Aktuelles | 29. November 2016

Mindestens 19 Prozent der Grundversorger veröffentlichen Preisänderungen zu spät

Traditionell kommt Ende des Energiewirtschaftsjahres Bewegung in die Tariflandschaft. Spätestens wenn im Oktober die Höhe der Umlagen und der Netzentgelte für das Folgejahr bekannt gegeben wird, beginnt auch in zahlreichen Grundversorgungsgebieten das Nachrechnen mit spitzer Feder. Berechnet am Abnahmefall eines typischen Familienhaushalts mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh steigen 2017 die Verteilnetzentgelte um durchschnittlich 9,3 Prozent (vgl. Newsletter Netznutzung Strom Nr. 100). Zudem steigen die gesetzlichen Umlagen und Abgaben um 6,5 Prozent, was die Rohmarge der Stromlieferanten um weitere 18,68 Euro pro Jahr schmälert (vgl. Meldung vom 14.10.2016).

Vie­le Grund­ver­sor­ger ste­hen also vor der Wahl, die gesun­ke­ne Roh­mar­ge über Beschaf­fungs­vor­tei­le zu kom­pen­sie­ren oder aber die Tarif­prei­se anzu­he­ben. Dies müs­sen sie gemäß § 5 Abs. 2 StromGVV spä­tes­tens sechs Wochen vor­ab ver­öf­fent­li­chen, für Ände­run­gen zum 1. Janu­ar 2017 fiel die­ser Stich­tag theo­re­tisch auf Sonn­tag, den 20. Novem­ber. Tat­säch­lich hat­ten bis zu die­sem Zeit­punkt 235 Strom­grund­ver­sor­ger Ände­run­gen in 573 Tari­fen ver­öf­fent­licht, was einer pro­zen­tua­len Gebiets­ab­de­ckung von 15,6 Pro­zent ent­spricht. Ent­spre­chend lie­ßen sich in der Pres­se umge­hend die ers­ten Pro­gno­sen zu den Preis­trends 2017 nachlesen.

Aller­dings ist die Tarif­land­schaft auch nach dem Ver­strei­chen des Stich­tags wei­ter­hin in Bewe­gung. Unter Umge­hung der gesetz­li­chen Frist haben bis eine Woche nach dem Stich­tag wei­te­re 55 Grund­ver­sor­ger ins­ge­samt 123 zusätz­li­che Preis­än­de­run­gen zum 1. Janu­ar ver­öf­fent­licht. Damit ändern sich zum Jah­res­wech­sel ins­ge­samt 696 Grund­ver­sor­gungs­ta­ri­fe (29,2 Pro­zent aller Tari­fe), was 290 Ver­sor­ger betrifft (34,5 Pro­zent aller Ver­sor­ger, Gebiets­ab­de­ckung 16,3 Pro­zent). 40 Strom­ver­sor­ger haben bis­her ange­ge­ben, kei­ne Preis­an­pas­sung zum 1. Janu­ar durchzuführen.

Nicht alle Grund­ver­sor­ger heben die Prei­se an, bei 17 Unter­neh­men spart der hier betrach­te­te Fami­li­en­haus­halt im nächs­ten Jahr. Am stärks­ten wer­den Strom­kun­den pro­zen­tu­al im ange­stamm­ten Ver­sor­gungs­ge­biet der Stadt­wer­ke Völk­lin­gen Ver­trieb GmbH (Saar­land) ent­las­tet, wo die Jah­res­kos­ten für Bar­zah­ler um ‑5,5 Pro­zent auf 1.093,53 Euro sin­ken. 36 Ver­sor­ger haben zudem einen neu­en Preis­stand ver­öf­fent­licht, nach dem sich die Jah­res­kos­ten für Kun­den nicht ändern. Dem ste­hen aller­dings 232 Grund­ver­sor­ger mit Preis­er­hö­hun­gen gegenüber.

Preis­än­de­run­gen in der Grund­ver­sor­gung zum 01.01.2017
Abnah­me­fall: Fami­li­en­haus­halt, 4.000 kWh Jahresverbrauch

Wenig über­ra­schend fin­den sich die Ver­sor­ger mit den stärks­ten Preis­an­stie­gen in den Regel­zo­nen von Ten­neT und 50Hertz. Die teils mas­si­ven Netz­ent­gelt­stei­ge­run­gen der bei­den Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber las­sen mit­tel­bar auch die Kos­ten für den Strom­ver­trieb stei­gen. So müs­sen Strom­kun­den der Stadt­wer­ke Det­tel­bach (Bay­ern) mit 1.203,20 Euro im nächs­ten Jahr 15,2 Pro­zent mehr für die Grund­ver­sor­gung im Ein­ta­rif-Öko“ bezah­len. Ins­ge­samt 57 Unter­neh­men heben die Prei­se um mehr als 5 Pro­zent an.

