Aktuelles | 20. Dezember 2018

Gaspreise in der Grundversorgung steigen im Schnitt moderat

Zum Jahreswechsel reagieren üblicherweise viele Grundversorger mit Preisanpassungen auf geänderte Netzentgelte des Folgejahres. Auch zum 1. Januar 2019 haben 276 und damit 38,9 Prozent aller Unternehmen Preisanpassungen angekündigt, betroffen sind deutschlandweit 488 Tarife (30,8 %). Beim Vergleich mit den als vorläufig veröffentlichten Entgelten im Gasverteilnetz lassen sich allerdings keine eindeutigen Korrelationen mit den Grundversorgungspreisen erkennen, in vielen Netzgebieten ist die Entwicklung sogar gegenläufig. Somit scheinen sich hier vielmehr steigende Beschaffungspreise auf den Preis niederzuschlagen, wie bereits in einigen Fachmedien zu lesen war.

Die eben­falls wie­der­holt ver­öf­fent­lich­ten Pro­gno­sen teils star­ker Preis­stei­ge­run­gen von mehr als 7 Pro­zent sind dage­gen mit Vor­sicht zu genie­ßen. Zwar lässt sich bei der undif­fe­ren­zier­ten Betrach­tung nur jener Grund­ver­sor­ger, die ihre Tari­fe zum 1. Janu­ar anpas­sen (ein­schließ­lich Grund­ver­sor­ger-Wech­sel), im Schnitt eine Erhö­hung der Prei­se um +7 Pro­zent von 1.150,60 Euro auf 1.231,06 Euro errech­nen. Dies betrifft aller­dings nur 2.221 bzw. 20,2 Pro­zent aller gas­ver­sorg­ten Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen. Somit wird die Rea­li­tät nur ten­den­zi­ös abge­bil­det, blei­ben die Prei­se zum 1.1. doch in rund 80 Pro­zent der gas­ver­sorg­ten Haus­hal­te unverändert.

Der Berech­nung liegt der Abnah­me­fall eines Fami­li­en­haus­halts mit einem Jah­res­be­darf von 20.000 kWh zugrun­de, der laut Moni­to­ring­be­richt 2018 der Bun­des­netz­agen­tur einen durch­schnitt­li­chen Gas­ver­brauch dar­stellt. Bei Errech­nung eines gewich­te­ten Durch­schnitts­prei­ses, der die tat­säch­li­che Grö­ße der ein­zel­nen Ver­sor­gungs­ge­bie­te berück­sich­tigt, erge­ben sich für 2019 ande­re Zah­len. Im bun­des­deut­schen Durch­schnitt stei­gen die Kos­ten nur mode­rat um 1,4 Pro­zent von 1.173,36 auf 1.189,57 Euro, auch wenn es lokal deut­li­che Unter­schie­de geben kann.

Die stärks­te pro­zen­tua­le Erhö­hung fin­det sich im Tarif G46“ der Stadt­wer­ke Vlo­tho in Nord­rhein-West­fa­len, der um +21,3 Pro­zent auf 1.115,20 Euro steigt. Damit lie­gen die jähr­li­chen kos­ten aller­dings noch unter dem gewich­te­ten Bun­des­durch­schnitt. Deut­li­che Erhö­hun­gen neh­men auch die Stadt­wer­ke Bad Fried­richs­hall in Baden-Würt­tem­berg (+21 % auf 1.177,04 Euro) vor, deren Prei­se damit eben­falls unter dem Mit­tel blei­ben. Anders zeigt es sich bei den Gemein­de­wer­ken Bai­er­s­bronn (Baden-Würt­tem­berg), die den Grund­ver­sor­gungs­preis um 20,8 Pro­zent bzw. 250 Euro auf 1.450 Euro anhe­ben. Dies stellt auch die höchs­te abso­lu­te Stei­ge­rung aller Ver­sor­ger dar.

In wei­te­ren 278 Postor­ten stei­gen die Kos­ten für die Gas­grund­ver­sor­gung um 10 Pro­zent oder mehr. Dar­un­ter fin­den sich unter ande­rem die Lie­fer­ge­bie­te der Heil­bron­ner Ver­sor­gung, SW Schles­wig, SW Hei­de, EV Sylt, SW Lin­dau, SW Bam­berg, inf­ra fürth, VB Elbe (Meck­len­burg-Vor­pom­mern), SW Her­ford, SW Ratin­gen, SW Göt­tin­gen, SW Neu­wied, EVI Hil­des­heim, EV Selb-Markt­red­witz, SW Len­ge­rich, SW Schaum­burg-Lip­pe, SW Schwä­bisch Hall, enwag (Wetz­lar), SW Gotha, EV Lever­ku­sen, WVV Würz­burg, SW Quick­born und der Gas­ver­sor­gung Des­sau. Dort sind jeweils min­des­tens 5 Postor­te von den Erhö­hun­gen betrof­fen. Ins­ge­samt stei­gen die Prei­se in 2.069 Postor­ten ohne Grund­ver­sor­ger­wech­sel. Für den Wett­be­werb dürf­ten die betrof­fe­nen Gebie­te im kom­men­den Jahr attrak­ti­ve Ver­triebs­chan­cen eröffnen.

