Aktuelles | 19. Oktober 2016

Uneinheitliche Entgeltentwicklung erschwert Gasvertrieb

Auch die Gasnetzbetreiber geben in jedem Oktober die vorläufigen Durchleitungsgebühren für das folgende Jahr bekannt. Anders als im Bereich Strom (vgl. NNS-Newsletter Nr. 100) zeigen sich hier nicht durchweg tendenzielle Erhöhungen. Vielmehr ergibt sich abhängig vom Abnahmefall ein differenziertes Bild. Als Analysegrundlage dienen die bis zum 17. Oktober veröffentlichten Entgelte der Verteilnetzbetreiber, die bereits 80,3 Prozent der gasversorgten Postleitzahl-Ort-Kombinationen abdecken.

Im bun­des­wei­ten, nach Netz­grö­ße gewich­te­ten Durch­schnitt spart 2017 bei­spiels­wei­se ein Sin­gle-Haus­halt mit einem Jah­res­be­darf von 7.000 kWh rund 2,9 Pro­zent an den Netz­ent­gel­ten. In Sum­me sind dies aller­dings nur etwa 5,13 Euro, auf das Jahr betrach­tet wer­den im Schnitt 150 Euro fäl­lig. Weni­ger spart dage­gen ein Fami­li­en­haus­halt mit 20.000 kWh Gas­ver­brauch, 2017 wer­den dafür im Schnitt 326,20 Euro an Gebüh­ren berech­net und damit 0,3 Pro­zent weni­ger als 2016.

Die Situa­ti­on bei Gewer­be­kun­den sowohl im SLP- als auch im RLM-Seg­ment weicht ab. Ein Unter­neh­men mit einem Jah­res­ver­brauch von 200.000 kWh (SLP) wird im Schnitt mit 1,5 Pro­zent höhe­ren Ent­gel­ten belas­tet, was Jah­res­kos­ten in Höhe von 2.532,72 Euro (1,27 ct/​kWh) ent­spricht. Die glei­che pro­zen­tua­le Stei­ge­rung erwar­tet einen RLM-Kun­den mit 5.000.000 kWh Gas­ab­nah­me. Für die Durch­lei­tung einer Kilo­watt­stun­de wer­den hier 0,83 ct/​kWh fäl­lig, damit stei­gen die jähr­li­chen Ent­gel­te um 474,54 auf 41.273,47 Euro.

Gemes­sen am typi­schen Jah­res­ver­brauch wer­den Sin­gle-Haus­hal­te 2017 im Saar­land durch­schnitt­lich am stärks­ten ent­las­tet. Die Netz­ent­gel­te sin­ken dort um 10,8 Pro­zent bzw. um 23,98 auf 183,15 Euro, was aller­dings noch deut­lich über dem Bun­des­durch­schnitt liegt. Auf die größ­te Stei­ge­rung müs­sen sich dage­gen Ber­li­ner Haus­hal­te ein­stel­len, deren Gebüh­ren­last um 13,5 Pro­zent bzw. 13,04 Euro stei­gen wird. Die Jah­res­kos­ten von 109,74 Euro bzw. Durch­lei­tungs­ge­büh­ren von 1,57 ct/​kWh stel­len den­noch die güns­tigs­ten Wer­te für ein Bun­des­land dar. Ganz anders zeigt sich die Situa­ti­on in Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Zwar sin­ken auch dort die Netz­nut­zungs­ent­gel­te um 5,2 Pro­zent bzw. 13,52 Euro, blei­ben jedoch mit 231,65 Euro (3,31 ct/​kWh) die bun­des­weit teu­ers­ten. Die gemit­tel­ten Ent­gel­te wei­sen je nach Bun­des­land somit Unter­schie­de von bis zu 111,1 Pro­zent auf.

Die höchs­te pro­zen­tua­le Stei­ge­rung lässt sich im Netz­be­reich der SWV Regio­nal GmbH im nie­der­säch­si­schen Bad Rothen­fel­de beob­ach­ten (+51,1 % auf 210,26 Euro bzw. 3,00 ct/​kWh). Deut­li­che Ver­teue­run­gen fin­den sich auch in den Net­zen der Stadt­wer­ke Nor­der­stedt in Schles­wig-Hol­stein (+21,7 % auf 129,24 Euro bzw. 1,85 ct/​kWh) und der Erd­gas Mit­tel­sach­sen GmbH in Sach­sen-Anhalt (+19,7 % auf 218,27 Euro bzw. 3,12 ct/​kWh). Ins­ge­samt erhö­hen sich die Gebüh­ren in 335 Postor­ten um mehr als 10 Pro­zent, dar­un­ter fin­den sich Ver­teil­netz­be­trei­ber wie die NBB Netz­ge­sell­schaft Ber­lin-Bran­den­burg mbH sowie die West­fa­len Weser Netz GmbH. In nur 5 Postor­ten blei­ben die Ent­gel­te 2017 unverändert.

