Aktuelles | 22. November 2024

Grundversorgungspreise für Musterhaushalte reagieren auf steigende Netzentgelte

  • Neue Grundversorgungstarife liegen für 43 Prozent der gasversorgten Gebiete vor
  • 32 Prozent der Gasgrundversorger haben ihre neuen Preise veröffentlicht (230 von 717)
  • Grundversorgungstarife steigen im Musterhaushalt um +2,5 Prozent
  • Durchschnittliches Preisniveau 2025 bei 2.408,62 Euro
  • Preissteigerungen im Norden und Nordosten Deutschlands und Teilen von NRW

Die Ent­wick­lung der vor­läu­fi­gen Gas­netz­ent­gel­te ließ schon erah­nen, dass auch die Grund­ver­sor­gungs­prei­se im Gas zum Jah­res­wech­sel 2024/2025 einen kräf­ti­gen Auf­wärts­trend erle­ben wer­den. Unter ande­rem hat­ten gestie­ge­ne Ent­gel­te der vor­ge­la­ger­ten Fern­lei­tungs­netz­ebe­ne, gesun­ke­ne Abnah­me­men­gen sowie ver­kürz­te Abschrei­bungs­mög­lich­kei­ten für Ver­teil­netz­an­la­gen nach der KANU 2.0“-Festlegung je nach Abnah­me­fall für stei­gen­de Kos­ten von +20 bis rund +25 Pro­zent gesorgt (vgl. auch News­let­ter NNG Nr. 077). Bis Mit­te Novem­ber muss­ten Grund­ver­sor­ger, die ihre Prei­se dar­auf­hin zum 1. Janu­ar 2025 anpas­sen möch­ten, ihre Tarifak­tua­li­sie­run­gen veröffentlichen.

Ins­ge­samt 230 Gas­ver­sor­ger mach­ten von der Mög­lich­keit Gebrauch, sie belie­fern rund 43 Pro­zent des gas­ver­sorg­ten Gebiets. Womög­lich zu früh, denn erst an die­sem Mitt­woch wur­de bekannt gege­ben, dass die Gas­spei­cher­um­la­ge zum Jah­res­be­ginn um +19,6 Pro­zent auf 0,299 ct/​kWh steigt und wei­te­ren Druck auf die Kal­ku­la­tio­nen aus­üben dürf­te. Sor­gen wer­den Gas­ver­trie­ben außer­dem Medi­en­be­rich­te berei­ten, nach denen sich durch KANU 2.0 noch bei wei­te­ren Netz­be­trei­bern deut­li­che Ent­gelt­stei­ge­run­gen erge­ben könnten.

Die neu ver­öf­fent­lich­ten Tari­fe beinhal­ten deut­li­che Teue­run­gen für Pri­vat­haus­hal­te. Ein Sin­gle­haus­halt mit einem Jah­res­ver­brauch von 7.000 kWh zahlt ab 2025 durch­schnitt­lich 946,64 Euro nach neu­er Preis­stel­lung (+9,2 %), ein Fami­li­en­haus­halt mit 20.000 kWh 2.362,94 Euro (+6,0 %), was aber noch unter dem deutsch­land­wei­ten Durch­schnitt liegt. Ein Gewer­be­be­trieb mit 200.000 kWh (125 kW Leis­tung) wird dage­gen im Schnitt ent­las­tet, mit 22.630,05 Euro muss er um ‑6,7 Pro­zent gerin­ge­re Kos­ten tra­gen. Die­se schein­bar unter­schied­li­che Ent­wick­lung erklärt sich dadurch, dass vie­le Lie­fe­ran­ten, allen vor­an E.ON Ener­gie Deutsch­land als größ­ter Grund­ver­sor­ger, vor­nehm­lich die Grund­prei­se erhö­hen. Ein leicht sin­ken­der Arbeits­preis senkt die Jah­res­kos­ten so erst bei hohen Ver­bräu­chen, wäh­rend Klein­ver­brau­cher eher benach­tei­ligt werden.

