Aktuelles | 27. November 2024

Grundversorgungspreise korrelieren zumeist mit Netzentgelten

  • 323 Grundversorger (39 %) passen Strompreise zum Jahreswechsel 2025 an
  • Dies betrifft 22,7 Prozent der stromversorgten Gebiete
  • Neue Tarife sinken im Schnitt um -10,3 Prozent
  • Senkungen folgen häufig der Netzentgeltentwicklung
  • Preisniveau 2025 sinkt insgesamt um -2 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1.314,72 Euro

Tra­di­tio­nell nut­zen vie­le Grund­ver­sor­ger den Jah­res­wech­sel dazu, neue Prei­se fest­zu­le­gen, in denen geän­der­te Netz­ent­gel­te und Umla­gen ein­ge­preist wur­den. Die gesetz­lich vor­ge­schrie­be­ne Ver­öf­fent­li­chungs­frist von sechs Wochen zum Monats­ers­ten für die Gül­tig­keit ab dem 1. Janu­ar 2025 ende­te Mit­te Novem­ber. Nach­dem die Ent­gel­te in der Ver­teil­netz­ebe­ne nach deut­li­chen Umver­tei­lun­gen eher uner­war­tet auf brei­ter Flä­che san­ken (vgl. News­let­ter NNS Nr. 121), stellt sich nun die Fra­ge, wie vie­le und wel­che Anpas­sun­gen sich als Fol­ge in der Strom­grund­ver­sor­gung beob­ach­ten lassen.

Bis zum Stich­tag hat­ten 323 Strom­grund­ver­sor­ger geän­der­te Preis­stel­lun­gen ver­öf­fent­licht. Dies ent­spricht 39 Pro­zent aller ange­stamm­ten Lie­fe­ran­ten, aller­dings wer­den von ihnen nur rund 22,7 Pro­zent der Flä­che Deutsch­lands ver­sorgt. Ent­spre­chend fal­len die­se Tari­fe im Durch­schnitt aller Ver­sor­gungs­ge­bie­te weni­ger ins Gewicht, wie wei­ter unten noch ein­ge­ord­net wird. Bei rei­ner Betrach­tung der geän­der­ten Tari­fe erwar­ten End­ver­brau­cher dage­gen posi­ti­ve Nach­rich­ten. Ein Sin­gle-Haus­halt mit jähr­li­chem Strom­ver­brauch von 1.500 kWh spart 2025 im gewich­te­ten Durch­schnitt rund ‑7,6 Pro­zent bei Jah­res­kos­ten von dann 600,02 Euro, ein Fami­li­en­haus­halt (4.000 kWh) sogar ‑9,6 Pro­zent (1.374,87 €). Auch ein SLP-Gewer­be­kun­de mit 40.000 kWh Strom­be­darf wird ent­las­tet und zahlt mit 12.394,77 Euro etwa ‑10,2 Pro­zent weni­ger als im lau­fen­den Jahr.

Genaue­re Zah­len zeigt die Betrach­tung eines SLP-Mus­ter­haus­halts mit einem jähr­li­chen Strom­be­darf von 3.500 kWh in der Grund­ver­sor­gung. Im gewich­te­ten Schnitt wer­den die neu­en Belie­fe­rungs­kon­di­tio­nen um ‑10,3 Pro­zent güns­ti­ger und lie­gen 2025 bei 1.217,63 Euro. In ins­ge­samt 2.635 von 2.873 Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen mit Ände­run­gen sin­ken die Grund­ver­sor­gungs­prei­se, in 1.757 davon um ‑10 Pro­zent oder stär­ker, dar­un­ter in 45 sogar um mehr als ‑20 Pro­zent. Stei­gen­de Tari­fe sind dage­gen nur in 238 Postor­ten zu beob­ach­ten, in 27 davon um mehr als +10 Prozent.

