So lässt sich bei der GASCADE Gastransport GmbH im Gaspool-Marktgebiet rechnerisch eine starke relative Reduzierung der Entry- (-59,3 % auf 0,00366 EUR/kWh/d) und Exit-Preise (-61,6 % auf 0,00322 EUR/kWh/d) beobachten, faktisch wurden hier jedoch nur die Vorgaben nach BK 9−14÷608 BEATE umgesetzt. Nach BEATE müssen bei Ein- und Ausspeisungen in und aus Gasspeichern mindestens 50 Prozent Rabatt auf ein „nach den Regeln der GasNEV ermittelte Entgelt für ein festes oder unterbrechbares Kapazitätsrecht“ gewährt werden. Doch auch bei der regulären Kopplung sinken die Preise, Entry um ‑18,5 % auf 0,00732 EUR/kWh/d und Exit um ‑22,8 % auf 0,00648 EUR/kWh/d. Ähnlich sinken die Preise für die Speicheranbindung bei der bayernets GmbH im Marktgebiet der NetConnect Germany (-47,6 % auf 0,00340 EUR/kWh/d). Auch die auffällig große Preisanhebung der terranets bw GmbH (Entry +107,6 % auf 0,00279 EUR/kWh/d; Exit +321,3 % auf 0,00566 EUR/kWh/d) bezieht sich auf den Speicherzugang.
Die Entgelte für Ausspeisezonen bzw. nachgelagerte Netzbetreiber, Gemeinden und Letztverbraucher im Netz der bayernets GmbH steigen konträr zu den Speicherentgelten um Werte zwischen 4 und rund 7 Prozent. Im Netz der Gasunie Deutschland GmbH (Gaspool) sinken die Einspeiseentgelte größtenteils um ‑11,9 %, die Ausspeisungspreise um ‑15,8 %. Unverändert bleiben die Entgelte der OPAL Gastransport GmbH sowie der Einspeisung ins Netz der ONTRAS Gastransport GmbH (beide Gaspool). Die Ausspeisung aus dem Netz der ONTRAS verteuert sich dagegen um 6,4 – 7,4 Prozent je nach Zone.
Die Open Grid Regional GmbH erhöht die Preise für Entry und Exit einheitlich um +1,2 % auf 0,00429 EUR/kWh/d, im Netz der Open Grid Europe GmbH werden Einspeisungen günstiger (-1,6 % auf 0,00863 EUR/kWh/d), Ausspeisungen dagegen teurer (+11,8 % auf 0,00865 EUR/kWh/d). Bei der Thyssengas GmbH steigen die Entry-Preise um +11,8 % auf 0,00710 EUR/kWh/d, die Exit-Preise um +1,5 % auf vergleichsweise teure 0,01863 EUR/kWh/d.
Alle veröffentlichten Entgelte sind vollständig in der Datenbank Netznutzung Gas abgebildet.
Verteilnetzentgelte Gas 2016: Großflächige Steigerungen und extreme Spreizung
Seit Ende Oktober liegen die vorläufigen Verteilnetzentgelte der bundesdeutschen Gasnetzbetreiber für 2016 nahezu flächendeckend vor. In der ene't Datenbank Netznutzung Gas sind je nach Druckstufe die Entgelte von bis zu 690 Verteilnetzbetreibern erfasst. In der Fläche entspricht dies einer Gebietsabdeckung von 99,9 Prozent der Postleitzahl-Ort-Kombinationen, in denen eine Gasversorgung verfügbar ist.
Eine Analyse unterschiedlicher Abnahmefälle zeigt, dass Vertriebe im kommenden Jahr mit steigenden Entgelten kalkulieren müssen. Zudem muss im Marktgebiet der GASPOOL Balancing Services GmbH noch die neue Bilanzierungsumlage in Höhe von 0,15 ct/kWh berücksichtigt werden. Diese wird gemäß „GabiGas 2.0“ ab dem 1. Oktober für SLP-Kunden berechnet, während RLM-Kunden aufgrund ausgeglichener Konten derzeit noch nicht bepreist werden. Die NetConnect Germany GmbH setzt auch die Umlage im SLP-Bereich in ihrem Marktgebiet aktuell noch mit 0 an. Zum 1. April 2016 werden neue Werte für die Umlagen festgelegt, die dann für 12 Monate Bestand haben werden.