Dem ste­hen aller­dings sin­ken­de Gebüh­ren in ins­ge­samt 6.378 Postor­ten gegen­über, davon in 834 Fäl­len um mehr als 10 Pro­zent. Dar­un­ter fin­den sich Ver­teil­netz­be­trei­ber wie die NGN Netz­ge­sell­schaft Nie­der­rhein GmbH, SWM Infra­struk­tur Regi­on GmbH, DRE­WAG Netz GmbH, Gas­ver­sor­gung Vor­pom­mern Netz GmbH, Pfalz­gas GmbH, Net­ze BW GmbH und Ener­gie­net­ze Bay­ern GmbH. Die größ­ten Nach­läs­se las­sen sich in den Netz­be­rei­chen der rhein­land-pfäl­zi­schen Gemein­de­wer­ke Boben­heim-Rox­heim GmbH (-29,2 % auf 81,87 Euro bzw. 1,17 ct/​kWh) und Stadt­wer­ke Ram­stein-Mie­sen­bach GmbH (-19,9 % auf 94,57 Euro bzw. 1,17 ct/​kWh) sowie der Stadt­wer­ke Dit­zin­gen GmbH in Baden-Würt­tem­berg (-19,5 % auf 108,32 Euro bzw. 1,55 ct/​kWh) beob­ach­ten. Die teu­ers­ten Ent­gel­te wer­den abge­se­hen von ein­zel­nen Are­al­net­zen 2017 in den Ver­teil­ge­bie­ten der Netri­on GmbH in Baden-Würt­tem­berg und Rhein­land-Pfalz fäl­lig (-9,9 % auf 290,89 Euro bzw. 4,16 ct/​kWh). Die güns­tigs­ten Gebüh­ren fin­den sich dage­gen in der nie­der­säch­si­schen Stadt Nor­den (-7,6 % auf 71,90 Euro bzw. 1,03 ct/​kWh). Zwi­schen bei­den Extre­ma lässt sich somit eine Preis­sprei­zung von 304,6 Pro­zent feststellen.

Pri­va­te Gas­kun­den kön­nen sich in der Grund­ver­sor­gung aktu­ell bereits viel­fach über Preis­sen­kun­gen freu­en, da die ange­stamm­ten Unter­neh­men Beschaf­fungs­vor­tei­le an ihre Kun­den durch­rei­chen (vgl. EKG-News­let­ter Nr. 52). Mit der sich abzeich­nen­den Ent­wick­lung der Ent­gel­te könn­ten regio­nal wei­te­re Gas­kun­den auf Preis­sen­kun­gen hof­fen. Den­noch sind die Ent­gel­te über­wie­gend mit dem Sta­tus vor­läu­fig“ gekenn­zeich­net, könn­ten sich zu Jah­res­wech­sel somit noch ändern. Für Ver­trie­be stellt sich gera­de bei der unein­heit­li­chen Ent­wick­lung mehr denn je die anspruchs­vol­le Auf­ga­be einer kos­ten­de­cken­den, netz­schar­fen Kalkulation.

Metho­dik: Alle Prei­se ver­ste­hen sich net­to. Die Durch­schnitts­wer­te der Netz­ent­gel­te wur­den nach Netz­grö­ße (Zahl der belie­fer­ten Postor­te) gewich­tet. Postor­te (Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen) kön­nen mehr­fach gezählt wer­den, wenn es dort meh­re­re akti­ve Netz­be­trei­ber gibt. In der Berech­nung wur­den nur Netz­be­trei­ber berück­sich­tigt, die ein vor­läu­fi­ges Ent­gelt für 2017 bekannt gege­ben haben. Der spe­zi­fi­sche Kilo­watt­stun­den­preis setzt sich zusam­men aus den Netz­kos­ten (Arbeits­preis + auf die Jah­res­ar­beit umge­leg­ter Grund­preis) und den Kos­ten für die Mes­sung (eben­falls auf die Jah­res­ar­beit umgelegt).

