Da die teils deutlich gestiegenen Entgelte auf die nachgelagerten Netzebenen gewälzt werden, lassen sich folgerichtig auch in den Verteilnetzen teils deutliche Steigerungen erwarten. Spätestens bis zum 15. Oktober müssen alle Verteilnetzbetreiber gemäß § 20 EnWG die Netzentgelte für das folgende Jahr veröffentlichen. Rund 20 Netzbetreiber sind dieser Frist bereits zuvorgekommen und haben Preisblätter für das Jahr 2016 veröffentlicht, ausnahmslos sind diese noch als „vorläufig“ gekennzeichnet. Somit sind weitere Änderungen zum Jahreswechsel durchaus noch zu erwarten.
Da über die Verteilnetze dieser Unternehmen etwa 40 Prozent der bundesdeutschen Postleitzahl-Ort-Kombinationen beliefert werden, lohnt sich ein Blick auf die Zahlen, um eine erste Prognose der allgemeinen Netzentgeltentwicklung im kommenden Jahr zu stellen. Dazu werden vier unterschiedliche Abnahmefälle betrachtet, wie sie typischerweise in Haushalten, Gewerbe und Industrie zu erwarten sind. Der Abnahmefall eines durchschnittlichen Singlehaushalts (1.500 kWh/a) zeigt dabei eine spürbare Verteuerung um durchschnittlich 5 Prozent, folglich wird für die Durchleitung einer Kilowattstunde 2016 rechnerisch ein Betrag von 10,08 ct/kWh fällig. Die Preisspreizung bewegt sich dabei von unveränderten 6,19 ct/kWh im Netz der Stadtwerke Emmendingen GmbH (Baden-Württemberg) bis zu 12,92 ct/kWh im Gebiet der E.DIS AG (+5,8 %). Übertroffen werden die Entgelte noch in kleineren Arealnetzen mit bis zu 14,43 ct/kWh. Vier Betreiber nehmen leichte Senkungen vor, angeführt von der Stadtwerke Lindau (B) GmbH (-2,4 % auf 8,99 ct/kWh), vier andere erhöhen um mehr als 10 Prozent, darunter große Betreiber wie die Schleswig-Holstein Netz AG und die Netze BW GmbH. Auch in den Netzen der Avacon AG (Sachsen-Anhalt), LEW Verteilnetz GmbH, Bayernwerk AG und TEN Thüringer Energienetze GmbH erhöhen sich die Durchleitungsgebühren. Die deutlichste Steigerung ist im Netzgebiet der Stadtwerke Bad Herrenalb GmbH (BW) zu verzeichnen, wo das Netzentgelt um 13,6 % auf 11,43 ct/kWh steigt.
Moderater fällt der Anstieg bei Betrachtung eines Familienhaushalts aus (4.000 kWh/a), da sich der Grundpreis sowie der Mess- und Abrechnungskomplex auf eine höhere Jahresarbeit verteilen. Die durchschnittliche Teuerungsrate liegt hier bei 3,8 Prozent, das Entgelt je Kilowattstunde liegt 2016 bei 7,82 ct/kWh. Auch hier zeigt sich eine ausgeprägte Spreizung zwischen den günstigsten Gebühren im Gebiet der Saalfelder Energienetze GmbH in Thüringen (-1 % auf 5,72 ct/kWh) und dem der Stadtwerke Bad Herrenalb GmbH (+16,2 % auf 9,81 ct/kWh). Bei fünf Verteilnetzbetreibern sinken die Entgelte für diesen Abnahmefall gegenüber 2015, darunter das Netz der Pfalzwerke (-5,9 % auf 6,71 ct/kWh). Ein Plus von 17,7 Prozent findet sich dagegen bei der Stadtwerke Trostberg Stromversorgung GmbH in Bayern (7,18 ct/kWh), zwei weitere erhöhen um mehr als 15 Prozent.
Verglichen zu den beiden Musterhaushalten bewegt sich der Entgeltanstieg eines typisierten Gewerbebetriebs (130.000 kWh/a, 85 kW Leistung) im Mittelfeld, bei einem Anstieg von 4,4 Prozent liegt der durchschnittliche spezifische Arbeitspreis der bereits veröffentlichten Preisblätter für diesen Verbrauch 2016 bei 7,07 ct/kWh. Auch hier lässt sich eine große Preisspanne beobachten, von unveränderten 4,05 ct/kWh der Stadtwerke Emmendingen GmbH bis hin zu 9,62 ct/kWh der Schleswig-Holstein Netz AG (+6,1 %). Während der Abnahmefall in vier Verteilnetzen günstiger wird, angeführt von der Stadtwerke Lindau (B) GmbH (-5,9 % auf 6,64 ct/kWh), erhöhen sich die Durchleitungsgebühren in vier Netzen um mehr als 10 Prozent. Spitzenreiter ist dabei die Netze BW GmbH (+21,3 % auf 6,25 ct/kWh).