Anderes als bei den Stromnetzentgelten weichen die Netznutzungsentgelte für die unterschiedlichen Kombinationen von Jahresarbeit und installierter Leistung im Schnitt nicht so stark voneinander ab. Ein deutlicher Unterschied zeigt sich in den Durchschnittswerten jedoch abhängig von der Mittelwertberechnung, wobei ein gewichteter Wert eine zuverlässigere Prognose der bundesweiten Entwicklung ermöglicht. Im Gegensatz zu einem rein rechnerisch ermittelten Durchschnittswert, in dem alle Netzbetreiber unabhängig der Größe gleichwertig betrachtet werden, haben bei einem gewichteten Schnitt diejenigen Unternehmen ein größeres Gewicht auf den Mittelwert, die mehr Postorte in ihrem Netzgebiet erschlossen haben.
Durchschnittliche Veränderung der vorläufigen Gasnetzentgelte 2016
Durchschnitt | Veränderung arithmetisch | Veränderung gewichtet |
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Abnahmefall | Verbrauch in kWh | Leistung in kW | % | ct/kWh | Entgelt 2016 in ct/kWh | % | ct/kWh | Entgelt 2016 in ct/kWh |
Haushalt | 7.000 | 6 | 4,3 | 0,09 | 2,25 | 1,8 | 0,04 | 2,32 |
Haushalt | 20.000 | 11 | 5,0 | 0,08 | 1,66 | 2,2 | 0,04 | 1,69 |
Gewerbe | 200.000 | 125 | 5,2 | 0,06 | 1,26 | 1,8 | 0,02 | 1,27 |
Gewerbe/Industrie | 5.000.000 | 1.450 | 5,2 | 0,04 | 0,80 | 2,9 | 0,02 | 0,87 |
Ein genauerer Blick soll im Folgenden auf den Abnahmefall eines Gewerbekunden mit 200.000 kWh Jahresarbeit bei einer installierten Leistung von 125 kW geworfen werden. Auch wenn die Entgelte bei diesem Musterkunden im gewichteten Mittel mit 1,8 Prozent nur moderat steigen, sind doch große Gebiete von starken Erhöhungen betroffen. So müssen Transportkunden in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland nahezu flächendeckend mit Mehrkosten über 5 Prozent kalkulieren. Gleiches gilt für den Osten Brandenburgs, große Teile von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz sowie den Südwesten Baden-Württembergs und den Nordosten Bayerns. Zusammenhängende Flächen mit Entgeltsenkungen um mehr als 5 Prozent finden sich dagegen außer in Schleswig-Holstein selten, größere Areale lassen sich alleine im südwestlichen NRW, südlich von Mainz, nahe Bremen und Ulm sowie im Münchener Umland beobachten. Moderate Senkungen finden Transportkunden außerdem in größeren Teilen Sachsens und Sachsen-Anhalts vor.
Veränderung der vorläufigen Entgelte gegenüber 2015 in Prozent
Abnahmefall: Gewerbe, 200.000 kWh/a, 125 kW Leistung
Weiße Flächen kennzeichnen Gebiete ohne Gasversorgung
Die stärkste Senkung der vorläufigen Netzentgelte findet sich 2016 in Heinsberg und Waldfeucht (Nordrhein-Westfalen) im Netz der Alliander Netz Heinsberg GmbH. Die Transportgebühren sinken hier um ‑36,1 % bzw. ‑0,46 ct/kWh auf 0,81 ct/kWh und damit auf ein deutlich unterdurchschnittliches Preisniveau. Auch im Netzgebiet der sächsischen Versorgungsbetriebe Hoyerswerda GmbH sparen Transportkunden im nächsten Jahr, die Gebühren sinken um ‑22,6 % (-0,2 ct/kWh) auf dann sehr günstige 0,69 ct/kWh. Insgesamt lassen sich in 2.770 Postorten Entgeltreduzierungen beobachten, davon in 81 um mehr als ‑10 Prozent. In 540 Postorten bleiben die Transportgebühren vorläufig unverändert. Die günstigsten Entgelte finden Transportkunden 2016 in Nordrhein-Westfalen vor, in Versmold werden 0,44 ct/kWh (-14,8 % bzw. ‑0,08 ct/kWh) fällig, in Grefrath 0,50 ct/kWh (-0,2 %). Insgesamt zahlen Gewerbekunden in 6.738 Postorten Entgelte unterhalb des gewichteten Durchschnitts.