Pro­zen­tua­le Ver­än­de­rung in der Strom­grund­ver­sor­gung 2025 gegen­über 2024
Abnah­me­fall: Fami­­li­en-Haus­halt, SLP, 3.500 kWh/​a, Niederspannung

Die größ­te Preis­sen­kung lässt sich dabei in Bay­ern fest­stel­len. Die Elek­tri­zi­täts-Ver­sor­gungs-Genos­sen­schaft Per­les­reut redu­ziert die Grund- und Ersatz­ver­sor­gung im eige­nen Netz um ‑29,5 Pro­zent, sodass für den Mus­ter­haus­halt 939,70 Euro im Jahr fäl­lig wer­den. Dies betrifft Per­les­reut sowie zwei wei­te­re Postor­te. Aus­schlag­ge­bend dafür dürf­te auch die deut­li­che Netz­ent­gelt­sen­kung vor Ort um ‑48,8 Pro­zent auf 215,50 Euro/​Jahr sein. Die Stadt­wer­ke Qued­lin­burg in Sach­sen-Anhalt redu­zie­ren eben­falls den Grund­ver­sor­gungs­ta­rif im eige­nen Netz. Die Jah­res­kos­ten in der Grund- und Ersatz­ver­sor­gung sin­ken um ‑27,1 Pro­zent auf 1.320,65 Euro, lie­gen damit aber noch klar über dem Durch­schnitt aller geän­der­ten Tari­fe. Auch hier las­sen sich nied­ri­ge­re Netz­ent­gel­te beob­ach­ten (-11,5 % auf 402,50 €/​a). Strom­kun­den der Städ­ti­schen Wer­ke in Borna/​Sachsen spa­ren im Tarif Bor­na­Ba­sis­Strom Haus­halt“ 2025 rund ‑26 Pro­zent und müs­sen ver­gleichs­wei­se güns­ti­ge 1.108,03 Euro ent­rich­ten. Im Gebiet der dor­ti­gen Städ­ti­schen Wer­ke Bor­na Netz sin­ken die Ver­teil­netz­ent­gel­te eben­falls (-16,6 % auf 329,80 €/​a). Regio­nal betrach­tet pro­fi­tie­ren am ehes­ten Kun­den in Ost­deutsch­land von nied­ri­ge­ren Kosten.

Auf der ande­ren Sei­te las­sen sich Preis­stei­ge­run­gen bei­spiels­wei­se bei den Stadt­wer­ken Duis­burg in Nord­rhein-West­fa­len beob­ach­ten. Kun­den in 25 Postor­ten inner­halb der west­lichs­ten Groß­stadt des Ruhr­ge­biets müs­sen ab dem Jah­res­wech­sel im Tarif Part­ner­Strom Clas­sic“ +18,1 Pro­zent pro Jahr mehr bezah­len (1.409,95 €). Dies ist offen­sicht­lich unab­hän­gig davon, dass sich die Ent­gel­te der Net­ze Duis­burg zum glei­chen Stich­tag um ‑2,3 Pro­zent auf dann 407,26 Euro/​Jahr redu­zie­ren. Poten­zi­ell deut­lich weni­ger Kun­den sind von den Kos­ten­stei­ge­run­gen des baye­ri­schen EVU Markt Obern­zell im Post­ort Roll­häusl betrof­fen, wo die Kos­ten im eige­nen Netz­ge­biet um +16 Pro­zent auf 1.321,07 Euro/​Jahr stei­gen (Netz­ent­gel­te ‑2,6 % auf 311,55 €/​a). Auch im Post­ort Zwei­brü­cken in Rhein­land-Pfalz stei­gen die jähr­li­chen Kos­ten bei den grund­zu­stän­di­gen Stadt­wer­ken um +11,3 Pro­zent auf 1.327,45 Euro. Das dürf­te auch in den stei­gen­den Ent­gel­ten im eige­nen Netz begrün­det sein (+5,8 % auf 410,36 €/​a).

Mit der deut­li­chen Redu­zie­rung des Grund­ver­sor­gungs­prei­ses bie­tet die bereits genann­te Elek­tri­zi­täts-Ver­sor­gungs-Genos­sen­schaft Per­les­reut auch die güns­tigs­ten Kon­di­tio­nen unter den zum Jah­res­wech­sel geän­der­ten Tari­fen. Ähn­lich güns­ti­gen Jah­res­kos­ten sehen Kun­den der LSW Ener­gie in Nie­der­sach­sen ent­ge­gen. Für den LSW KOM­PAKT­STROM“ wer­den trotz einer Erhö­hung um +4,3 Pro­zent nur 967,15 Euro im Jahr fäl­lig, was ins­ge­samt 67 Postor­te betrifft. Im dor­ti­gen LSW Netz sin­ken die Ent­gel­te um ‑7,6 Pro­zent auf 334,75 Euro jähr­lich. Im bran­den­bur­gi­schen Eisen­hüt­ten­stadt sind die Jah­res­kos­ten bei den ange­stamm­ten Stadt­wer­ken mit 1.017,57 Euro (-2,8 %) eben­falls nied­rig, auch dort sin­ken die Netz­ent­gel­te der Kom­mu­na­len Ener­gie­ver­sor­gung Eisen­hüt­ten­stadt um ‑8,8 Pro­zent auf 274,18 Euro/​Jahr.

