Nach Bekanntgabe der Preisstellungen von 100 Verteilnetzbetreibern, die jedoch bereits eine Gebietsabdeckung der gasversorgten Fläche von 49,2 Prozent erreichen, sinken die jährlichen Kosten dort für einen Single-Haushalt mit 7.000 kWh Verbrauch um rund ‑2 Prozent auf 187,28 Euro. Ein SLP-Gewerbekunde in der Niederdruckstufe (200.000 kWh/a, 125 kW) muss mit durchschnittlich 3.407,58 Euro ‑3,0 Prozent weniger Gebühren entrichten als im laufenden Jahr. Noch etwas deutlicher werden leistungsgemessene Gewerbekunden in der Mitteldruckstufe (5.000.000 kWh/a, 1.450 kW) entlastet. Ihre Entgelte reduzieren sich im Schnitt um ‑3,2 Prozent auf 50.618,69 Euro.
Ein Grund für die Preissenkungen sind die inzwischen harmonisierten Basisentgelte der vorgelagerten Fernleitungsnetzbetreiber. Die Entgelte für feste frei zuordenbare Kapazitäten (FZK) an allen physischen und virtuellen Ein- und Ausspeisepunkten am Grenzübergang (GÜP) sinken von 6,03 auf 5,10 EUR/(kWh/h)/a. Zudem sinkt die Marktraumumstellungsumlage von 0,7547 auf 0,6711 EUR/(kWh/h)/a, wenn auch gleichzeitig die Biogasumlage von 0,6983 auf 0,8381 EUR/(kWh/h)/a steigt. Beide Umlagen werden über die Netzentgelte gewälzt. In Summe müssen die Verteilnetzbetreiber somit nur noch 6,6092 statt bisher 7,483 EUR/(kWh/h)/a einpreisen.
Davon profitiert nach aktuellem Stand der vorläufigen Verteilnetzentgelte auch ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 18.000 kWh bei 11 kW Anschlussleistung. Nach Auswertung der Kostenstellungen für 5.329 von 10.825 gasversorgten Postleitzahl-Ort-Kombinationen sinkt der durchschnittliche Kilowattstundenpreis um ‑2,5 Prozent auf 2,13 Cent. Die Jahreskosten sinken in diesen Postorten damit durchschnittlich von 393 auf 383,29 Euro. Dabei lassen sich in 2.916 Postorten Preissenkungen feststellen, darunter 724 mit einer Reduzierung von mehr als ‑10 Prozent. Im Netzgebiet der Netzgesellschaft Wolmirstedt findet sich aktuell die einzige PLZ-Ort-Kombination mit unveränderten Entgelten für diesen Abnahmefall. In den übrigen Postorten steigen die Durchleitungsgebühren, in 63 um mehr als 10 Prozent.
Prozentuale Veränderung der vorläufigen Netzentgelte Gas 2024 gegenüber 2023
Abnahmefall: Familien-Haushalt, 18.000 kWh/Jahr, 11 kW Leistung, SLP, Niederdruck
Die stärkste Senkung der Entgelte lässt sich bei der Gasversorgung Ebermannstadt in Bayern beobachten. Hier sinkt der spezifische Arbeitspreis um ‑14,4 Prozent auf vergleichsweise günstige 1,89 ct/kWh. Ähnlich sieht es bei den niedersächsischen Stadtwerken Delmenhorst aus, wo die Preise um ‑13,8 Prozent auf noch deutlich niedrigere 1,36 ct/kWh fallen. Auch in Brandenburg sinkt der Arbeitspreis im Netz der E.DIS deutlich um ‑12,9 Prozent, allerdings nur auf 3,37 ct/kWh, was weit über dem Durchschnitt der bislang veröffentlichten Preisstellungen liegt.
