Aktuelles | 24. Mai 2023

Überschaubares Wettbewerbsumfeld in der E-Mobilität

Im vorangegangenen Newsletter (vgl. Einzelner Anbieter dominiert die Tariflandschaft für Elektromobilität) zeigte eine Rohmargenanalyse von Elektromobilitätstarifen, welche Deckungsbeiträge bei der Orientierung am jeweiligen Preisführer potenziell erzielbar sind. Dabei ließ sich unter anderem auch beobachten, dass ein einzelner Anbieter in einem Großteil der Postleitzahl-Ort-Kombinationen die Tarif-Rankings dominierte. Ob dies womöglich an einem geringen Wettbewerb liegt, soll nun eine Untersuchung der Tarifdichte zeigen, bzw. welchem Wettbewerbsumfeld sich Anbieter jeweils stellen müssen.

Dazu wur­de für jede Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­ti­on ermit­telt, unter wie vie­len unter­schied­li­chen Tari­fen Pri­vat­kun­den wäh­len kön­nen, die eine Wall­box mit getrenn­ter Mes­sung gemäß § 14a EnWG betrei­ben möch­ten. Zudem wur­de der durch­schnitt­li­che Preis in jedem Post­ort berech­net. Als Mus­ter­ver­brauch wur­den erneut 2.250 kWh pro Jahr für eine Fahr­leis­tung von 15.000 km angenommen.

Tat­säch­lich zeigt sich das Wett­be­werbs­um­feld in die­ser Kon­stel­la­ti­on eher über­schau­bar. In 13.650 von 14.657 Postor­ten kön­nen End­kun­den aus 10 bis 20 unter­schied­li­chen Tari­fen für die hei­mi­sche Wall­box wäh­len. In 22 Postor­ten fin­den sich sogar weni­ger als 10 Ange­bo­te, bei­spiels­wei­se im All­gäu in der Gemein­de Röthen­bach (7 Tari­fe) und in Tei­len von Flens­burg (8). Nur in 985 Postor­ten zeigt sich dage­gen ein aus­ge­präg­ter Wett­be­werb, hier wer­den min­des­tens 21 Tari­fe ange­bo­ten, in 74 sogar mehr als 30. Die höchs­te Anzahl an unter­schied­li­chen Pro­duk­ten fin­det sich in den Ort­schaf­ten Dor­fen (45) und Leng­dorf (43) nahe München.

Tarif­dich­te bei unter­brech­ba­ren Ver­brau­chern der E‑Mobilität je Postort

Abnah­me­fall: 2.250 kWh/​Jahr, getrenn­te Mes­sung nach § 14a EnWG

Die durch­schnitt­li­chen Prei­se der Ange­bo­te in einem Post­ort bewe­gen sich dabei zwi­schen 34,10 ct/​kWh im saar­län­di­schen Wad­gas­sen (14 Tari­fe) und 48,25 ct/​kWh in Alten­steig (Baden-Würt­tem­berg, 20 Tari­fe). Dies ent­spricht einer mode­ra­ten Sprei­zung von 70,7 Pro­zent. In 2.326 Postor­ten liegt der spe­zi­fi­sche Arbeits­preis über 40 ct/​kWh, dar­un­ter häu­fig in Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen grö­ße­rer Städ­te oder Bal­lungs­ge­bie­ten wie Augs­burg, Bre­men, Chem­nitz, Dres­den, Düs­sel­dorf, Essen, Frank­furt am Main, Ham­burg, Han­no­ver, Köln, Leip­zig, Mainz, Mün­chen und Stutt­gart. Weni­ger als 35 ct/​kWh im Mit­tel wer­den nur in 22 Postor­ten fäl­lig, dar­un­ter ein­zel­ne Stadt­tei­le von Ber­lin, Düren, Glad­beck und Ros­tock. Eine direk­te Kor­re­la­ti­on zwi­schen Durch­schnitts­prei­sen und Tarif­dich­te ist dabei nicht erkennbar.