Pro­zen­tua­le Ver­än­de­rung in der Gas­grund­ver­sor­gung zum 2025 gegen­über 2024
Abnah­me­fall: Fami­­li­en-Haus­halt, SLP, 20.000 kWh/​a, 11 kW Leis­tung, Niederdruck

Bei genaue­rer Betrach­tung aus­schließ­lich der neu ver­öf­fent­lich­ten GV-Tari­fe anhand eines Mus­ter­haus­halts mit Jah­res­be­zug von 20.000 kWh zeigt sich ein unein­heit­li­ches Tarif­ge­fü­ge. Kun­den des domi­nie­ren­den Anbie­ters E.ON müs­sen sich beson­ders in Schles­wig-Hol­stein, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Bran­den­burg, Sach­sen-Anhalt und Tei­len Nord­rhein-West­fa­lens auf deut­lich stei­gen­den Kos­ten ein­stel­len, was wei­test­ge­hend mit den stei­gen­den Netz­ent­gel­ten kor­re­liert. Dage­gen pro­fi­tie­ren Gas­ab­neh­mer bei der MIT­GAS in Mit­tel­deutsch­land, bei der Thü­ga Ener­gie (Baden-Würt­tem­berg und Rhein­land-Pfalz) oder bei der N‑ERGIE in Bay­ern von deut­lich sin­ken­den Preisen.

Ins­be­son­de­re Kun­den der Stadt­wer­ke Wei­mar müs­sen sich auf hohe Kos­ten ein­stel­len. In ins­ge­samt vier Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen in Wei­mar und im benach­bar­ten Etters­burg wer­den sich die Gesamt­kos­ten 2025 auf 3.739,28 Euro belau­fen. Im Ver­gleich zum lau­fen­den Jahr (3.299,28 €) ist dies eine Stei­ge­rung um +13,3 Pro­zent. Die Stadt­wer­ke Qued­lin­burg dage­gen sen­ken die Kos­ten in Qued­lin­burg und Dit­fort zwar um ‑6,2 Pro­zent, lie­gen mit den Gesamt­kos­ten von 3.650,62 Euro aber ähn­lich hoch.

Wäh­rend in 266 Postor­ten in Bran­den­burg und Meck­len­burg-Vor­pom­mern, die von der E.ON im eige­nen Netz grund­ver­sorgt wer­den, die höchs­ten Preis­an­pas­sun­gen zu fin­den sind (+32,5 %), blei­ben die Gesamt­kos­ten für das kom­men­de Jahr den­noch mit fast ein­tau­send Euro weni­ger unter dem Preis­ni­veau im thü­rin­gi­schen Wei­mar. Ver­brau­cher erwar­tet statt der bis­he­ri­gen 2.130,47 Euro eine Rech­nung in Höhe von 2.823 Euro – den­noch ein Plus von knapp 700 Euro.

Die nied­rigs­ten Gesamt­kos­ten fin­den sich in drei Postor­ten Bad Hom­burgs. Hier redu­zie­ren die Städ­ti­schen Wer­ke den Grund­ver­sor­ger­ta­rif um ‑22,3 Pro­zent, sodass statt der bis­he­ri­gen 2.323,68 Euro nächs­tes Jahr 1.805,68 Euro berech­net werden.

Gas­kun­den im säch­si­schen Bor­na wer­den von den ansäs­si­gen Stadt­wer­ken um ‑38,9 Pro­zent ent­las­tet, dies bedeu­tet Kos­ten in Höhe von 2.537,60 Euro statt der­zeit 4.151,60 Euro; eine Erspar­nis von mehr als 1.600 Euro im Jahr. In 17 bay­ri­schen Gemein­den sowie in Ingol­stadt erwar­ten die Gas­kun­den der dor­ti­gen Stadt­wer­ke um ‑34,6 Pro­zent gerin­ge­re Belas­tun­gen als 2024. Sind es Stand jetzt 3.261,40 Euro beim betrach­te­ten Abnah­me­fall, wird sich die Sum­me nächs­tes Jahr auf nur noch 2.133,40 Euro belaufen.

