Für insgesamt 10.820 gasversorgte Postleitzahl-Ort-Kombinationen wurden seit dem 1. Oktober vorläufige Gasnetznutzungsentgelte für das kommende Jahr veröffentlicht. Davon betroffen sind 692 Netzbetreiber, von denen aktuell 650 in den ene't Datenbanken Netznutzung Gas erfasst sind. Dies entspricht einem Anteil von rund 94 Prozent.
Im bundesdeutschen Durchschnitt zahlt ein Single-Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 7.000 kWh zukünftig +1,54 Prozent höhere Netzentgelte und damit 2,28 Euro/Jahr mehr. Einen Familienhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh erwartet eine Erhöhung um +1,71 Prozent. Ein solcher Haushalt zahlt 2021 Mehrkosten von 5,50 Euro/Jahr. Kleinere Gewerbebetriebe mit einem Verbrauch von 200.000 kWh werden mit 40,18 Euro/Jahr mehr zur Kasse gebeten. Dies entspricht einem Plus von 1,63 Prozent. Die Erhöhung für große Gewerbe mit einem Verbrauch von 5.000.000 kWh/Jahr fällt mit +0,89 Prozent etwas geringer aus. Sie müssen zukünftig 343,32 Euro mehr für die jährlichen Durchleitungskosten veranschlagen.
Vergleicht man die Preise der deutschen Netzbetreiber anhand eines typischen Familienhaushalts mit einem Jahresverbrauch von 18.000 kWh, so ist eine nach Postorten gewichtete durchschnittliche Steigerung von 1,64 ct/kWh auf 1,67 ct/kWh zu beobachten. Dies ist ein Plus von rund 1,83 Prozent.
Für den genannten Musterhaushalt zählen im kommenden Jahr die niedersächsischen Stadtwerke Neuenhaus sowie die ebenfalls in Niedersachsen ansässigen Stadtwerke Lingen zu den günstigsten Netzbetreibern. Ihre Netzgebiete liegen sogar beinahe direkt nebeneinander. Für ihre Netzkosten veranschlagen die beiden Stadtwerke jeweils 0,80 ct/kWh. Auch die brandenburgischen Stadtwerke Velten zählen mit 0,85 ct/kWh zu den günstigsten Netzgesellschaften in Deutschland. Die Energienetze Bayern mit einem vergleichsweise großen Netzgebiet veranschlagt mit 1,14 ct/kWh auch noch eher geringe Durchleitungskosten.
Der im bundesweiten Vergleich teuerste Netzbetreiber sind die Stadtwerke Altensteig aus Baden-Württemberg mit einem Preis von 3,42 ct/kWh (trotz einer Senkung um ‑2,13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Die Stadtwerke Bad Wildbad, auch aus Baden-Württemberg, liegen mit 3,08 ct/kWh ebenfalls im oberen Preissegment (trotz Senkung um ‑7,76 Prozent). Auch die von der bayerischen Erdgas Westenthanner veranschlagten Netzkosten von 2,99 ct/kWh sind im bundesweiten Vergleich eher hoch (trotz Senkung um ‑6,69 Prozent); ebenso die Kosten der brandenburgischen E.DIS Netz mit 2,74 ct/kWh (trotz Senkung um ‑0,48 Prozent).
Preisniveau der vorläufigen Netzentgelte Gas 2021 in ct/kWh
Abnahmefall: Familienhaushalt, 18.000 kWh/a, 11 kW Leistung
Die Netznutzungsentgelte am stärksten senken wollen die Netzwerke Saarlouis (Saarland). Hier sinken die Kosten um ‑14,51 Prozent auf 2,12 ct/kWh. Eine ähnlich starke Senkung ist bei den Stadtwerken Neckarsulm (Baden-Württemberg) zu erwarten. Die Durchleitungskosten verringern sich hier um ‑14,19 Prozent auf 1,69 ct/kWh. Auch die SSW Netz (Saarland) wird im neuen Jahr niedrigere Kosten veranschlagen. Hier zeigt sich eine Senkung um ‑13,33 Prozent auf 1,63 ct/kWh. Durch einen Netzbetreiberwechsel von Hansegas zu TraveNetz dürfen sich auch Haushalte in Mecklenburg-Vorpommern freuen. In einigen Orten sinken die Entgelte dort deutlich, z. B. in Meetzen, Königsfeld und Hohldorf um ‑21,62 Prozent auf 1,77 ct/kWh.
Eine starke Erhöhung steht hingegen im Netzgebiet der Stadtwerke Büdingen in Hessen bevor. Hier steigen die Netzkosten auf 1,58 ct/kWh und somit um +37,17 Prozent. Die sächsischen Stadtwerke Annaberg-Buchholz Energie erhöhen auf 2,04 ct/kWh. Das ist ein Plus von 28,87 Prozent. Auch die baden-württembergische ErmstalEnergie Dettingen an der Erms veranschlagt mit Netzkosten von 2,37 ct/kWh zukünftig +17,46 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor.
Prozentuale Veränderung der vorläufigen Gasnetzentgelte 2021 gegenüber 2020
Abnahmefall: Familienhaushalt, 18.000 kWh/a, 11 kW Leistung
Der sich weiter fortsetzende Trend zur Preissteigerung bei den Gasnetzentgelten dürfte Vertriebe zum Handeln zwingen. Geben sie die Kosten direkt an ihre Kunden weiter, so ist es denkbar, dass Anbieterwechsel die Folge sind. Zusätzlich zu den steigenden Durchleitungskosten könnte auch die kommende CO2-Bepreisung dazu beitragen, dass der Gaspreis im kommenden Jahr insgesamt steigt. Der CO2-Preis soll 2021 zunächst 25 Euro pro Tonne betragen. Das entspricht 0,455 ct/kWh. Ein Blick auf die endgültigen Entgelte am Jahresende wird zumindest zeigen, wohin die Reise in den Verteilnetzen geht.
Methodik: Der Berechnung liegen die bislang veröffentlichten vorläufigen Entgelte von 650 der 692 Verteilnetzbetreiber zugrunde, die einer Gebietsabdeckung der bundesdeutschen Postleitzahl-Ort-Kombinationen (synonym Postorte) von rund 96 Prozent entsprechen. Alle Preise verstehen sich netto. Der durchschnittliche Jahrespreis der Netzentgelte des gesondert betrachteten Abnahmefalls wurde nach Netzgröße (Anzahl der angeschlossenen Postorte) gewichtet. Fehlende Angaben werden in den Karten ebenso wie Gebiete ohne Gasversorgung weiß dargestellt. Der ermittelte Jahrespreis setzt sich zusammen aus den Netzkosten und den Kosten für das Messsystem (Standardmesskonfiguration).