Betrachtet man einige konkrete Abnahmefälle, so zeigt sich auch hier, dass die Steigerungen – wenn überhaupt – nur recht gering ausfallen. Ein Single-Haushalt mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 1.500 kWh muss in diesem Jahr beispielsweise Netzkosten in Höhe von 163,38 Euro entrichten. Im Vergleich zum Vorjahr mit 162,20 Euro ist dies eine Steigerung von +0,73 Prozent. Familienhaushalte mit einem Durchschnittsverbrauch von 4.000 kWh zahlen in diesem Jahr 315,05 Euro anstatt 314,47 Euro. Dies entspricht einer Erhöhung von nur +0,19 Prozent. Gewerbebetriebe, die einen Verbrauch von 40.000 kWh jährlich haben, zahlen in diesem Jahr sogar weniger als noch in 2020. Hier sinken die Netzkosten insgesamt von 2.507,14 Euro auf 2.499,10 Euro und damit um ‑0,32 Prozent. Auch in leistungsgemessenen Gewerbebetrieben mit höheren Verbräuchen steigen die Netzkosten nur geringfügig an:
- Gewerbe (RLM, Niederspannung, 35 kW, 100.000 kWh/a, >2.500 h): +0,58 % auf 6.296,07 Euro
- Gewerbe (RLM, Niederspannung, 50 kW, 100.000 kWh/a, <2.500 h): +0,41 % auf 7.031,25 Euro
- Gewerbe (RLM, Mittelspannung, 150 kW, 400.000 kWh/a, >2.500 h): +0,89 % auf 20.587,08 Euro
- Gewerbe (RLM, Mittelspannung, 200 kW, 400.000 kWh/a, <2.500 h): +0,99 % auf 22.451,07 Euro
Für einen beispielhaft gewählten Familienhaushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3.500 kWh veranschlagt das Elektrizitätswerk Hindelang in Bayern mit 12,35 ct/kWh in diesem Jahr die höchsten Netzentgelte. Auch die Stadtwerke Lambrecht (Pfalz) aus Rheinland-Pfalz liegen mit 12,15 ct/kWh im bundesweiten Preisvergleich sehr weit oben. Teuer wird es ebenfalls für Musterkunden der Versorgungsbetriebe Bordesholm in Schleswig-Holstein mit 12,01 ct/kWh. Erwähnenswert ist hier, dass sie im Regelgebiet der TenneT liegen, welcher als einziger der vier Übertragungsnetzbetreiber die Netzentgelte senkt.
Die niedrigsten Netzentgelte für den genannten Musterhaushalt berechnet die EVE Netz aus Niedersachsen mit 4,81 ct/kWh. Auch die Energienetze Bayern sind mit 4,91 ct/kWh vergleichsweise günstig. Ebenso die Regensburg Netz GmbH aus Bayern: Hier zahlen Familienhaushalte 5,22 ct/kWh für die Netzentgelte. Alle drei Netzbetreiber liegen im Gebiet der TenneT mit gesunkenen Übertragungsnetzentgelten.
Preisniveau der endgültigen Netzentgelte Strom 2021 in ct/kWh
Abnahmefall: Familien-Haushalt, 3.500 kWh, SLP, Niederspannung
Die größte prozentuale Steigerung verzeichnen ebenfalls die oben bereits genannten Stadtwerke Lambrecht (Pfalz). Sie haben die Netzentgelte für 2021 im Vergleich zu denen von 2020 um +33,56 Prozent angehoben, nämlich von 9,1 ct/kWh auf 12,15 ct/kWh. Dies ist gleichzeitig die stärkste absolute Steigerung in Bezug zum Vorjahr innerhalb Deutschlands. Eine weitere vergleichsweise hohe prozentuale Veränderung findet sich im Netzgebiet der Stadtwerke Metzingen in Baden-Württemberg. Hier steigen die Netzentgelte um +29,72 Prozent, von 5,2 ct/kW auf 6,75 ct/kWh. Die Stadtwerke liegen im Regelgebiet der TransnetBW, welche die Übertragungsnetzentgelte für 2021 mit +10 Prozent am stärksten erhöht hat. Auch bei den Stadtwerken Ramstein-Miesenbach aus Rheinland-Pfalz steigen die Netzentgelte vergleichsweise stark: um +29,72 Prozent, von 5,24 ct/kWh auf 6,48 ct/kWh.
Eine starke absolute Veränderung zeigt sich bei der Saerbecker Ver- und Entsorgungsgesellschaft. Im Vergleich zum Vorjahr steigen die Netzentgelte hier um 1,76 ct/kWh. Im deutschlandweiten Vergleich der endgültigen Entgelte liegen die Stadtwerke Schwarzenberg mit einer Veränderung von 1,66 ct/kWh zwischen 2020 und 2021 ebenfalls sehr weit oben.
