Aktuelles | 09. Januar 2018

Sinkende Entgelte eröffnen Vertrieben Spielraum

Im vorangegangenen Newsletter deuteten sich für das Jahr 2018 bereits sinkende Entgelte auf der Verteilnetzebene an (vgl. Newsletter Nr. 63). Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung erwarteten Branchenkenner allerdings noch Anpassungen auf der vorgelagerten Transportnetzebene, da die Beschlusskammer 9 der Bundesnetzagentur kurz zuvor die Umsetzung der horizontalen Kostenwälzung („HoKoWä“) zum 1. Januar 2018 gekippt hatte.

Der Blick auf die end­gül­ti­gen Preis­blät­ter der Fern­lei­tungs­netz­be­trei­ber zeigt aber im Durch­schnitt kei­ne gra­vie­ren­den Ände­run­gen. Vor der Aus­set­zung der HoKo­Wä hat­ten ohne­hin erst neun Unter­neh­men vor­läu­fi­ge Ent­gel­te ver­öf­fent­licht, die spä­ter durch fina­li­sier­te ersetzt wur­den. Die Anpas­sun­gen zei­gen dabei Aus­schlä­ge in bei­de Rich­tun­gen, so sin­ken die Ent­ry-Prei­se bei der Gas­unie Trans­port Ser­vices um ‑60,1 Pro­zent auf 1,11979 EUR/(kWh/h)/a, wäh­rend sie bei der ONTRAS Gas­trans­port um +53,3 Pro­zent auf 1,18 EUR/(kWh/h)/a stei­gen. Es ist zu ver­mu­ten, dass der Weg­fall der HoKo­Wä inzwi­schen in den end­gül­ti­gen Preis­blät­tern aller Fern­lei­tungs­netz­be­trei­ber Berück­sich­ti­gung gefun­den haben dürfte.

Auch in der Gestal­tung der end­gül­ti­gen Ver­teil­netz­ent­gel­te zei­gen sich im Schnitt kei­ne gro­ßen Ver­wer­fun­gen, auch wenn die Anpas­sun­gen regio­nal unter­schied­lich aus­fal­len. Betrach­tet am Abnah­me­fall eines Fami­li­en­haus­halts mit einem Jah­res­ver­brauch von 20.000 Kilo­watt­stun­den sin­ken die end­gül­ti­gen Ent­gel­te gegen­über den vor­läu­fi­gen im nach Netz­grö­ße gewich­te­ten Schnitt mar­gi­nal um ‑0,15 Pro­zent. Im arith­me­ti­schen Mit­tel über die Netz­ta­ri­fe stei­gen sie dage­gen mini­mal um +0,25 Pro­zent, der spe­zi­fi­sche end­gül­ti­ge Arbeits­preis pen­delt sich künf­tig bei durch­schnitt­lich 1,56 ct/​kWh ein.

In ins­ge­samt 1.987 Post­leit­zahl-Ort-Netz-Kom­bi­na­tio­nen wur­den die Ent­gel­te nach­träg­lich noch gesenkt. Die deut­lichs­te Redu­zie­rung scheint sich bei den Stadt­wer­ken Zit­tau (Sach­sen) mit ‑21,4 Pro­zent abzu­zeich­nen, tat­säch­lich kehrt man dort aber nur auf das Niveau von 2017 zurück (1,33 ct/​kWh), das vor­ab in den vor­läu­fi­gen Ent­gel­ten deut­lich gestie­gen war. Eine Sen­kung um ‑18,9 Pro­zent auf 1,52 ct/​kWh nimmt zudem die ASCA­NETZ (Sach­sen-Anhalt) vor. In 29 wei­te­ren Postor­ten sin­ken die Ent­gel­te um ‑10 bis ‑20 Pro­zent, dar­un­ter die Tarif­ge­bie­te der Netz Pots­dam (Bran­den­burg), AVG Aschaf­fen­burg (Bay­ern) und der Stadt­wer­ke Hei­de (Schles­wig-Hol­stein).