Preis­ni­veau der Gas­grund­ver­sor­gung 2025 in €/​a
Abnah­me­fall: Fami­­li­en-Haus­halt, SLP, 20.000 kWh/​Jahr, 11 kW Leis­tung, Niederdruck

Wer­den alle am 1. Janu­ar 2025 gül­ti­gen Grund­ver­sor­gungs­ta­ri­fe her­an­ge­zo­gen, ändert sich das Preis­ni­veau erst ein­mal nur mode­rat gegen­über dem lau­fen­den Jahr. Im nach der Grö­ße der Grund­ver­sor­gungs­ge­bie­te gewich­te­ten Durch­schnitt bezahlt der Mus­ter­haus­halt dann 2.408,62 Euro für 20.000 kWh, was einem Anstieg von rund 2,5 Pro­zent gegen­über 2024 (2.350,43 €) ent­spricht. Am güns­tigs­ten bleibt der Gas­be­zug mit 1.189,84 Euro zunächst unver­än­dert beim Lie­fe­ran­ten Licht­blick im Netz der Han­se­Gas in Dob­bin-Lin­stow (Meck­len­burg-Vor­pom­mern). Den höchs­ten Preis berech­nen wei­ter­hin die ange­stamm­ten Stadt­wer­ke im nord­rhein-west­fä­li­schen Rees mit 4.005,23 Euro. Somit ergibt sich eine Preis­sprei­zung von beacht­li­chen 236,6 Prozent.

Mar­gen­si­che­re Tari­fe zu kal­ku­lie­ren, bleibt wei­ter eine gro­ße Her­aus­for­de­rung für Gas­ver­trie­be, ins­be­son­de­re wenn sie wie in der Grund­ver­sor­gung vie­le Unwäg­bar­kei­ten absi­chern müs­sen. Einer­seits sin­ken die Beschaf­fungs­kos­ten seit dem Peak im Herbst 2022 ten­den­zi­ell eher, ande­rer­seits müs­sen stei­gen­de Umla­gen und fast unvor­her­seh­ba­re Netz­ent­gelt­ent­wick­lun­gen ein­ge­preist wer­den. Es wird sich erst zei­gen müs­sen, ob mit der Ver­öf­fent­li­chung der end­gül­ti­gen Ver­teil­netz­ent­gel­te noch gro­ße Ver­wer­fun­gen zu erwar­ten sind, oder ob im Früh­jahr noch vie­le Grund­ver­sor­ger mit Preis­an­pas­sun­gen nachziehen. 

Auf der ande­ren Sei­te lässt sich aktu­ell aber auch errech­nen, dass die güns­tigs­ten Wett­be­werbs­pro­duk­te je Post­ort im Schnitt fast 36 Pro­zent güns­ti­ger sind als der jewei­li­ge Grund­ta­rif des ange­stamm­ten Ver­sor­gers. Die Dif­fe­renz beträgt durch­schnitt­lich knapp 850 Euro – die­se Preis­span­ne soll­te Gas­ver­trie­ben eini­gen Spiel­raum zur Plat­zie­rung erfolg­rei­cher Pro­duk­te bieten.

Metho­dik: Der Aus­wer­tung lie­gen die ver­öf­fent­lich­ten Prei­se von 230 der 717 Gas­grund­ver­sor­ger in Deutsch­land (32 Pro­zent) zugrun­de. Dies betrifft rund 43 Pro­zent des gas­ver­sorg­ten Gebiets. Ver­gli­chen wur­den die Prei­se mit Gül­tig­keit 01.11.2024 und 01.01.2025. Alle Preis­an­ga­ben ver­ste­hen sich net­to. Die durch­schnitt­li­chen Jah­res­kos­ten wur­den nach Anzahl der ver­sorg­ten Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen (syn­onym Postor­te“) in einem Grund­ver­sor­gungs­ge­biet gewich­tet. Betrach­tet wur­de nur das Haupt­netz in einem Post­ort. Den Berech­nun­gen liegt über­wie­gend ein Mus­ter­haus­halt mit einem Jah­res­ver­brauch von 20.000 kWh (11 kW Leis­tung, G4-Zäh­ler) in der Grund­ver­sor­gung zugrunde.

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