Die deutlichste Preissteigerung bis jetzt findet sich dagegen in Niedersachsen im Netzgebiet der Stadtwerke Winsen (Luhe). Das Entgelt verteuert sich um +20,1 Prozent, bleibt aber mit 1,28 ct/kWh im Vergleich sehr niedrig. Nicht so im Netz der Gemeindewerke Trappenkamp in Schleswig-Holstein, hier steigt der Arbeitspreis um +14,2 Prozent auf 2,63 ct/kWh. Ähnliches lässt sich in Thüringen beobachten, wo die Saalfelder Energienetze GmbH um +14,0 Prozent auf 2,35 ct/kWh erhöhen. Auch in Erligheim in Baden-Württemberg müssen Familienhaushalte sich auf steigende Kosten einstellen. Durch einen Netzbetreiberwechsel von den Stadtwerken Bietigheim-Bissingen zu Netze BW wird dort im kommenden Jahr mit 2,42 ct/kWh ein um +42,9 Prozent höheres Entgelt fällig. Für den Musterhaushalt bedeutet dies Mehrkosten von +130,70 Euro pro Jahr.
Preisniveau der vorläufigen Netzentgelte Gas 2024
Abnahmefall: Familien-Haushalt, 18.000 kWh/Jahr, 11 kW Leistung, SLP, Niederdruck
Die günstigsten neu veröffentlichten Gasnetzentgelte stehen im Preisblatt der Stadtwerke Neuenhaus in Niedersachsen. Trotz einer Anhebung um +8,1 Prozent liegt der spezifische Arbeitspreis bei 1,03 ct/kWh. Auch in Nordrhein-Westfalen befinden sich zwei günstige Netzgebiete. Die Stadtwerke Rees senken ihre Durchleitungsgebühren um ‑5,9 Prozent auf 1,24 ct/kWh, während der Preis der Stadtwerke Greven um ‑8,5 Prozent auf 1,25 ct/kWh fällt.
Am oberen Ende des Preisgefüges finden sich die bereits erwähnte E.DIS Netz mit 3,37 ct/kWh, dies betrifft insgesamt 269 Postorte. Auch im Netzgebiet der sächsischen Stadtwerke Weißwasser herrscht mit nahezu unveränderten 3,26 ct/kWh ein relativ hohes Preisniveau. Gleiches gilt in 39 Postorten in Baden-Württemberg, die an das Gasnetz der MVV angeschlossen sind (-6,9 % auf 3,08 ct/kWh) sowie in 54 Postorten in Schleswig-Holstein, wo die SWKiel Netz zuständig ist (+11,7 % auf 3,02 ct/kWh). Zwischen den günstigsten und teuersten Entgelten 2024 lässt sich somit derzeit eine Preisspreizung von 227,2 Prozent errechnen.
Noch stehen neue Preisstellungen für etwas mehr als die Hälfte der gasversorgten Gebiete aus. Es wird sich noch zeigen müssen, ob die noch nicht veröffentlichten Preisblätter den bisherigen Trend bestätigen. Sollten Energievertriebe aber im kommenden Jahr mit sinkenden Entgelten kalkulieren können, bleibt abzuwarten, ob dies ein wenig Entlastung in den angespannten Gasmarkt bringen kann.
Methodik: Alle Preise verstehen sich netto. Der durchschnittliche spezifische Arbeitspreis der Netzentgelte wurde nach Netzgröße (Anzahl der angeschlossenen Postleitzahl-Ort-Kombinationen) gewichtet. In den Berechnungen wurden nur Netzbetreiber berücksichtigt, die bereits ein vorläufiges Entgelt für 2024 bekanntgegeben haben. Der spezifische Kilowattstundenpreis setzt sich zusammen aus den Netzkosten (Arbeitspreis + auf die Jahresarbeit umgelegter Grundpreis) und den Kosten für das Messsystem (Standardmesskonfiguration).
Automatisch über neue Entgelte informiert werden mit dem ene't Navigator®
Mit der App Regionale Veränderungsanalyse Netznutzung SLP (Gas) auf dem ene't Navigator® können Sie jederzeit komfortabel die Änderungen in den vorläufigen Netzentgelten ermitteln. Genauso finden Sie zum Jahreswechsel mit wenigen Klicks die endgültigen Preisstellungen für das kommende Jahr, oder können historische Werte ermitteln und Preisdetails analysieren. Direkte Vergleiche zwischen unterschiedlichen Zeitpunkten sind damit ebenso in einem Schritt möglich wie zwischen vorläufigen und endgültigen Entgelten.
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