Die juristische Analyse attestiert der „Energienetzregulierung in Deutschland […] ein grundlegendes Transparenzproblem“ und bemängelt, dass „das Zustandekommen der Netzentgeltentscheidungen eine Blackbox“ sei. Insbesondere fällt darin die Prognose auf, „dass die Netzentgelte bald zum größten Kostenblock der Stromrechnung werden könnten.“ Als größter Preisbestandteil wird für 2018 die EEG-Umlage ausgemacht.
Ein Blick in die ene't Datenbank Netznutzung Strom zeigt anhand von Beispielen im SLP-Bereich das tatsächliche Verhältnis der beiden Kostenblöcke Netzentgelte und EEG-Umlage, die oft als eigentlicher Treiber von Strompreissteigerungen angeführt wird.
Am Beispiel eines Familien-Haushalts mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh lässt sich beobachten, dass der spezifische Arbeitspreis der Netzentgelte aktuell in 5.203 von 15.227 untersuchten Postleitzahl-Ort-Netz-Kombinationen unter dem Wert der EEG-Umlage mit derzeit 6,792 ct/kWh liegt. Das entspricht nur 34,2 Prozent der versorgten Postorte. Im Umkehrschluss übersteigen die Netzkosten die EEG-Umlage bereits in fast zwei Dritteln für den hier betrachteten Haushaltskundenfall.
Stromkunden im Netzgebiet der Stadtwerke Lehrte (Niedersachsen) profitieren bei einem spezifischen Arbeitspreis von 4,15 ct/kWh von den niedrigsten Kosten. Ähnlich günstig fallen die Abrechnungen vieler süddeutscher Abnehmer in den Netzgebieten der Regionalwerk Bodensee Netze, Stadtwerke Metzingen, TWS Netz (jeweils Baden-Württemberg), Aschaffenburger Versorgungs-GmbH (Bayern), aber auch der wesernetz Bremen aus. Überall dort liegen die Kosten unter 4,5 Cent je durchgeleiteter Kilowattstunde.
Besonders hohe Netznutzungsentgelte finden Stromabnehmer dagegen in zahlreichen ostdeutschen Kommunen im Anschlussgebiet der WEMAG Netz (Mecklenburg-Vorpommern) auf ihrer Stromrechnung. Mit 10,57 ct/kWh übersteigen die Durchleitungspreise die EEG-Umlage deutlich. Höhere Tarife finden sich nur noch in vereinzelten Arealnetzen. In insgesamt 1.643 Postorten liegt der spezifische Arbeitspreis der Netzentgelte um mehr als 3 ct/kWh höher als die EEG-Umlage, darunter größtenteils in Kommunen im Gebiet der Schleswig-Holstein Netz. Haushalte im Westen sind eher geringer belastet als beispielsweise im Nordosten oder Südwesten der Republik, was nicht zuletzt aus den unterschiedlichen vorgelagerten Entgelten der einzelnen Regelzonen resultiert. Im nach Postorten gewichteten Durchschnitt der oben erwähnten zwei Drittel liegen die Netzentgelte um 1,38 ct/kWh über der EEG-Umlage; im bundesweiten Mittel um 0,74 ct/kWh für diesen Abnahmefall.