Aktuelles | 16. Oktober 2023

Weitere Preisanstiege zeichnen sich ab

Nachdem schon 2023 die Verteilnetzentgelte im Strom gegenüber 2022 mit +19,9 Prozent im gewichteten Durchschnitt erheblich stiegen, deutet sich in den bislang veröffentlichten Preisblättern für 2024 nun eine weitere deutliche Teuerung an. Die Entgelte sind als „vorläufig“ gekennzeichnet und könnten sich zum Jahreswechsel noch einmal ändern. Nach Auswertung der Preise von 235 Verteilnetzbetreibern, deren Netzgebiete bereits eine Abdeckung von 85,7 Prozent erreichen, steigen beispielsweise die jährlichen Kosten für einen Single-Haushalt mit einem Verbrauch von 1.500 kWh um +8,7 Prozent auf 219,31 Euro.

Noch stär­ker fällt die Erhö­hung für einen SLP-Gewer­be­be­trieb in der Nie­der­span­nung aus (40.000 kWh/​a), hier wer­den mit 3.517,39 Euro +9,1 Pro­zent mehr fäl­lig. Ein ähn­li­ches Bild zeigt sich bei den leis­tungs­ge­mes­se­nen Gewer­be­kun­den. Ein Betrieb mit 400.000 kWh Ver­brauch in der Mit­tel­span­nung, 200 kW Anschluss­leis­tung und weni­ger als 2.500 Benut­zungs­stun­den muss mit 30.549,33 Euro (+8,4 %) kal­ku­lie­ren. In der Nie­der­span­nung wer­den bei 100.000 kWh Ver­brauch (35 kW, über 2.500 Benut­zungs­stun­den) Netz­kos­ten in Höhe von 8.640,01 Euro (+9,1 %) fällig.

Die Ent­gel­te der vor­ge­la­ger­ten Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber sind dabei nicht allein für die­sen fast flä­chen­de­cken­den Anstieg ver­ant­wort­lich. Die durch das Netz­ent­gelt­mo­der­ni­sie­rungs­ge­setz (NEMoG) seit 2023 har­mo­ni­sier­ten Ent­gel­te stei­gen im kom­men­den Jahr vor­aus­sicht­lich nur um rund 2,2 Pro­zent auf 3,19 ct/​kWh. Als Grund nann­ten die vier Regel­zo­nen­ver­ant­wort­li­chen in einer gemein­sa­men Pres­se­mit­tei­lung das anhal­tend hohe Preis­ni­veau auf den Brenn­stoff- und Strom­märk­ten, das sich ins­be­son­de­re auf die Kos­ten für Redis­patch, Netz­re­ser­ve und die Vor­hal­tung von Regel­leis­tung sowie für die Beschaf­fung von Ver­lust­ener­gie aus­wir­ke. Pro­ble­ma­tisch ist dabei, dass hier bereits ein mög­li­cher Zuschuss der Bun­des­re­gie­rung aus dem Wirt­schafts­sta­bi­li­sie­rungs­fonds (WSF) in Höhe von 5,5 Mrd. Euro ein­kal­ku­liert wur­de, für den bis­lang noch die gesetz­li­che Grund­la­ge feh­le. Soll­te die­se bis Anfang Dezem­ber nicht geschaf­fen sein, wer­den sich die end­gül­ti­gen ÜNB-Ent­gel­te noch ent­spre­chend erhöhen.

Auf Ver­teil­netz­ebe­ne fin­den sich dage­gen ande­re preis­trei­ben­de Fak­to­ren. Dr. Chris­toph Mül­ler, Vor­sit­zen­der der Geschäfts­füh­rung der Net­ze BW, führt dies am Bei­spiel sei­nes Unter­neh­mens aus. Dem­nach spielt der Beginn der 4. Regu­lie­rungs­pe­ri­ode eine ent­schei­den­de Rol­le, da sich nun das Basis­jahr für die anzu­rech­nen­den Kos­ten von 2016 auf 2021 ändert. In die­ser Zeit habe es deut­li­che Kos­ten­stei­ge­run­gen gege­ben, bei­spiels­wei­se durch die explo­dier­ten“ Anschluss­an­fra­gen für Foto­vol­ta­ik-Auf­dach­an­la­gen. Zudem stieg der Bench­mark­preis für Ver­lust­ener­gie deut­lich. Als wei­te­ren netz­ent­gelt­stei­gern­den Effekt macht Mül­ler die sin­ken­den Netz­ent­nah­men durch stei­gen­de dezen­tra­le Erzeu­gung aus. Damit wür­den die Netz­ent­gel­te auf weni­ger Bezugs­men­gen ver­teilt. Hier tun sich abseh­bar Gerech­tig­keits­fra­gen auf“, kon­sta­tiert er.