Im Mit­tel wird die Strom­ver­sor­gung bei den hier betrach­te­ten Unter­neh­men teu­rer. Die nach dem Stich­tag ver­öf­fent­li­chen Preis­än­de­run­gen ver­stär­ken die­sen Trend mini­mal. Betrug die Preis­stei­ge­rung bis zum 20. Novem­ber durch­schnitt­lich 2,8 Pro­zent, stieg der Wert mit den nach­träg­li­chen Ver­öf­fent­li­chun­gen mar­gi­nal auf 2,9 Pro­zent (jeweils kauf­män­nisch gerun­det). Im Mit­tel muss der ein­gangs erwähn­te Fami­li­en­haus­halt 2017 für sei­nen Strom­ver­brauch 1.029,46 Euro ent­rich­ten (+28,67 Euro). Da bereits 17,7 Pro­zent der Preis­än­de­run­gen in der Grund­ver­sor­gung nach dem gesetz­lich gebo­te­nen Stich­tag erfolg­ten, was rund 19 Pro­zent der Unter­neh­men mit ange­stamm­tem Lie­fer­ge­biet betrifft, sind wei­te­re Anpas­sun­gen zum Jah­res­wech­sel nicht völ­lig auszuschließen.

Metho­dik: Alle Preis­an­ga­ben net­to. Es wur­den alle Grund­ver­sor­gungs­ta­ri­fe berück­sich­tigt, die zum 1. Janu­ar 2017 geän­dert oder deren Gül­tig­keit bei glei­chem Preis aktua­li­siert wurde.

ene't Bran­chen­ta­ge für den Ener­gie­ver­trieb 2017

Wie Anfang des Jah­res ange­kün­digt, keh­ren die ene't Anwen­der­ta­ge 2017 zurück – unter neu­em Namen und mit erneu­er­tem Kon­zept. Der 2010 eta­blier­te Bran­chen­treff fin­det im nächs­ten Jahr in Ber­lin unter dem Titel ene't Bran­chen­ta­ge für den Ener­gie­ver­trieb statt.

Neben der gewohn­ten Ori­en­tie­rung am Ver­trieb lei­tungs­ge­bun­de­ner Ener­gien wird sich das The­men­spek­trum erwei­tern und auch den einen oder ande­ren Blick über den Tel­ler­rand ermög­li­chen. Hören Sie sich bei­spiels­wei­se an, was Deutsch­lands bekann­tes­ter Blog­ger Sascha Lobo über die Digi­ta­li­sie­rung der Arbeits­welt zu berich­ten weiß, oder dis­ku­tie­ren Sie mit Ver­brau­cher­schüt­zer Udo Sie­ver­ding über Geschäfts­mo­del­le von Dis­coun­tern. Zudem wer­den neue The­men­fel­der wie Digi­ta­li­sie­rung, IT-Sicher­heit und Soft­ware­stan­dards Ein­zug hal­ten, an denen heu­te kein Ener­gie­lie­fe­rant mehr vorbeikommt.

Vor dem Auf­takt der neu­en Ver­an­stal­tung haben wir unter www​.enet​-bran​chen​ta​ge​.de bereits eine Web­site frei­ge­schal­tet, auf der Sie schon jetzt die ers­ten Pro­gramm­punk­te und Refe­ren­ten nach­le­sen kön­nen. Natür­lich erfah­ren Sie dort auch die genau­en Ter­mi­ne und fin­den Infor­ma­tio­nen zu Ver­an­stal­tungs­ort und Unter­brin­gung. Auch die Mög­lich­keit zur direk­ten Anmel­dung haben wir dort für Sie eingerichtet.

Haben wir Sie neu­gie­rig gemacht? Dann schau­en Sie doch auf der neu­en Web­site vor­bei oder neh­men Sie Kon­takt zu Frau Hel­ga Kock­e­rols-Eßer auf (kockerols-​esser@​enet.​eu, Tel. 02433 52601 – 0).

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