Preis­än­de­run­gen in der Grund­ver­sor­gung zum 1. Janu­ar 2019
Abnah­me­fall: Haus­halt, SLP, 20.000 kWh/​Jahr

Am ande­ren Ende der Ska­la las­sen sich auch Redu­zie­run­gen beob­ach­ten. Gas­kun­den der Stadt­wer­ke Leip­zig pro­fi­tie­ren von der deut­lichs­ten Preis­sen­kung im Tarif L‑Gas.basis“ um ‑15,1 Pro­zent auf 1.221 Euro pro Jahr. Die Redu­zie­rung um ‑216,40 Euro stellt auch die höchs­te abso­lu­te Sen­kung dar. Ins­ge­samt ver­rin­gern aber nur sehr weni­ge Ver­sor­ger die Prei­se, nur in 56 Postor­ten ohne Ver­sor­ger­wech­seln lässt sich eine Erspar­nis beob­ach­ten. Dar­un­ter fal­len Lie­fer­ge­bie­te der Stadt­wer­ke Neu­stadt an der Orla (Thü­rin­gen) oder der Rhö­n­Ener­gie (Ful­da und Osthessen).

Wei­te­re Preis­än­de­run­gen erge­ben sich 2019 außer­dem durch die tur­nus­ge­mä­ße Fest­stel­lung des ange­stamm­ten Ver­sor­gers in den ein­zel­nen Netz­ge­bie­ten. Gemäß § 36 Abs. 2 EnWG wird der zustän­di­ge Grund­ver­sor­ger alle drei Jah­re zum 1. Juli neu ermit­telt. Das Unter­neh­men, das am Stich­tag die meis­ten Haus­halts­kun­den in einem Netz­ge­biet belie­fert, ist in den fol­gen­den drei Jah­ren Grund­ver­sor­ger. Davon sind im nächs­ten Jahr ins­ge­samt 90 Postor­te betroffen.

Gas­ab­neh­mer, die 2019 im säch­si­schen Löbau in die Grund­ver­sor­gung wech­seln, pro­fi­tie­ren vom Über­gang der Zustän­dig­keit von der ENSO zu den Stadt­wer­ken Löbau, wo mit 1.112 Euro ‑5,6 Pro­zent nied­ri­ge­re Kos­ten in Rech­nung gestellt wer­den. Auch in zwei mit­tel­säch­si­schen Kom­mu­nen ändert sich der Grund­ver­sor­ger, statt MIT­GAS wer­den die Stadt­wer­ke Döbeln ange­stamm­ter Lie­fe­rant (1.318,85 Euro, ‑4,5 %). Die Stadt­wer­ke Spey­er gewin­nen zwei rhein­land-pfäl­zi­sche Postor­te zum Ver­sor­gungs­ge­biet hin­zu (1.193 Euro, ‑2,9 %).

Auf der ande­ren Sei­te kann der Ver­sor­ger­wech­sel auch mit höhe­ren Prei­sen ver­bun­den sein. Mit +40 Pro­zent bzw. +339,28 Euro ist die Ände­rung im baye­ri­schen Olching beson­ders deut­lich, wo Ener­gie Süd­bay­ern die bis­her ange­stamm­te SWM Ver­sor­gung ablöst. Aller­dings war der Preis dort bis­her beson­ders nied­rig und bewegt sich nun auf durch­schnitt­li­chem Niveau. In den Fäl­len eines sol­chen Wech­sels sind Bestands­kun­den jedoch nicht betrof­fen, denn in § 36 Abs. 3 EnWG ist gere­gelt, dass die mit dem bis­he­ri­gen Grund­ver­sor­ger geschlos­se­nen Lie­fer­ver­trä­ge bestehen blei­ben. Nur für neue Gas­kun­den (z. B. durch einen Umzug oder Insol­venz des bis­he­ri­gen Lie­fe­ran­ten) gel­ten die neu­en Kon­di­tio­nen des zukünf­ti­gen Lieferanten.

