Für 7.034 von insgesamt 10.958 gasversorgten Postleitzahl-Ort-Kombinationen wurden seit dem 1. Oktober die vorläufigen Netznutzungsentgelte für das kommende Jahr veröffentlicht. Dies umfasst knapp 200 Verteilnetzbetreiber bzw. eine Gebietsabdeckung von 64,2 Prozent.
Ein Single-Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 7.000 kWh wird im kommenden Jahr voraussichtlich um 2,9 Prozent höher belastet. Im gewichteten Durchschnitt der bereits erfassten Entgelte macht dies aber nur 4,18 Euro aus. Ein Familienhaushalt mit einer Abnahmemenge von 20.000 kWh muss 2020 dagegen mit 10,23 Euro Mehrkosten rechnen, was einem Plus von 3,2 Prozent entspricht. Gewerbebetriebe mit einem Verbrauch von 200.000 kWh (SLP) zahlen zukünftig 3,4 Prozent mehr (+84,11 Euro), leistungsgemessene Betriebe in der Mitteldruckstufe mit einer Abnahmemenge von 5.000.000 kWh werden ebenfalls gerundet um 3,4 Prozent höher belastet (+1.309,64 Euro). Im Gegensatz zum Vorjahr müssen Abnehmer mit höheren Verbräuchen künftig mit stärkeren Aufschlägen rechnen.
Die Beispielrechnung eines durchschnittlichen Familienhaushalts mit einem Jahresverbrauch von 18.000 kWh zeigt dabei die regionalen Unterschiede. Der SLP-Musterkunde muss in den betroffenen Postortkombinationen im gewichteten Schnitt 1,68 ct/kWh bezahlen, was einer Steigerung von 3,17 Prozent entspricht.
Prozentuale Veränderung der vorläufigen Gasnetzentgelte 2020 gegenüber 2019
Abnahmefall: Familien-Haushalt, 18.000 kWh/a, 11 kW Leistung
Die Stadtwerke Glauchau (Sachsen) senken ihre Netznutzungsabgaben mit rund 12 Prozent am deutlichsten. Mit einem Preis von 1,48 ct/kWh liegen sie mit ihren als vorläufig gekennzeichneten Entgelten sogar unter dem gewichteten Durchschnitt der bereits veröffentlichten Preise. Anders sieht es bei Erdgas Mittelsachsen und der Gasversorgung Wismar Land (Mecklenburg-Vorpommern) aus. Hier sinken die Entgelte zwar auch um 11,2 bzw. 8,8 Prozent, sie liegen mit Preisen von 2,45 ct/kWh bzw. 1,93 ct/kWh aber dennoch über dem Durchschnitt.
Die Stadtwerke Wissen (Rheinland-Pfalz) erhöhen dagegen ihre Kosten von 1,85 ct/kWh auf 2,29 ct/kWh, was eine Mehrbelastung von 23,8 Prozent bedeutet. Die Stadtwerke Germersheim (Rheinland-Pfalz) erhöhen ihre Durchleitungskosten zwar um 16,7 Prozent, liegen mit einer Gebühr von 1,65 ct/kWh (aktuell 1,41 ct/kWh) aber noch ungefähr im Durchschnitt.(*)
Zu den potenziell günstigsten Netzbetreibern zählen im kommenden Jahr die Stadtwerke Lingen (Niedersachsen) mit einem Preis von 0,79 ct/kWh, die niedersächsischen Stadtwerke Stade mit einer Abgabe von 0,99 ct/kWh und Bramsche mit Kosten von 1,01 ct/kWh. In Lingen entspricht dieser einer Senkung von ‑2,9 Prozent, in Stade von ‑2,8 Prozent und in Bramsche von ‑3,9 Prozent.
Preisniveau der vorläufigen Netzentgelte Gas 2020 in ct/kWh
Abnahmefall: Familien-Haushalt, 18.000 kWh/a, 11 kW Leistung
Zu den voraussichtlich teuersten Netzbetreibern zählen im Jahr 2020 – trotz einer Preissenkung im Vergleich zum laufenden Jahr – voraussichtlich die E.DIS Netz mit einem Entgelt von 2,75 ct/kWh (-1,2 Prozent), die Stadtwerke Havelberg (Sachsen-Anhalt) mit einem Preis von 2,74 ct/kWh (-7,1 Prozent) und Erdgas Mittelsachsen mit Kosten von 2,45 ct/kWh (-11,2 Prozent). Zwischen dem günstigsten und dem teuersten Entgelt kann eine Preisspreizung von 250 Prozent oder 354,06 Euro beobachtet werden.
