Für einen Musterhaushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 20.000 kWh ergeben sich daraus Mehrkosten in Höhe von 483,80 Euro. Aktuell zahlt der Musterkunde bereits 2.169,61 Euro für den Gasbezug in der Grundversorgung (Stand August 2022), sodass die neue Umlage rund 22,3 Prozent des derzeitigen Gesamtpreises ausmachen würde. Dass Energieversorgungsunternehmen hier auf eine Weitergabe an den Endkunden verzichten werden, erscheint mehr als unwahrscheinlich. Dies bedeutet wohl noch höhere Belastungen der Endkunden, wobei der durchschnittliche Grundversorgungspreis allein bereits ein Plus von 72,5 Prozent gegenüber Januar 2021 verzeichnet. Der Vergleich mit dem Vorjahresbeginn zeigt flächendeckende Preiserhöhungen, Senkungen lassen sich bei keinem Grundversorger beobachten.
Die Spanne reicht dabei von marginalen Anpassungen der bayerischen Herzo Werke (+1,1 % auf 1.404,97 Euro/Jahr) und der Gemeindewerke Eningen u.A. (Baden-Württemberg, +1,6 % auf 1.179,20 Euro/Jahr) bis hin zu einer Vervielfachung der Kosten. So stiegen die Jahreskosten in der Grundversorgung bei den Stadtwerken MüllheimStaufen (Baden-Württemberg) um +239,8 Prozent auf 4.722,92 Euro pro Jahr, bei den Stadtwerken Rottenburg am Neckar um +247,5 % auf 5.037,80 Euro/Jahr, und am stärksten bei den hessischen Stadtwerken Wolfhagen (+354,9 % auf 5.462,84 Euro/Jahr). Dort haben sich die Preise mehr als vervierfacht.
Preisänderungen in der Grundversorgung von Januar 2021 zu August 2022 in Prozent
Abnahmefall: Familienhaushalt, SLP, 20.000 kWh/a, 11 kW
In 2.255 Postleitzahl-Ort-Kombinationen steigen die Preise um mehr als 100 Prozent. Die stärksten Preisanstiege konzentrieren sich unter anderem auf Grundversorgungsgebiete in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. Die neuen Konditionen in Wolfhagen, Rottenburg und Staufen stellen gleichzeitig die derzeit teuersten Tarife dar, wobei für die vorliegende Auswertung nur die Bestandskundentarife betrachtet wurden. Bei zeitweilig aufgesplitteten Tarifen für Neukunden können vorübergehend noch höhere Preise erhoben worden sein. Deutlich niedrigere Kosten finden sich derzeit noch in den Grundversorgungsgebieten der Stadtwerke Bernau (1.140,80 Euro/Jahr, +16,3 %).
Aus den Einnahmen der neuen Umlage sollen Importeure entschädigt werden, denen durch kurzfristige Ersatzbeschaffungen nicht gelieferter russischer Gasmengen erheblich Mehrkosten entstehen. Damit diese nicht von einer Insolvenz bedroht werden und Lieferketten gefährdet werden, können sie 90 Prozent Ihrer zusätzlichen Aufwände geltend machen. Die Höhe der Umlage wird regelmäßig überprüft und gegebenenfalls alle drei Monate durch den Marktgebietsverantwortlichen neu festgelegt.
Als weitere Belastung des Gaspreises wird im Herbst noch eine zusätzliche Speicherumlage auf alle SLP‑, RLM- und physischen Ausspeisemengen an Grenzübergangspunkten sowie virtuellen Kopplungspunkten erhoben. Die Höhe ist noch unbekannt, sie dient zur Finanzierung der Einhaltung von Füllstandsvorgaben für Gasspeicheranlagen und damit der Gewährleistung der Versorgungssicherheit nach dem EnWG Teil 3a. Da der Wettbewerb auf dem Gasmarkt derzeit sehr gering ausfällt, bleibt Endkunden nur, den Appellen der Politik zu folgen: Energiesparen ist das Gebot der Stunde.
Methodik: Verglichen wurden die Grundversorgungstarife vom Januar 2021 mit denen aus dem August 2022. Dabei wurden nur Bestandskundenpreise betrachtet, keine Neukundenpreise. Alle Preisangaben verstehen sich netto. Der durchschnittliche spezifische Arbeitspreis der Grundversorgung wurde nach Zahl der versorgten Postleitzahl-Ort-Kombinationen (synonym „Postorte“) gewichtet. Betrachtet wurde nur das Hauptnetz in einem Postort. Die Jahreskosten setzen sich zusammen aus dem Arbeitspreis für einen Familienhaushalt mit 20.0000 kWh Verbrauch und den jährlichen Grundpreisen. Vorausgesetzt wurde ein G2,5‑Zähler. Weiße Flächen kennzeichnen Gebiete ohne Gasversorgung oder zwischenzeitliche Änderungen in der Regionalstruktur.