PLZOrtGrund­ver­sor­ger bis­herGrund­ver­sor­ger 2019Ver­än­de­rungPreis 2019
02708LöbauENSOSW Löbau-5,6 %1.112,00 EUR
04749OstrauMIT­GASSW Döbeln-4,5 %1.318,85 EUR
67373Duden­ho­fenPfalz­gasSW Spey­er-2,9 %1.193,00 EUR
19322Bent­wischE.ONSW Wit­ten­ber­ge+2,1 %1.395,52 EUR
21521Wohl­torfE.ONe‑werk Sach­sen­wald+4,3 %1.158,00 EUR
94130Obern­zellE.ONEner­gie Südbayern+8,0 %1.187,60 EUR
07646Boll­bergTEAG Thü­rin­ger EnergieSW Stadt­ro­da+11,6 %1.381,10 EUR
25373Ell­er­hoopE.ONSW Elms­horn+15,2 %1.278,96 EUR
82140OlchingSWM Ver­sor­gungEner­gie Südbayern+40 %1.187,60 EUR

Die güns­tigs­ten Grund­ver­sor­gungs­prei­se für den betrach­te­ten Abnah­me­fall fin­den sich 2019 unver­än­dert bei den Stadt­wer­ken Barm­stedt (Schles­wig-Hol­stein). Im Tarif Xtra­Gas Grund­ver­sor­gung“ wer­den 895,44 Euro fäl­lig. Ähn­lich güns­tig wer­den Abneh­mer von den Stadt­wer­ken Bön­nig­heim (Baden-Würt­tem­berg, unver­än­dert 897 :Euro) und Baden-Baden (897,60 Euro) belie­fert. In wei­te­ren 160 Postor­ten fal­len jähr­li­che Kos­ten unter 1.000 Euro an, dar­un­ter Lie­fer­ge­bie­te der SW Neu­en­haus, PVU Pri­g­nitz, GV Hoya, SW Bux­te­hu­de, Bad Hon­nef AG und SW Norderstedt.

Preis­ni­veau in der Grund­ver­sor­gung ab dem 1. Janu­ar 2019
Abnah­me­fall: Haus­halt, SLP, 20.000 kWh/​Jahr

Prei­se über 1.500 Euro und damit weit über dem Durch­schnitt müs­sen Gas­kun­den in 159 Postor­ten ent­rich­ten. Dar­un­ter fin­den sich unter ande­rem die ange­stamm­ten Gebie­te der SW Schwe­rin, SW Gotha, Wer­ra­ener­gie (Thü­rin­gen), GV Des­sau und der rhen­ag (NRW). Spit­zen­rei­ter ist dabei die Ener­gie­ver­sor­gung Apol­da in Thü­rin­gen. Nach einer Erhö­hung um +6,3 Pro­zent wer­den dort 1.843,20 Euro für die Gas­be­lie­fe­rung berech­net, und damit 105,8 Pro­zent mehr als beim güns­tigs­ten Grund­ver­sor­ger aus Barmstedt.

Metho­dik: Der Aus­wer­tung lie­gen die ver­öf­fent­lich­ten Prei­se von 276 der 709 Grund­ver­sor­ger im Bun­des­ge­biet (38,9 %) bzw. 488 von 1.583 Tari­fen (30,8 %) zugrun­de. Dies betrifft 20,2 Pro­zent des gas­ver­sorg­ten bun­des­deut­schen Gebiets. Ver­gli­chen wur­den die Prei­se mit Gül­tig­keit 31.12.2018 und 1.1.2019. Alle Preis­an­ga­ben ver­ste­hen sich net­to. Der durch­schnitt­li­che spe­zi­fi­sche Arbeits­preis der Grund­ver­sor­gung wur­de nach Zahl der ver­sorg­ten Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen (syn­onym Postor­te“) gewich­tet. Betrach­tet wur­de nur das Haupt­netz in einem Post­ort. Der Kilo­watt­stun­den­preis setzt sich zusam­men aus dem Arbeits­preis und dem auf die Jah­res­ar­beit umge­leg­ten Grund­preis. Vor­aus­ge­setzt wur­de ein G4-Zähler.

In der ursprüng­li­chen Ver­si­on des News­let­ters wur­de für das Lie­fer­ge­biet der e‑rp Alzey fälsch­lich ein Preis­an­stieg von +12,4 Pro­zent durch den Wech­sel der Grund­ver­sor­gung zur EWR in Worms genannt. Tat­säch­lich ist die e‑rp zum 01.12.2018 in der EWR Worms auf­ge­gan­gen; die Lie­fer­kon­di­tio­nen in den betrof­fe­nen Postor­ten blei­ben jedoch unver­än­dert. Wir bit­ten, das Ver­se­hen zu entschuldigen.

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