Die stärksten Preissenkungen für einen Abnahmefall von 5.000.000 kWh (1.450 kW installierte Leistung, Mitteldruckstufe) sind bei den Stadtwerken Ribnitz-Damgarten (Mecklenburg-Vorpommern) zu erwarten. Hier sinken die Abgaben von 0,87 ct/kWh auf 0,75 ct/kWh, was einer Reduzierung um ‑14,6 Prozent entspricht. Eine starke Preissenkung wird auch bei der sächsischen Gasversorgung Görlitz erwartet, mit einer Senkung von 0,50 ct/kWh auf 0,44 ct/kWh (-12,9 Prozent).
Die größte Preissteigerung haben Gewerbekunden der Stadtwerke Wissen zu erwarten. Hier wurde eine Erhöhung um 25,4 Prozent von 0,87 ct/kWh auf 1,09 ct/kWh angekündigt. Auch Kunden der Stadtwerke Heide (Schleswig-Holstein) müssen im kommenden Jahr wohl tiefer in die Tasche greifen. Hier ist eine Steigerung um 21,7 Prozent von 0,89 ct/kWh auf 1,08 ct/kWh zu erwarten. Die Energieversorgung Inselsberg in Thüringen wird ihre Preise im kommenden Jahr ebenfalls erhöhen: von 0,64 ct/kWh auf 0,76 ct/kWh, was einer Erhöhung von 17,7 Prozent entspricht.
Günstigster Netzbetreiber gemäß den vorläufigen Netznutzungsentgelten für Gewerbekunden sind im kommenden Jahr die Stadtwerke Hilden (NRW). Dort sinkt der Preis von 0,39 ct/kWh auf 0,38 ct/kWh (-1,3 Prozent). Auch die Stadtwerke Lingen zählen mit einer Preissenkung von 0,40 ct/kWh auf 0,39 ct/kWh (-2,8 Prozent) zu den günstigsten Anbietern. Ebenso die die Stadtwerke Wolfenbüttel (Niedersachsen), die mit einem nahezu unveränderten Preis von 0,39 ct/kWh unter den günstigsten Anbietern bleiben.
Die Stadtwerke Burg in Sachsen-Anhalt haben ihre aktuell gültigen Entgelte als vorläufiges Entgelt für 2020 deklariert. Mit einer Abgabe von 1,23 ct/kWh bleiben sie damit der teuerste Anbieter für Gewerbekunden. Trotz sinkender vorläufiger Entgelte erheben auch die Stadtwerke Merseburg (Sachsen-Anhalt) mit 1,15 ct/kWh im kommenden Jahr noch immer vergleichsweise hohe Gebühren. Ebenso wie Erdgas Mittelsachsen, die einen Preis von 1,14 ct/kWh veranschlagen.
Nachdem es im vergangenen Jahr im Gassektor mit durchschnittlich 0,2 Prozent lediglich moderate Veränderungen gab, zeichnen sich nach erster Prognose für das kommende Jahr spürbare Erhöhungen ab. Energievertriebe dürften daher mit Spannung auf die Veröffentlichung der noch fehlenden Entgelte warten.
Zum Jahreswechsel können sich mit der Veröffentlichung der endgültigen Netzentgelte noch Änderungen ergeben. Eine Betrachtung der endgültigen Durchleitungskosten erfolgt in unserem nächsten Newsletter.
Methodik: Der Berechnung liegen die bislang veröffentlichten vorläufigen Entgelte von knapp 200 der 690 Verteilnetzbetreiber zugrunde, die einer Gebietsabdeckung der bundesdeutschen Postleitzahl-Ort-Kombinationen (synonym Postorte) von rund 64 Prozent entsprechen. Alle Preise verstehen sich netto. Der durchschnittliche Jahrespreis der Netzentgelte des gesondert betrachteten Abnahmefalls wurde nach Netzgröße (Anzahl der angeschlossenen Postorte) gewichtet. Fehlende Angaben werden in den Karten ebenso wie Gebiete ohne Gasversorgung weiß dargestellt. Der ermittelte Jahrespreis setzt sich zusammen aus den Netzkosten und den Kosten für das Messsystem (Standardmesskonfiguration).
(*) Ursprünglich wurden die Energienetze Rudolstadt (Thüringen) als Netzbetreiber mit der stärksten Erhöhung genannt. Leider wurden bei der Auswertung Netto- und Bruttopreise vertauscht, sodass diese Aussage nicht korrekt war. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.