Ver­än­de­rung der end­gül­ti­gen Netz­nut­zungs­ent­gel­te Gas 2018 gegen­über den vor­läu­fi­gen in Pro­zent
Abnah­me­fall: Haus­halt, Nie­der­druck, SLP, 20.000 kWh Jah­res­ver­brauch, 11 kW Leistung

Unver­än­dert blei­ben die end­gül­ti­gen Ent­gel­te in 7.635 Post­ort-Netz-Kom­bi­na­tio­nen. In 1.335 Fäl­len wur­den die Gebüh­ren dage­gen nach oben kor­ri­giert, in 106 davon um +10 Pro­zent oder mehr. Dar­un­ter fin­den sich die Anschluss­ge­bie­te der Netz Lübeck (SH), INNer­gie (BY), SWU Net­ze (Baden-Würt­tem­berg) oder der Stadt­wer­ke Rends­burg (SH), Neckar­sulm (BW) und Rosen­heim (BY). Die deut­lichs­te Anhe­bung lässt sich im Gebiet der Stadt­wer­ke Neuburg/​Donau (BY) beob­ach­ten, wo der spe­zi­fi­sche Arbeits­preis um +34,3 Pro­zent auf 1,54 ct/​kWh) steigt. Ähn­lich star­ke Kor­rek­tu­ren zei­gen sich bei den Stadt­wer­ken Wild­bad (BW, +22,4 % auf deut­lich über­durch­schnitt­li­che 3,24 ct/​kWh) und der NET­ZE Bad Lan­gen­sal­za (Thü­rin­gen, +21,7 % auf 1,53 ct/​kWh).

Gegen­über 2017 wer­den die bei­den Kun­den­grup­pen Haus­halt und Gewer­be im Schnitt deut­lich ent­las­tet. Dabei wer­den die Ent­gel­te abhän­gig von den Ver­bräu­chen unter­schied­lich stark gesenkt. Ein Sin­gle-Haus­halt mit einem Ver­brauch von 7.000 Kilo­watt­stun­den im Jahr zahlt mit 143,21 Euro ‑4,9 Pro­zent weni­ger Netz­nut­zungs­kos­ten, der vor­ab betrach­te­te Fami­li­en­haus­halt spart bei 312,87 Euro Jah­res­kos­ten mit ‑4,4 Pro­zent rela­tiv etwas weni­ger. Ein Gewer­be­be­trieb (SLP) mit 200.000 Kilo­watt­stun­den Ver­brauch und einer instal­lier­ten Leis­tung von 125 kW kann dage­gen mit 5 Pro­zent sin­ken­den Kos­ten kal­ku­lie­ren (2.403,55 Euro). Wesent­lich stär­ker wird ein leis­tungs­ge­mes­se­ner Kun­de in der Mit­tel­druck­stu­fe ent­las­tet, bei einer Jah­res­ab­nah­me von 5.000.000 Kilo­watt­stun­den und einem Anschluss­wert von 1.450 kW sinkt sei­ne Netz­nut­zungs­rech­nung um ‑6,3 Pro­zent auf 37.560,21 Euro.

Der ein­gangs betrach­te­te Mus­ter­haus­halt wird 2018 in 7.202 Post­ort-Netz-Kom­bi­na­tio­nen bei den Ver­teil­netz­ge­büh­ren ent­las­tet. Die stärks­ten Erspar­nis­se fin­den sich in Netz­ge­bie­ten, deren Betrei­ber sich zum Jah­res­wech­sel geän­dert haben. So über­nah­men die Ener­gie­net­ze Bay­ern die Kon­zes­sio­nen in Obern­zell und Olching, wodurch die Ent­gel­te dort um ‑42,3 bzw. ‑34,6 Pro­zent auf sehr nied­ri­ge 0,97 ct/​kWh fal­len. Doch auch in 1.024 wei­te­ren Post­ort-Netz-Kom­bi­na­tio­nen fal­len die Gebüh­ren um ‑20 Pro­zent oder mehr, dar­un­ter die Betrei­ber Schles­wig-Hol­stein Netz, das Teil­netz Spree­gas der NBB (BB), ASCA­NETZ und die West­fa­len Weser Netz (NRW).