Relativ bemessen deutlich teurer wird die Gasverteilung dagegen im Netzgebiet der schleswig-holsteinischen Stadtwerke Schwentinental GmbH (Schleswig-Holstein, +67 % auf 1,02 ct/kWh). Ähnlich stark erhöhen die Energiewerke Zeulenroda GmbH im thüringischen Triebes (+66,5 % auf 0,99 ct/kWh). Die größte absolute Steigerung lässt sich mit +0,43 ct/kWh dagegen im Netzgebiet der Energie Calw GmbH (+32,7 % auf 1,94 ct/kWh) in Baden-Württemberg beobachten. Auch wenn die Netzentgelte in Calw bereits deutlich über dem Durchschnitt liegen, ist das Ende der Skala erst bei 2,39 Cent je durchgeleiteter Kilowattstunde Gas erreicht. Davon betroffen sind 351 Postorte im Verteilnetzgebiet des E.ON Hanse-Nachfolgers HanseWerk AG in der Region Mecklenburg Vorpommern und Brandenburg (+13,1 % bzw. +0,28 ct/kWh). Die Entgelte des günstigsten und teuersten Verteilnetzbetreibers erreichen somit eine Spreizung von 443,2 Prozent.
Da sämtliche in die Berechnung eingeflossene Netzentgelte den Status „vorläufig“ tragen, können die Verteilnetzbetreiber zum Jahreswechsel noch Änderungen vornehmen. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre ist eine deutliche Änderung des Trends dabei allerdings nicht zu erwarten.
Methodik: Alle Preise verstehen sich netto. Die Durchschnittswerte der Netzentgelte wurden nach Netzgröße (Zahl der belieferten Postorte) gewichtet. Postorte (Postleitzahl-Ort-Kombinationen) können mehrfach gezählt werden, wenn es dort mehrere aktive Netzbetreiber gibt. In der Berechnung wurden nur Netzbetreiber berücksichtigt, die ein vorläufiges Entgelt für 2016 bekannt gegeben haben. Der spezifische Kilowattstundenpreis setzt sich zusammen aus den Netzkosten (Arbeitspreis + auf die Jahresarbeit umgelegter Grundpreis) und den Kosten für Messung und Abrechnung (ebenfalls auf die Jahresarbeit umgelegt).
Hätten Sie’s gewusst?
Der Energieverbrauch einer Raumheizung ist entscheidend von der vorherrschenden Außentemperatur und somit in erster Linie vom Wetter abhängig. Für eine zuverlässige Verbrauchsprognose sind Transportkunden daher auf zuverlässige Wetterdaten angewiesen. Bei der Kalkulation der kurzfristig benötigten Gasmengen greifen sie deshalb zur Bestimmung der Allokationstemperaturen auf Daten der vom Verteilnetzbetreiber festgelegten Wetterstationen zurück.
Sofern es sich nicht um großräumige Gebiete handelt, sollte zur Ermittlung möglichst nur eine dedizierte Wetterstation herangezogen werden. Ist dies aufgrund regionaler Besonderheiten nicht möglich, wird eine Mischtemperatur aus den gewichteten Werten mehrerer Wetterstationen errechnet.
Die Temperaturwerte werden nicht nur zur Berechnung der Allokationswerte benötigt. Transportkunden verwenden diese auch zur Rechnungsprüfung der Mehr- und Mindermengenabrechnung, indem mit ihrer Hilfe Verbrauchswerte plausibilisiert werden.
Neben diesen postalisch zugeordneten Wetterstationen sind auch die Gradtagszahlen von 42 frei zugänglichen Wetterstationen in der ene't Datenbank Netznutzung Gas enthalten. Anhand dieser Werte kann ein Transportkunde für den Fall, dass der Abrechnungszeitraum z. B. bei einem Tarifwechsel unterjährig unterteilt werden muss, entsprechend dem DVGW-Arbeitsblatt G685 Punkt 8.3.3.2 zuverlässig eine Aufteilung nach Gradtagszahlen vornehmen.