Unter den stei­gen­den Ent­gel­ten lei­det nach aktu­el­lem Stand der vor­läu­fi­gen Ver­teil­netz­ent­gel­te auch ein Mus­ter­haus­halt mit einem Jah­res­ver­brauch von 3.500 kWh. Nach Aus­wer­tung der Kos­ten­stel­lun­gen für 12.564 von 14.655 deut­schen Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen erhöht sich der spe­zi­fi­sche Arbeits­preis in die­sen Preis­blät­tern durch­schnitt­lich um +8,6 Pro­zent auf 11,20 Cent. Die Jah­res­kos­ten stei­gen in die­sen Postor­ten damit durch­schnitt­lich von 361,07 auf 392,15 Euro. Den­noch las­sen sich in 2.788 Postor­ten Preis­sen­kun­gen fest­stel­len, dar­un­ter immer­hin 1.033 mit einer Redu­zie­rung von mehr als ‑10 Prozent.

Im Netz­ge­biet der Stadt­wer­ke Hal­dens­le­ben (Sach­sen-Anhalt) fin­den sich aktu­ell 5 Postor­te mit unver­än­der­ten Ent­gel­ten (6,61 ct/​kWh) für den Mus­ter­haus­halt. In den übri­gen Postor­ten stei­gen die Arbeits­prei­se, in 6.517 um mehr als +10 Pro­zent. In 2.933 stei­gen die Kos­ten sogar um mehr als +20 Prozent.

Pro­zen­tua­le Ver­än­de­rung der vor­läu­fi­gen Netz­ent­gel­te Strom 2024 gegen­über 2023
Abnah­me­fall: Fami­­li­en-Haus­halt, 3.500 kWh/​Jahr, SLP, Niederspannung

Die stärks­te Ent­las­tung erwar­tet Haus­halts­kun­den nach aktu­el­lem Stand im Netz­ge­biet der Stadt­wer­ke Mal­chow in Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Der spe­zi­fi­sche Arbeits­preis sinkt dort um ‑13,8 Pro­zent auf 11,65 ct/​kWh. Auch die Stadt­wer­ke Wer­ni­ge­ro­de (Sach­sen-Anhalt) redu­zie­ren die Ent­gel­te um ‑10,8 Pro­zent auf 7,97 ct/​kWh, womit die­se zudem deut­lich unter dem Durch­schnitts­preis lie­gen. Beson­ders vie­le Netz­kun­den pro­fi­tie­ren außer­dem von nied­ri­ge­ren Ent­gel­ten der E.DIS Netz mit Sitz in Bran­den­burg. Im gro­ßen Netz­ge­biet, das ins­ge­samt 1.000 Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen abdeckt, sinkt der spe­zi­fi­sche Arbeits­preis um ‑10,1 Pro­zent auf 12,95 ct/​kWh.

Eine Ände­rung im E.ON-Konzern kommt dage­gen Haus­hal­ten in 2 Postor­ten zugu­te, in denen der Netz­be­trieb von der Schles­wig-Hol­stein Netz auf die 100%ige Toch­ter­ge­sell­schaft Nord­Netz über­geht. Dadurch wer­den mit 10,45 ct/​kWh im kom­men­den Jahr um ‑32,8 Pro­zent gerin­ge­re Arbeits­prei­se erho­ben. Ähn­li­ches lässt sich in 18 Postor­ten in Bran­den­burg beob­ach­ten, in denen die Stadt­wer­ke Neu­rup­pin den Netz­be­trieb von der E.DIS Netz über­neh­men. Der Arbeits­preis sinkt so um ‑30,4 Pro­zent auf 10,03 ct/​kWh. Auch in Sach­sen-Anhalt zahlt der betrach­te­te Fami­li­en­haus­halt durch den Betrei­ber­wech­sel von der Ava­con Netz auf die Hal­ber­stadt­wer­ke in 6 Postor­ten nur noch ver­gleichs­wei­se güns­ti­ge 8,37 ct/​kWh (-19,8 %).

Deut­lich höhe­re Ent­gel­te müs­sen Strom­ver­trie­be dage­gen im Netz­ge­biet der bran­den­bur­gi­schen Netz­ge­sell­schaft Pan­ketal nahe Ber­lin ein­kal­ku­lie­ren. Hier steigt der Arbeits­preis 2024 um +44,2 Pro­zent auf 10,01 ct/​kWh. Auch bei den säch­si­schen Stadt­wer­ken Nies­ky stei­gen die Ver­teil­netz­ge­büh­ren um +39,7 Pro­zent auf 12,84 ct/​kWh. Ähn­li­ches zeigt sich in Bay­ern, wo die Gemein­de­wer­ke Kahl Ver­sor­gungs­ge­sell­schaft den Arbeits­preis um +37 Pro­zent auf 11,52 ct/​kWh anhebt.

Preis­ni­veau der vor­läu­fi­gen Netz­ent­gel­te Strom 2024
Abnah­me­fall: Fami­­li­en-Haus­halt, 3.500 kWh/​Jahr, SLP, Niederspannung

Das güns­tigs­te Ver­teil­netz­ent­gelt lässt sich nach aktu­el­lem Stand im kom­men­den Jahr im Netz­ge­biet der oben erwähn­ten Stadt­wer­ke Hal­dens­le­ben fin­den, wo der spe­zi­fi­sche Arbeits­preis unver­än­dert 6,61 ct/​kWh beträgt. Nur wenig teu­rer ist die Durch­lei­tung im Anschluss­be­reich der nie­der­säch­si­schen EVI Ener­gie­ver­sor­gung Hil­des­heim, wo trotz einer Erhö­hung um +9,4 Pro­zent immer noch deut­lich unter­durch­schnitt­li­che 6,80 ct/​kWh fäl­lig wer­den. Etwas höher fal­len die Prei­se der hes­si­schen Ener­gie­ver­sor­gung Rüs­sels­heim mit 7,39 ct/​kWh (-3 %) aus, blei­ben aber eben­falls weit unter dem Schnitt. Durch die güns­ti­ge Fremd­kos­ten­si­tua­ti­on könn­te es sich damit um attrak­ti­ve Ver­triebs­ge­bie­te handeln.