Ver­än­de­rung der end­gül­ti­gen Netz­nut­zungs­ent­gel­te Gas 2018 gegen­über 2017 in Pro­zent
Abnah­me­fall: Haus­halt, Nie­der­druck, SLP, 20.000 kWh Jah­res­ver­brauch, 11 kW Leistung

Unver­än­dert blei­ben die Ent­gel­te nur in 67 Fäl­len. Auf eine stei­gen­de Rech­nung müs­sen sich Gas­ab­neh­mer wohl im Tarif­ge­biet der Stadt­wer­ke Löbau (SN) ein­stel­len, wo die Ent­gel­te um +70,2 Pro­zent auf 1,79 ct/​kWh stei­gen. Ähn­li­ches erwar­tet Netz­kun­den in den Gebie­ten der Stadt­wer­ke Schwen­ti­nen­tal (SH, +60,1 % auf 1,67&nbps;ct/kWh), der Alli­an­der (NRW, +57,3 % auf über­durch­schnitt­li­che 2,12 ct/​kWh), der Stadt­wer­ke Eckern­för­de (SH, +49,7 % auf 1,21 ct/​kWh) und Vers­mold (NRW, +48,3 % auf eben­falls hohe 2,11 ct/​kWh). In 945 Fäl­len steigt der spe­zi­fi­sche Arbeits­preis um +10 Pro­zent oder mehr, in 218 davon um mehr als +20 Prozent.

Bei 41 Netz­be­trei­bern lässt sich beob­ach­ten, dass die Prei­se aus 2017 iden­tisch als vor­läu­fi­ge Ent­gel­te 2018 ver­öf­fent­licht wur­den. Von 8 Unter­neh­men, vor allem klei­ne­ren Stadt­wer­ken, lie­gen bis dato kei­ne end­gül­ti­gen Preis­blät­ter vor. In 19 Fäl­len wichen die end­gül­ti­gen Ent­gel­te schließ­lich von die­sen Ver­öf­fent­li­chun­gen ab, die rest­li­chen Unter­neh­men fina­li­sier­ten somit die Gebüh­ren aus 2017 auch für das lau­fen­de Jahr.

Nun bleibt abzu­war­ten, wie sehr die fal­len­den Durch­lei­tungs­ge­büh­ren den Wett­be­werb 2018 befeu­ern. In gro­ßen Tei­len Deutsch­lands dürf­ten Gas­ver­trie­be nun mehr Spiel­raum in der Preis­ge­stal­tung haben.

Metho­dik: Der Berech­nung lie­gen die ver­öf­fent­lich­ten Ent­gel­te von 648 der 704 Ver­teil­netz­be­trei­ber zugrun­de, die einer Gebiets­ab­de­ckung der bun­des­deut­schen Postor­te von 98,9 Pro­zent ent­spre­chen. Alle Prei­se ver­ste­hen sich net­to. Der durch­schnitt­li­che spe­zi­fi­sche Arbeits­preis der Netz­ent­gel­te wur­de nach Netz­grö­ße (Anzahl der ange­schlos­se­nen Postor­te) gewich­tet. In den Berech­nun­gen wur­den nur Netz­be­trei­ber berück­sich­tigt, die bereits ein end­gül­ti­ges Ent­gelt für 2018 bekannt gege­ben haben, feh­len­de Anga­ben wer­den in den Kar­ten eben­so wie Gebie­te ohne Gas­ver­sor­gung weiß dar­ge­stellt. Der spe­zi­fi­sche Kilo­watt­stun­den­preis setzt sich zusam­men aus den Netz­kos­ten (Arbeits­preis + auf die Jah­res­ar­beit umge­leg­ter Grund­preis) und den Kos­ten für das Mess­sys­tem (Stan­dard­mess­kon­fi­gu­ra­ti­on).

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