Bei Betrach­tung aller deutsch­land­weit ver­füg­ba­ren Tari­fe ergibt sich ein mitt­le­rer Arbeits­preis von 37,44 ct/​kWh. Auf Bun­des­land­ebe­ne auf­ge­schlüs­selt zei­gen sich dabei teils deut­li­che Unter­schie­de. Wäh­rend sich die Durch­schnitts­wer­te der meis­ten Län­der zwi­schen 36 und 38 Cent je Kilo­watt­stun­de bewe­gen, ste­chen ein­zel­ne her­aus. Eher güns­tig laden Elek­tro­mo­bi­le bei­spiels­wei­se in Rhein­land-Pfalz (35,00 ct/​kWh) und Ber­lin (35,79 ct/​kWh). Beson­ders hohe Prei­se wer­den dage­gen in Ham­burg (43,37 ct/​kWh), in Schles­wig-Hol­stein (41,01 ct/​kWh) sowie in Meck­len­burg-Vor­pom­mern (38,69 ct/​kWh) fällig.

Durch­schnitts­prei­se bei unter­brech­ba­ren Ver­brau­chern der E‑Mobilität in ct/​kWh

Abnah­me­fall: 2.250 kWh/​Jahr, getrenn­te Mes­sung nach § 14a EnWG

Die güns­tigs­te Lade­mög­lich­keit fin­det sich aktu­ell wei­ter­hin im Ver­sor­gungs­ge­biet der Stadt­wer­ke Schnever­din­gen-Neu­en­kir­chen in Nie­der­sach­sen. Der Tarif Heid­jers Lade­strom‘“ wird mit einem spe­zi­fi­schen Arbeits­preis von 19,57 ct/​kWh deutsch­land­weit nicht unter­bo­ten. Auch Strom­kun­den der Stadt­wer­ke Sol­tau (eben­falls in Nie­der­sach­sen) pro­fi­tie­ren von güns­ti­gen Prei­sen. Der Tarif Lade­strom“ hat dort einen spe­zi­fi­schen Arbeits­preis von 21,84 ct/​kWh. Die Stadt­wer­ke Stein­furt (NRW) berech­nen für ihren Auto­strom“ eben­falls ver­gleichs­wei­se güns­ti­ge 23,90 ct/​kWh. Mehr als dop­pelt so hoch ist dage­gen der Arbeits­preis des Tarifs ewz­vogt­land­strom-Öko­Mo­bil“ der Ener­gie­wer­ke Zeu­len­ro­da in Thü­rin­gen. In Zeu­len­ro­da-Trie­bes wer­den dafür 62,62 ct/​kWh fäl­lig. Auch Kun­den der Lünestrom, einer Mar­ke der First­Con, in Baden-Würt­tem­berg müs­sen im Tarif e‑Drive“ mit 59,64 ct/​kWh tief in die Tasche grei­fen, sobald die Strom­preis­brem­se nicht mehr greift. Teu­er ist das Laden zu Hau­se auch im baye­ri­schen Traun­stein, wo der Tarif EVA-Grün­strom E‑Ladesäule“ der Elek­tri­zi­täts­ge­nos­sen­schaft Vog­ling & Angren­zer mit 55,54 ct/​kWh zu Buche schlägt. Die Sprei­zung zwi­schen dem güns­tigs­ten und dem teu­ers­ten Tarif liegt somit bei etwa 220 Prozent.

Eine eher gerin­ge Tarif­dich­te ver­gli­chen mit den äußerst vola­ti­len Haus­halts­strom­ta­ri­fen trifft somit vie­ler­orts auf gro­ße Preis­sprei­zun­gen. Auch wenn die all­ge­mei­nen Durch­schnitts­wer­te ver­gleichs­wei­se nah bei­ein­an­der­lie­gen, eröff­nen sich regio­nal womög­lich attrak­ti­ve Ver­triebs­chan­cen. Durch redu­zier­te Ent­gel­te für unter­brech­ba­re Ver­brau­cher der Elek­tro­mo­bi­li­tät kön­nen Ener­gie­ver­trie­be hier pro­blem­los Pro­duk­te mit hoher Zug­kraft kalkulieren.

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