Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch bei den billigeren Tarifen der Anbieter ohne Grundversorgerstatus. Von 2011 bis 2015 hat der Preis für das jeweils günstigste verfügbare Produkt je Postleitzahl-Ort-Kombination rund 17 Prozent zugenommen. Endkunden werden im Mai dieses Jahres 102,81 Euro mehr in Rechnung gestellt, als noch 2011. Nachdem die Preise zum letzten Jahreswechsel auch hier leicht zurückgegangen waren, kostet der preiswerteste Tarif im bundesdeutschen Schnitt zuletzt 708,79 Euro. In den Jahren zuvor waren die Kosten für die Belieferung kontinuierlich nach oben geklettert: Ausgehend von durchschnittlich 605,98 Euro im Jahr 2011 stiegen sie 2012 auf 628,51 Euro, 2013 auf 726,36 Euro und erreichten 2014 einen Stand von 734,13 Euro. Das günstigste offerierte Produkt liegt 2015 je nach Belieferungsort zwischen 502,39 Euro (GAS IN) und 740,88 (DEW 21), was einer Preisspanne von fast 50 Prozent entspricht.
Margeneinbußen werden nicht durch Preisanhebungen kompensiert
Während die Preissteigerungen der Versorgungsunternehmen häufig kritisiert werden, sehen sich diese zunehmend mit sinkenden Deckungsbeiträgen konfrontiert. Grundversorger erzielen 2015 bei einem grundversorgten Haushalt mit einem Verbrauch von jährlich 3.500 Kilowattstunden eine Rohmarge von durchschnittlich 297,38 Euro. Zu Beginn des analysierten Zeitraums lag der Deckungsbeitrag im Mittel noch bei 314,67 Euro, also 17,29 Euro über dem für 2015 ermittelten Wert. Daraus ergibt sich insgesamt ein Rückgang von ‑5,5 Prozent. Die geringsten Rohmargen erwirtschaften im vergangenen Mai das Allgäuer Überlandwerk in Bad Hindelang (170,18 Euro) sowie die Gemeindewerke Markt Lichtenau (179,29 Euro). Deckungsbeiträge deutlich über dem Durchschnitt finden sich bei der Stromversorgung Hemhofen (437,58 €) und der envia Mitteldeutsche Energie AG in Guben (429,44 €).
Deckungsbeiträge der betrachteten Grundversorgungstarife 2015
Die Deckungsbeiträge der reinen Vertriebsgesellschaften fallen im Vergleich dazu nicht nur erwartungsgemäß niedriger aus, sondern sind im selben Zeitraum auch wesentlich stärker gesunken. Mit einem Ausgangsniveau von durchschnittlich 150,81 Euro im Jahr 2011 und einem Betrag von durchschnittlich 118,62 Euro in 2015 sind die Rohmargen in den letzten fünf Jahren um ‑21,3 Prozent gefallen. In einigen wenigen Postorten operieren Versorger zum letztbetrachteten Stichtag sogar mit negativen Deckungsbeiträgen, wie etwa die GAS IN (bis zu ‑132,07 €) oder Grünwelt Energie (bis zu ‑58,09 €). Hohe Rohmargen erwirtschaften unter anderem econsum (max. 176,58 €) und die Marke envitra: Meine Energie (max. 170,02 €).
Deckungsbeiträge der betrachteten preiswertesten Tarife 2015
Unter den Preisführern des aktuellen Jahres stechen dabei zwei Anbieter heraus. An der Spitze der günstigsten Anbieter steht zum betrachteten Stichtag die ENSTROGA AG, die in 7.959 Postleitzahl-Ort-Kombinationen den billigsten Tarif anbietet. Das Produkt ist zu einem Preis von im Schnitt 701,27 Euro verfügbar, der Versorger erzielt damit einen Deckungsbeitrag von durchschnittlich 122,70 Euro. In weiteren 4.909 Postorten kommt der preiswerteste Strom von der DEW21. Die Produkte kosten dort im Mittel 740,88 Euro und erzielen eine Rohmarge von durchschnittlich 80,70 Euro.
Günstigste Angebote mit knapp 60 % Konventionellen-Anteil
Welchen Strommix man als Verbraucher bei Bezug des günstigsten Angebots erhält, hängt dabei immer vom Versorger ab, der gerade die vorderen Plätze des Preisrankings belegt. Der Strommix der günstigsten offerierten Produkte setzt sich zum betrachteten Datum in 2015 im Schnitt aus 41,4 Prozent erneuerbaren Energieträgern und 58,6 Prozent konventionellen Energieträgern zusammen. Der konventionelle Anteil besteht dabei wiederum zu 46,3 Prozent aus fossilen Quellen und zu 12,3 Prozent aus Kernkraft. Entscheiden sich Verbraucher für den billigsten Tarif, erhalten sie 2015 in lediglich 6,2 Prozent aller Postorte reinen Ökostrom. Vor fünf Jahren war der Prozentsatz viel geringer und lag bei gerade einmal 0,5 Prozent, 2013 hingegen lag die Quote bei 35,7 Prozent. Zum zuletzt untersuchten Zeitpunkt in 2015 bietet beispielsweise ENSTROGA in 542 Postorten günstigen Strom aus 100 Prozent Wasserkraft, der mit dem Renewable Plus Label ausgezeichnet ist; Grünwelt Energie bietet ebenfalls in 320 Postorten besonders billigen Strom aus erneuerbaren Quellen. Hinter den 35,7 Prozent Ökostrom im Jahr 2013 steht größtenteils die Marke Extra-Energie, die zu jener Zeit zu den Preisführern gehörte und in allen belieferten Postorten ein hundertprozentiges Ökostromprodukt anbot.
Methodik: Für die Berechnung wurde jeweils der 15. Mai eines Jahres betrachtet. Aus Arbeits- und Grundpreis wurde ein Netto-Gesamtpreis für den Jahresbezug errechnet. Auf-/Abschläge, Boni etc. wurden nicht berücksichtigt, Festpreis‑, Vorauskasse- und Paketpreisprodukte wurden ebenfalls ausgeschlossen. Alle Durchschnittspreise sind nach Einwohnern gewichtet. Umlagen auf den Strompreis entsprechen dem Stand des jeweiligen Jahres, Netznutzungsentgelte und Konzessionsabgaben wurden individuell für jeden Standort errechnet und dem Gesamtpreis zugeschlagen. Zur Ermittlung der Rohmargen wurden die Netzentgelte, Konzessionsabgaben und Abgaben/Umlagen von den Strompreisen abgezogen, Overheadkosten wurden nicht berücksichtigt.
Termine für ene't Schulungen im September 2015
Vergessen Sie nicht, sich für unsere diesjährigen Schulungen anzumelden! Vom 15. bis 17. September widmen wir uns wieder in verschiedenen Lehrgängen den ene't Kalkulationsanwendungen sowie den bewährten ene't Datenbanken. Zusätzlich bieten wir in diesem Jahr halbtätige Kurse zu den ene't Webservices sowie den neuen Mehr-/Mindermengen-Prozessen und Veränderungen der MaBiS für Lieferanten und Verteilnetzbetreiber an. Nutzen Sie die Chance und verbessern Sie Ihr Praxiswissen unter fachkundiger Anleitung erfahrener Experten! Ein Anmeldeformular mit näheren Infos zu Terminen und Konditionen, sowie detaillierte Inhaltsbeschreibungen finden sie auf unserer Internetseite.
Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie die Möglichkeit zur Anmeldung erhalten Sie auch unter der Telefonnummer 02433 52601 – 29. Ihre Ansprechpartnerin ist Frau Pia Schroer.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!