Nach der Betrachtung der inzwischen veröffentlichten Grundversorgungspreise für die Energieart Gas bestätigt sich diese Vermutung. Ein durchschnittlicher Familienhaushalt mit einem Gasverbrauch von 20.000 kWh zahlt in Deutschland im Jahr 2021 1.275,91 Euro. Das sind 54,34 Euro bzw. +4,45 Prozent mehr als in 2020, wo der jährliche Grundversorgungspreis noch 1.221,57 Euro betrug.
Für die Analyse der bisher veröffentlichten Gaspreise wurden insgesamt 10.887 bundesdeutsche Postorte betrachtet. Bisher wurden von 717 Versorgern 486 Versorger in der ene't Datenbank erfasst. Dies entspricht einem Anteil von 75 Prozent. Von 1.327 Tarifen wurden aktuell 846 Tarife in die Datenbank aufgenommen, was einem Anteil von fast 64 Prozent entspricht. Die Gebietsabdeckung liegt derzeit bei etwa 77 Prozent.
Für 4.859 Postorte wurden Preiserhöhungen angeküdigt. Dies entspricht einem Prozentsatz von knapp
45 Prozent. Davon betroffen sind 352 Versorger bzw. 223 Tarife. Preissenkungen soll es in 1.203 Postorten geben. Das sind nur rund 11 Prozent. Betroffen davon sind 29 Versorger und 25 Tarife. In 4.797 bzw. fast 43 Prozent der Postorte gibt es keine Veränderungen. Bei 33 Versorgern bzw. in 214 Tarifen bleiben die Preise so wie im Vorjahr.
Die größte prozentuale Preiserhöhung trifft Musterhaushalte im Versorgungsgebiet der EWR Aktiengesellschaft im rheinland-pfälzischen Worms. Dort steigt der jährliche Gaspreis im Grundversorgungstarif um rund +26 Prozent, von 1.196 Euro auf 1.507,64 Euro. Eine ähnlich große Verteuerung trifft Grundversorgungskunden der Ohra Energie in Thüringen. Im Tarif „Ohra Midi“ verteuert sich der Gaspreis um rund +23 Prozent. Er steigt von 1.316,40 Euro auf 1.620,40 Euro. Teurer wird es zukünftig auch für Familienhaushalte, die einen Versorgungsvertrag mit der Energieversorgung Ergolding-Essenbach aus Bayern abgeschlossen haben. Hier steigt der Gaspreis im Tarif „EVE“ um fast +19 Prozent, nämlich von 1.078,16 Euro auf 1.278,16 Euro. Der Preis all dieser Gasversorger liegt damit über dem bundesdeutschen Durchschnitt.
Die größte prozentuale Vergünstigung erwartet Gaskunden in der „Grund- und Ersatzversorgung“ der Energie SarLorLux im Saarland. Hier sinkt der Preis von 1.456,15 Euro auf 1.346,35 Euro. Das sind fast ‑8 Prozent. Kunden der E.ON Energie Deutschlang aus Hamburg dürften sich ebenfalls freuen: Gas wird hier um rund ‑7 Prozent günstiger. Der jährliche Gaspreis beträgt dort in diesem Jahr 1.160 Euro. Im Vorjahr waren es noch 1.252 Euro. Deutlich günstiger wird es auch für Familienhaushalte in der „Haushaltsvollversorgung" der Nienburg Energie in Niedersachsen. Der jährliche Gaspreis sinkt hier von 1.170 Euro auf 1.094 Euro und damit um — 6,5 Prozent.
Preisänderungen in der Grundversorgung zum 1. Januar 2021
Abnahmefall: Haushalt, SLP, 20.000 kWh/Jahr
Einen besonders günstigen Preis für den oben genannten Musterhaushalt erheben die Stadtwerke Neuenhaus aus Niedersachsen im Tarif „SWN L“. Hier sind jährlich 910 Euro für die Gasversorgung zu entrichten. Sehr günstig sind im deutschlandweiten Vergleich auch die Stadtwerke München im bayerischen Olching. In ihrem „Vollversorgungstarif“ berechnen sie 920,32 Euro. Mit 936 Euro in ihrem Grundversorgungstarif zählt auch die Gasversorgung Grafschaft Hoya zu den günstigsten Anbietern innerhalb Deutschlands.
Teuer wird es für Familienhaushalte im Gebiet der Energieversorgung Apolda. Im Tarif „Grund- und Ersatzversorgung“ fallen in diesem Jahr Gaskosten in Höhe von 1.872 Euro an. Auch Kunden der Stadtwerke Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern müssen mit 1.769 Euro vergleichsweise tief in die Tasche greifen. Im bundesweiten Vergleich liegt auch der jährliche Gaspreis der Bergischen Energie- und Wasser-GmbH mit 1.752 Euro weit oben.
Die geringe Anzahl an Postorten mit Preissenkungen im Bereich Grundversorgung könnte, wie eingangs erwähnt, auf die gestiegenen Netznutzungsentgelte zurückzuführen sein. Wie aber auch schon in vielen Medien vermutet wurde, könnte ebenfalls die in 2021 erstmals anfallende CO2-Abgabe ein Grund für Preissteigerungen sein. Sie soll in diesem Jahr bei 25 Euro pro Tonne bzw. umgerechnet 0,455 ct/kWh liegen. Viele Versorger scheinen diese zusätzlichen Kosten an die Endabnehmer weiterzugeben.
Methodik: Der Auswertung liegen die veröffentlichten Preise von 486 der 717 Grundversorger im Bundesgebiet (75 Prozent) bzw. 846 von 1.327 Tarifen (64 Prozent) zugrunde. Dies betrifft 77 Prozent des gasversorgten bundesdeutschen Gebiets. Verglichen wurden die Preise mit Gültigkeit 1.1.2020 und 1.1.2021. Alle Preisangaben verstehen sich netto. Der durchschnittliche spezifische Arbeitspreis der Grundversorgung wurde nach Zahl der versorgten Postleitzahl-Ort-Kombinationen (synonym „Postorte“) gewichtet. Betrachtet wurde nur das Hauptnetz in einem Postort. Der Kilowattstundenpreis setzt sich zusammen aus dem Arbeitspreis und dem auf die Jahresarbeit umgelegten Grundpreis. Vorausgesetzt wurde ein G4-Zähler.