Die stärksten prozentualen Senkungen sind auf Netzbetreiberwechsel zurückzuführen. Dies ist zum Beispiel bei Stromnetz Weilheim in Bayern der Fall (Wechsel von Bayernwerk Netz). Für den Familienhaushalt werden in diesem Jahr ‑34,9 Prozent weniger Netzentgelte fällig, als noch im Vorjahr. Sie sinken von 8,12 ct/kWh auf 5,29 ct/kWh. Im absoluten bundesdeutschen Vergleich ist dies die zweitstärkste Reduzierung. Familienhaushalte in zahlreichen Postorten in Schleswig-Holstein profitieren von einem Netzbetreiberwechsel von der Schleswig-Holstein Netz zur TraveNetz. Dort sinken die Entgelte jetzt von11,63 ct/kWh auf 7,74 ct/kWh und damit um ‑33,48 Prozent. Die TraveNetz verzeichnet damit auch die größte absolute Kostensenkung. Ein Netzbetreiberwechsel (von Avacon Netz zu den Stadtwerken Elm-Lappwald) kommt auch den Musterhaushalten in mehreren Postorten in Niedersachsen zugute. Dort sinken die Netzentgelte von 8,59 ct/kWh auf 5,96 ct/kWh und damit um ‑30,6 Prozent. Auch bezogen auf den Centpreis pro Kilowattstunde liegt dieser Netzbetreiber im bundesweiten Vergleich auf Platz drei. Die günstigsten Netzbetreiber ohne Betreiberwechsel sind die Gemeindewerke Niefern-Öschelbronn (-19,94 Prozent), die Stadtwerke Klingenberg (-17,89 Prozent) sowie die EVE Netz (-17,20 Prozent).
Prozentuale Veränderung der endgültigen Stromnetzentgelte 2021 gegenüber 2020
Abnahmefall: Familien-Haushalt, 3.500 kWh, SLP, Niederspannung
In insgesamt 544 Postorten wurden die endgültigen Stromnetzentgelte nach unten angepasst, um max. 27,96 Prozent bzw. 2,31 ct/kWh. In 580 Postorten wurden die Kosten nach oben korrigiert und zwar um max. 28,11 Prozent bzw. 1,69 ct/kWh. In 13.263 Postorten – und damit der großen Mehrheit – bleiben die endgültigen Entgelte im Vergleich zu den als „vorläufig“ gekennzeichneten unverändert. Die durchschnittliche Anpassung der endgültigen in Bezug auf die vorläufigen Entgelte liegt damit bei nur ‑0,025 Prozent.
Die stärkste Senkung zwischen den vorläufigen und endgültigen Entgelten findet sich bei den Stadtwerken Elm-Lappwald in Niedersachsen mit ‑27,96 Prozent, von 8,28 ct/kWh auf 5,96 ct/kWh. Reduziert haben auch die Stadtwerke Langen in Hessen: um ‑7,38 Prozent, von 7,72 ct/kWh auf 7,15 ct/kWh. Bei den Stadtwerken Schweinfurt in Bayern zeigt sich ebenfalls eine Korrektur nach unten. Sie beziffern die endgültigen Netzentgelte mit 7,28 ct/kWh. Ausgehend von den als „vorläufig“ gekennzeichneten Entgelten 7,72 ct/kWh ist dies eine Senkung um ‑5,7 Prozent.
Höhere Entgelte als zunächst vermutet wird die bayerische EVU Gemeinde Hemhofen Stromversorgung berechnen. Die endgültigen Durchleitungsgebühren steigen im Vergleich zu den vorläufigen um +28,11 Prozent, von 6,01 ct/kWh auf 7,7 ct/kWh. Auch die sächsischen Stadtwerke Schwarzenberg veranschlagen mehr, als noch im Oktober angegeben. Dort steigen die Entgelte von 9,11 ct/kWh auf 10,33 ct/kWh. Dies ist ein Plus von +13,39 Prozent. Eine Korrektur nach oben findet sich ebenfalls bei den Stadtwerken Olching Stromnetz in Bayern. Die endgültigen Entgelte verändern sich hier von 5,2 ct/kWh auf 5,85 ct/kWh und damit um +12,59 Prozent.
Die zwar wenigen, aber dennoch teils deutlichen genannten Veränderungen in den endgültigen Netzentgelten zeigen, wie wichtig es ist, Entgelte nicht nur einmalig zu kalkulieren. Die aktuellen Kostenentwicklungen müssen regelmäßig im Blick behalten und verglichen werden. Daraus resultierend sollte auch das eigene Margenpotenzial regelmäßig geprüft und bei Bedarf angepasst werden, um jederzeit wettbewerbsfähig zu bleiben.
Methodik: Alle Preise verstehen sich netto. Der durchschnittliche spezifische Arbeitspreis der Netzentgelte wurde nach Netzgröße (Anzahl der angeschlossenen Postorte) gewichtet. In den Berechnungen wurden nur Netzbetreiber berücksichtigt, die bereits ein endgültiges Entgelt für 2021 bekanntgegeben haben. Der spezifische Kilowattstundenpreis setzt sich zusammen aus den Netzkosten (Arbeitspreis + auf die Jahresarbeit umgelegter Grundpreis) und den Kosten für das Messsystem (Eintarif Drehstromzähler).