Ver­än­de­rung der vor­läu­fi­gen Netz­ent­gel­te 2017 gegen­über 2016 in Pro­zent (Gewer­be, SLP, Nie­der­span­nung, 40.000 kWh)
Wei­ße Flä­chen = Noch kein vor­läu­fi­ges Ent­gelt veröffentlicht

Hät­ten Sie‘s gewusst?

Im Zusam­men­hang mit dem neu­en Mess­stel­len­be­triebs­ge­setz (MsbG) wur­den wei­te­re Geset­ze eben­falls novel­liert. Betrof­fen sind unter ande­ren das Ener­gie­wirt­schafts­ge­setz (EnWG), die Strom­netz­ent­gelt­ver­ord­nung (Strom­NEV) sowie ein Dut­zend wei­te­rer Gesetze.

Im novel­lier­ten MsbG ist fest­ge­legt, dass es ab dem 1. Janu­ar 2017 kei­ne geson­der­ten Abrech­nungs­prei­se mehr gibt. Eine ent­spre­chen­de Ände­rung der Gas­NEV erfolg­te dage­gen nicht. Die Bun­des­netz­agen­tur stell­te dazu aus­drück­lich fest, dass das höher­ran­gi­ge Gesetz die Ver­ord­nung in Hin­blick auf Abrech­nungs­ent­gel­te außer Kraft setzt: Ein Ent­gelt für die Abrech­nung wird unge­ach­tet der abwei­chen­den Bestim­mung in § 15 Abs. 7 Gas­NEV auf­grund des höher­ran­gi­gen § 7 Abs. 2 S. 2 MsbG ab dem 01.01.2017 nicht mehr aus­ge­wie­sen; die Kos­ten für die Abrech­nung sind Bestand­teil der Netz­ent­gel­te. Die Ent­gel­te für Mes­sung und Mess­stel­len­be­trieb wer­den pro Aus­spei­se­punkt erhoben.“

Damit auf unse­re Daten­bank Netz­nut­zung zugrei­fen­de Appli­ka­tio­nen nicht die Kal­ku­la­ti­on abbre­chen oder einen Feh­ler pro­du­zie­ren, wer­den wir wie gewohnt alle Daten­sät­ze zu Zäh­lern mit dem Preis 0“ erzeu­gen. Dies gilt sowohl für Strom als auch für Gas.

Im Gegen­satz zu Strom dür­fen im Gas die Mess­ent­gel­te wei­ter­hin sepa­riert in Mess­stel­le und Mess­dienst­leis­tung aus­ge­wie­sen wer­den. Anhand der bis­he­ri­gen Netz­ent­gelt-Ver­öf­fent­li­chun­gen lässt sich aller­dings auch im Gas fest­stel­len, dass eini­ge Markt­part­ner die­se Kom­po­nen­ten bereits zusam­men­ge­führt haben. Sofern dies der Fall ist, sind die Mess­dienst­leis­tun­gen mit dem Preis 0“ in der Daten­bank hinterlegt.

Bit­te wen­den Sie sich mit Rück­fra­gen jeder­zeit an uns!

Raus aus dem Schnittstellensumpf.


Der wach­sen­de Grad der Digi­ta­li­sie­rung im Tages­ge­schäft von Ener­gie­ver­trie­ben erfor­dert zuneh­men­de Inter­ak­ti­on unter­schied­li­cher Soft­ware­lö­sun­gen und ‑modu­le. Immer häu­fi­ger erfor­dert dies die zeit- und kos­ten­in­ten­si­ve Ent­wick­lung indi­vi­du­el­ler Schnitt­stel­len, ohne die ein Daten­aus­tausch erschwert wird und Geschäfts­pro­zes­se ins Sto­cken geraten.

ene't Fir­men­grün­der Dipl.-Ing. Peter Mar­tin Schroer setzt sich daher für einen gemein­sa­men Daten­stan­dard ein, der sol­che Schnitt­stel­len ablö­sen soll. Mit zehn gleich­ge­sinn­ten Unter­neh­men grün­de­te er die Inter­es­sen­ge­mein­schaft Geschäfts­ob­jek­te für die Ener­gie­wirt­schaft e. V.“, die gemein­sam einen offe­nen Stan­dard für die IT-Infra­struk­tur von Ener­gie­ver­trie­ben und Markt­part­nern ent­wi­ckeln wird.

Erfah­ren Sie mehr unter www​.bo4e​.de oder besu­chen Sie uns auf der E‑world 2017.

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