem kom­men­den Jahr fäl­li­ge CO2-Beprei­sung dazu bei­tra­gen, dass der Gas­preis ins­ge­samt steigt. Der CO2-Preis wird 2021 zunächst 25 Euro pro Ton­ne betra­gen, bzw. 0,455 ct/​kWh.

Metho­dik: Der Berech­nung lie­gen die bis­lang ver­öf­fent­lich­ten vor­läu­fi­gen Ent­gel­te von 161 der 692 Ver­teil­netz­be­trei­ber zugrun­de, die einer Gebiets­ab­de­ckung der bun­des­deut­schen Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen (syn­onym Postor­te) von rund 58 Pro­zent ent­spre­chen. Alle Prei­se ver­ste­hen sich net­to. Der durch­schnitt­li­che Jah­res­preis der Netz­ent­gel­te des geson­dert betrach­te­ten Abnah­me­falls wur­de nach Netz­grö­ße (Anzahl der ange­schlos­se­nen Postor­te) gewich­tet. Feh­len­de Anga­ben wer­den in den Kar­ten eben­so wie Gebie­te ohne Gas­ver­sor­gung weiß dar­ge­stellt. Der ermit­tel­te Jah­res­preis setzt sich zusam­men aus den Netz­kos­ten und den Kos­ten für das Mess­sys­tem (Stan­dard­mess­kon­fi­gu­ra­ti­on).

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