Am obe­ren Ende der Preis­ska­la fin­det sich die Schles­wig-Hol­stein Netz. Trotz einer Sen­kung um ‑1,5 Pro­zent wer­den 15,32 ct/​kWh fäl­lig, wovon Haus­hal­te in 1.054 Postor­ten betrof­fen sind. Mit­ur­säch­lich dürf­ten auch hier hohe Kos­ten für Redis­patch und den Anschluss von EE-Anla­gen sein. In Bay­ern fal­len die Stadt­wer­ke Dor­fen mit einer Erhö­hung um +19,8 Pro­zent auf 15,31 ct/​kWh auf. Mit der WEMAG Netz in Meck­len­burg-Vor­pom­mern hebt außer­dem ein wei­te­rer gro­ßer Netz­be­trei­ber den Arbeits­preis an, näm­lich um +14,9 Pro­zent auf 15,21 ct/​kWh. Davon betrof­fen sind Netz­kun­den in 408 Postor­ten. Zwi­schen den nied­rigs­ten und höchs­ten vor­läu­fi­gen Ent­gel­ten lässt sich somit eine Preis­sprei­zung von 131,7 Pro­zent berechnen.

Bis zur Fer­tig­stel­lung die­ser Aus­wer­tung war die Höhe der gesetz­li­chen Umla­gen für 2024 noch nicht bekannt. Da ihr Anteil am Strom­preis spä­tes­tens seit dem lau­fen­den Jahr deut­lich gerin­ger aus­fällt als zuvor, dürf­ten Ände­run­gen an die­sem Kos­ten­block nicht mehr all­zu stark ins Gewicht fal­len. Unge­ach­tet des­sen müs­sen Ver­trie­be bereits mit einem deut­lich stei­gen­den Fremd­kos­ten­block kal­ku­lie­ren. Soll­te sich dies nicht durch grund­le­gend gesun­ke­ne Beschaf­fungs­kon­di­tio­nen kom­pen­sie­ren las­sen, ste­hen die Zei­chen im Strom wohl erneut auf Preis­an­stieg“, pro­gnos­ti­ziert Dipl.-Ing. Roland Ham­bach, Geschäfts­füh­rer der ene't GmbH.

Metho­dik: Alle Prei­se ver­ste­hen sich net­to. Der durch­schnitt­li­che spe­zi­fi­sche Arbeits­preis der Netz­ent­gel­te wur­de nach Netz­grö­ße (Anzahl der ange­schlos­se­nen Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen) gewich­tet. In den Berech­nun­gen wur­den nur Netz­be­trei­ber berück­sich­tigt, die bereits ein vor­läu­fi­ges Ent­gelt für 2024 bekannt­ge­ge­ben haben. Der spe­zi­fi­sche Kilo­watt­stun­den­preis setzt sich zusam­men aus den Netz­kos­ten (Arbeits­preis + auf die Jah­res­ar­beit umge­leg­ter Grund­preis) und den Kos­ten für das Mess­sys­tem (Stan­dard­mess­kon­fi­gu­ra­ti­on).

Auto­ma­tisch über neue Ent­gel­te infor­miert wer­den mit dem ene't Navigator®

Mit der App Regio­na­le Ver­än­de­rungs­ana­ly­se Netz­nut­zung SLP (Strom) auf dem ene't Navi­ga­tor® kön­nen Sie jeder­zeit kom­for­ta­bel die Ände­run­gen in den vor­läu­fi­gen Netz­ent­gel­ten ermit­teln. Genau­so fin­den Sie zum Jah­res­wech­sel mit weni­gen Klicks die end­gül­ti­gen Preis­stel­lun­gen für das kom­men­de Jahr, oder kön­nen his­to­ri­sche Wer­te ermit­teln und Preis­de­tails ana­ly­sie­ren. Direk­te Ver­glei­che zwi­schen unter­schied­li­chen Zeit­punk­ten sind damit eben­so in einem Schritt mög­lich wie zwi­schen vor­läu­fi­gen und end­gül­ti­gen Entgelten.

Mit­hil­fe der Benach­rich­ti­gungs­funk­ti­on der Platt­form wer­den Sie auf Wunsch auch pro­ak­tiv dar­über infor­miert, wel­che Ver­teil­netz­be­trei­ber neue Netz­nut­zungs­ent­gel­te ver­öf­fent­licht haben. Dies ist wahl­wei­se direkt im ene't Navi­ga­tor® oder via E‑Mail möglich.

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