Preis­ni­veau der Strom­grund­ver­sor­gung 2025 in €/​a
Abnah­me­fall: Fami­­li­en-Haus­halt, SLP, 3.500 kWh/​a, Niederspannung

Am ande­ren Ende der Preis­span­ne fin­det sich die Ener­gie­ver­sor­gung Apol­da aus Thü­rin­gen wie­der. Trotz einer star­ken Sen­kung in der Grund­ver­sor­gung – Strom“ um ‑11,9 Pro­zent ver­har­ren die Jah­res­kos­ten bei deut­lich über­durch­schnitt­li­chen 1.551,77 Euro. Dort ermög­lich­ten offen­bar auch die sin­ken­den Netz­ent­gel­te der ENA Ener­gie­net­ze Apol­da (-8,5 % auf 316,40 €/​a) kei­ne wei­te­re Redu­zie­rung. Hohe Kos­ten erwar­ten wei­ter­hin auch Kun­den der Stadt­wer­ke Stock­ach in Baden-Würt­tem­berg. Der GV-Tarif Stock­ach Basis­Strom Öko“ ver­bil­ligt sich zwar um ‑5 Pro­zent, bleibt aber mit 1.530,40 Euro/​Jahr ver­gleichs­wei­se teu­er. Im Netz der Stadt­wer­ke stei­gen die Kos­ten um +11,7 Pro­zent auf jähr­lich 506,60 Euro, was die Preis­ge­stal­tung beein­flusst haben dürf­te. Auch in Freu­den­stadt blei­ben die Kos­ten für Mein­Länd­leSTROM Basis“ der ört­li­chen Stadt­wer­ke trotz Sen­kung um ‑6,7 Pro­zent mit 1.526,51 Euro/​Jahr hoch. Die Stadt­wer­ke betrei­ben auch das Ver­teil­netz, in dem die jähr­li­chen Kos­ten eben­falls stei­gen (+1,4 % auf 463,70 €/​a). Zwi­schen den güns­tigs­ten und teu­ers­ten aktua­li­sier­ten Preis­stel­lun­gen fin­det sich eine Span­ne von rund 65,1 Pro­zent – die Tari­fe lie­gen somit im Ver­gleich zum der­zei­ti­gen Preis­ni­veau nicht sehr weit auseinander. 

Wenig über­ra­schend kor­re­lie­ren sin­ken­de Grund­ver­sor­gungs­prei­se häu­fig mit eben­falls redu­zier­ten Ent­gel­ten in den zugrun­de­lie­gen­den Netz­ge­bie­ten. Unter den 2.635 Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen mit nied­ri­ge­ren Tari­fen las­sen sich Netz­ent­gelt­sen­kun­gen in 2.257 Postor­ten beob­ach­ten. Aber selbst in 368 Postor­ten mit stei­gen­den Ent­gel­ten redu­zie­ren sich die Grund­ver­sor­gungs­ta­ri­fe, womög­lich haben die Ver­sor­ger dort güns­ti­ge­re Beschaf­fungs­prei­se erzielt oder ander­wei­tig Kos­ten­struk­tu­ren opti­miert. Ein Bei­spiel sind die Stadt­wer­ke in Met­zin­gen/­Ba­den-Würt­tem­berg mit dem Tarif SWM Strom Stan­dard“ (-1,6 % auf 1.401,93 €/​a; NNE +24,3 % auf 347,37 €/​a). Natür­lich gibt es auch umge­kehr­te Fäl­le, in denen die GV-Tari­fe trotz sin­ken­der Ent­gel­te teu­rer wer­den. Dies trifft auf ins­ge­samt 123 Postor­te zu. Neben den bereits genann­ten Stadt­wer­ken Duis­burg und dem EVU Markt Obern­zell ist dies zum Bei­spiel bei den Stadt­wer­ken im thü­rin­gi­schen Mei­nin­gen zu beob­ach­ten (+7,2 % auf 1.378,37 €/​a; NNE3,7 % auf 376,04 €/​a).

