Mitte Dezember veröffentlichten die vier Regelzonenbetreiber die endgültigen Transportentgelte für das Jahr 2018. Dabei nahm nur Amprion noch Anpassungen an Arbeits- und Leistungspreis vor. Die ohnehin deutlichen Entgeltsteigerungen in den vorläufigen Entgelten erhöhen sich hier nochmals, beispielsweise steigt der Arbeitspreis je Kilowattstunde bei einer Benutzungsdauer unter 2.500 Stunden nochmals um rund 2,5 Prozent auf 2,231 Cent. Gegenüber 2017 entspricht dies einer Verteuerung von 47,6 Prozent, der Leistungspreis steigt gleichzeitig um 47,8 Prozent auf 9,31 EUR/kWa. Leicht nach unten korrigiert wird dagegen der endgültige Arbeitspreis bei der Benutzungsdauer über 2.500 Stunden (-2,2 % auf 0,448 ct/kWh), dennoch steigt er gegenüber dem Vorjahr um 48,3 Prozent (Leistungspreis: +47,5 % auf 53,90 EUR/kWa).
Entsprechend findet sich auch auf Verteilnetzebene der größte Teil der Preiskorrekturen nach oben in der Amprion-Regelzone, so beispielsweise im Ruhrgebiet im Netz der ELE Verteilnetz (+3,2 % auf 7,08 ct/kWh) oder im Rhein-Neckar-Kreis bei der e‑netz Südhessen, wo sich die endgültigen Entgelte gegenüber der vorläufigen Veröffentlichung nochmals um 2 Prozent auf 7,11 ct/kWh verteuern. Damit liegen beide Netze aber noch unter dem bundesdeutschen Schnitt der endgültigen Entgelte von 8,18 ct/kWh (jeweils spezifischer Arbeitspreis am Beispiel eines Familienhaushalts mit 2.900 kWh Jahresverbrauch).
Veränderung der endgültigen Netznutzungsentgelte Strom 2018 gegenüber den vorläufigen in Prozent
Abnahmefall: Haushalt, Niederspannung, SLP, 2.900 kWh Jahresverbrauch
Die höchste Anpassung nehmen die Stadtwerke Homburg (Saarland) mit +8,2 Prozent auf 8,36 ct/kWh vor. Eine ähnliche Erhöhung findet sich nur noch bei den Stadtwerken Brunsbüttel (Schleswig-Holstein, +5,6 % auf 6,26 ct/kWh), die allerdings zur TenneT-Regelzone gehören. Insgesamt sinken die endgültigen Entgelte gegenüber den vorläufigen nur in 1.134 Postleitzahl-Ort-Netz-Kombinationen, im weit überwiegenden Teil (13.545 Postorte) bleiben die Preise unverändert. Die Preisspreizung beläuft sich 2018 auf 122 Prozent, zwischen 4,47 ct/kWh im Netz der niedersächsischen Stadtwerke Lehrte und 9,93 ct/kWh bei den Stadtwerken Rendsburg (SH).
Senkungen nehmen die Betreiber nur in 317 Postorten vor, am deutlichsten im Raum Aschaffenburg (Bayern). Im Netz der dortigen Versorgungs-GmbH sinken die Entgelte noch einmal um ‑16,6 Prozent auf sehr niedrige 4,78 ct/kWh (Regelzone TenneT). Auch Haushalte im Anschlussbereich der Stadtwerke Stendal (Sachsen-Anhalt, ‑10,9 % auf 7,16 ct/kWh, 50Hertz), aber auch der TWL-Verteilnetz (-10,2 % auf 8,14 ct/kWh, Amprion, Saarland) profitieren von Senkungen. Im nach Netzgröße gewichteten Bundesdurchschnitt ändern sich die als endgültig veröffentlichten Entgelte mit gerundet +0,02 Prozent so gut wie nicht, allein beim Durchschnitt über die Netzbetreiber sinken sie rechnerisch um etwa ‑0,7 Prozent. Im Vergleich zu 2017 wird der Musterhaushalt somit um rund ‑5,1 Prozent entlastet.
Diese Entwicklung lässt sich unabhängig vom Abnahmefall beobachten. Während ein Single-Haushalt (1.500 kWh Jahresverbrauch) mit 154 Euro nur ‑2,7 Prozent weniger Durchleitungsgebühren entrichten muss, spart ein Familienhaushalt bei 300,89 Euro schon ‑5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Am deutlichsten wird ein Gewerbebetrieb mit einem Verbrauch von 40.000 Kilowattstunden entlastet (-8,6 % auf 2.416 Euro). Gewerbekunden mit höheren Verbräuchen zwischen 100.000 und 400.000 kWh können abhängig von installierter Leistung und Benutzungsdauer zwischen ‑4,9 und ‑5,9 Prozent niedrigere Jahreskosten für die Netznutzung kalkulieren.
Veränderung der endgültigen Netznutzungsentgelte Strom 2018 gegenüber 2017 in Prozent
Abnahmefall: Haushalt, Niederspannung, SLP, 2.900 kWh Jahresverbrauch
Diese Entwicklung könnte auf dem Strommarkt nach den Preisrunden der vergangenen Jahre für ein kurzzeitiges Durchatmen sorgen. Sollte es sich dabei tatsächlich um Einmaleffekte durch die Abschaffung der vermiedenen Netzentgelte handeln, lässt eine kürzlich im Branchendienst heise online veröffentlichte Nachricht allerdings besonders aufhorchen. Der Regelzonenbetreiber TenneT TSO vermeldet darin Kosten für stabilisierende Netzeingriffe in Rekordhöhe. Nach vorläufigen Zahlen betrugen die Kosten 2017 annähernd eine Milliarde Euro (2016: 660 Millionen). Somit steht zu befürchten, dass sich die Preisspirale 2019 wieder weiter nach oben schrauben könnte. Ein Ende wäre demnach erst mit der Fertigstellung der großen Nord-Süd-Trassen in Sicht.
Methodik: Der Berechnung liegen die veröffentlichten Entgelte von 706 der 883 Verteilnetzbetreiber zugrunde, die einer Gebietsabdeckung der bundesdeutschen Postorte von 98,8 % entsprechen. Alle Preise verstehen sich netto. Der durchschnittliche spezifische Arbeitspreis der Netzentgelte wurde nach Netzgröße (Anzahl der angeschlossenen Postorte) gewichtet. In den Berechnungen wurden nur Netzbetreiber berücksichtigt, die bereits ein endgültiges Entgelt für 2018 bekannt gegeben haben, fehlende Angaben werden in den Karten weiß dargestellt. Der spezifische Kilowattstundenpreis setzt sich zusammen aus den Netzkosten (Arbeitspreis + auf die Jahresarbeit umgelegter Grundpreis) und den Kosten für das Messsystem (Eintarif-Drehstromzähler).