Auch wenn der betrach­te­te Mus­ter­haus­halt zum Jah­res­wech­sel mit den neu­en Grund­ver­sor­gungs­prei­sen deut­lich ent­las­tet wer­den könn­te, muss dies mit dem gesam­ten Preis­ni­veau in Rela­ti­on gesetzt wer­den, denn in mehr als 77 Pro­zent der strom­ver­sorg­ten Gebie­te ändert sich erst ein­mal nichts an den gel­ten­den Tari­fen. Ein nach der Grö­ße der Ver­sor­gungs­ge­bie­te gewich­te­ter Schnitt über ganz Deutsch­land zeigt ab dem 1. Janu­ar 2025 Jah­res­kos­ten von 1.314,72 Euro. Das sind gera­de ein­mal ‑2 Pro­zent weni­ger als 2024 (1.341,60 €/​a).

Zudem lässt sich in den Bestands­ta­ri­fen allei­ne in Bay­ern eine deut­lich grö­ße­re Preis­sprei­zung (276,8 %) beob­ach­ten zwi­schen den Kos­ten der Gemein­de­wer­ke Stock­stadt (884,41 €/​a) und den Licht‑, Kraft- und Was­ser­wer­ken in Kit­zin­gen (3.332,66 €/​a). Hier wur­de aktu­ell aller­dings eine Preis­sen­kung ange­kün­digt. Ten­den­zi­ell ist der Strom­be­zug regio­nal in Nord‑, Mit­tel- und Süd­west­deutsch­land am teu­ers­ten. Und nicht ver­ges­sen wer­den darf, dass mit E.ON Ener­gie Deutsch­land der größ­te Grund­ver­sor­ger bis­lang noch kei­ne neu­en Prei­se ver­öf­fent­licht hat. Die­se könn­ten das durch­schnitt­li­che Preis­ge­fü­ge noch ein­mal ent­schei­dend verändern.

Strom­ver­trie­be – egal ob Grund­ver­sor­ger oder im Wett­be­werb – haben es im der­zei­ti­gen Markt­um­feld sicher nicht leicht, ver­läss­lich zu kal­ku­lie­ren. Noch ist unklar, ob sich in den end­gül­ti­gen Netz­ent­gel­ten 2025 womög­lich stär­ke­re Ände­run­gen als üblich erge­ben wer­den. Gleich­zei­tig weiß nie­mand, ob sich die ver­blie­be­ne Bun­des­re­gie­rung mit der Oppo­si­ti­on noch auf eine poli­tisch gewoll­te Sen­kung der Netz­ent­gel­te ver­stän­di­gen kann. Und schon jetzt gilt es, bereits gesun­ke­ne Ent­gel­te auf der einen und eine stark gestie­ge­ne § 19 Strom­NEV-Umla­ge auf der ande­ren Sei­te ein­zu­prei­sen. In jedem Fall ist es mög­lich, dass nach dem Jah­res­wech­sel die Kar­ten noch ein­mal neu gemischt werden.

Metho­dik: Der Aus­wer­tung lie­gen die ver­öf­fent­lich­ten Prei­se von 323 der 828 Strom­grund­ver­sor­ger in Deutsch­land (39 Pro­zent) zugrun­de, die Ände­run­gen ent­hal­ten. Dies betrifft rund 22,7 Pro­zent des strom­ver­sorg­ten Gebiets. Ver­gli­chen wur­den die Prei­se mit Gül­tig­keit 01.11.2024 und 01.01.2025. Alle Preis­an­ga­ben ver­ste­hen sich net­to. Die durch­schnitt­li­chen Jah­res­kos­ten wur­den nach Anzahl der ver­sorg­ten Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen (syn­onym Postor­te“) in einem Grund­ver­sor­gungs­ge­biet gewich­tet. Betrach­tet wur­de nur das Haupt­netz in einem Post­ort. Den Berech­nun­gen liegt über­wie­gend ein Mus­ter­haus­halt mit einem Jah­res­ver­brauch von 3.500 kWh (SLP, Nie­der­span­nung, Dreh­strom­zäh­ler) in der Grund­ver­sor­gung zugrunde.

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