Aktuelles | 16. Oktober 2019

Trendwende bei den Gasnetzentgelten zeichnet sich ab

Seit 2017 stagnierten oder fielen die Netzentgelte für den Gastransport im Durchschnitt. Für das kommende Jahr zeichnet sich nun jedoch eine Trendwende ab. Dies zeigt eine Analyse der bereits veröffentlichten vorläufigen Transportkosten.

Für 7.034 von ins­ge­samt 10.958 gas­ver­sorg­ten Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen wur­den seit dem 1. Okto­ber die vor­läu­fi­gen Netz­nut­zungs­ent­gel­te für das kom­men­de Jahr ver­öf­fent­licht. Dies umfasst knapp 200 Ver­teil­netz­be­trei­ber bzw. eine Gebiets­ab­de­ckung von 64,2 Prozent.

Ein Sin­gle-Haus­halt mit einem jähr­li­chen Ver­brauch von 7.000 kWh wird im kom­men­den Jahr vor­aus­sicht­lich um 2,9 Pro­zent höher belas­tet. Im gewich­te­ten Durch­schnitt der bereits erfass­ten Ent­gel­te macht dies aber nur 4,18 Euro aus. Ein Fami­li­en­haus­halt mit einer Abnah­me­men­ge von 20.000 kWh muss 2020 dage­gen mit 10,23 Euro Mehr­kos­ten rech­nen, was einem Plus von 3,2 Pro­zent ent­spricht. Gewer­be­be­trie­be mit einem Ver­brauch von 200.000 kWh (SLP) zah­len zukünf­tig 3,4 Pro­zent mehr (+84,11 Euro), leis­tungs­ge­mes­se­ne Betrie­be in der Mit­tel­druck­stu­fe mit einer Abnah­me­men­ge von 5.000.000 kWh wer­den eben­falls gerun­det um 3,4 Pro­zent höher belas­tet (+1.309,64 Euro). Im Gegen­satz zum Vor­jahr müs­sen Abneh­mer mit höhe­ren Ver­bräu­chen künf­tig mit stär­ke­ren Auf­schlä­gen rechnen.

Die Bei­spiel­rech­nung eines durch­schnitt­li­chen Fami­li­en­haus­halts mit einem Jah­res­ver­brauch von 18.000 kWh zeigt dabei die regio­na­len Unter­schie­de. Der SLP-Mus­ter­kun­de muss in den betrof­fe­nen Postort­kom­bi­na­tio­nen im gewich­te­ten Schnitt 1,68 ct/​kWh bezah­len, was einer Stei­ge­rung von 3,17 Pro­zent entspricht.

Pro­zen­tua­le Ver­än­de­rung der vor­läu­fi­gen Gas­netz­ent­gel­te 2020 gegen­über 2019
Abnah­me­fall: Fami­li­en-Haus­halt, 18.000 kWh/​a, 11 kW Leistung

Die Stadt­wer­ke Glauch­au (Sach­sen) sen­ken ihre Netz­nut­zungs­ab­ga­ben mit rund 12 Pro­zent am deut­lichs­ten. Mit einem Preis von 1,48 ct/​kWh lie­gen sie mit ihren als vor­läu­fig gekenn­zeich­ne­ten Ent­gel­ten sogar unter dem gewich­te­ten Durch­schnitt der bereits ver­öf­fent­lich­ten Prei­se. Anders sieht es bei Erd­gas Mit­tel­sach­sen und der Gas­ver­sor­gung Wis­mar Land (Meck­len­burg-Vor­pom­mern) aus. Hier sin­ken die Ent­gel­te zwar auch um 11,2 bzw. 8,8 Pro­zent, sie lie­gen mit Prei­sen von 2,45 ct/​kWh bzw. 1,93 ct/​kWh aber den­noch über dem Durchschnitt.

Die Stadt­wer­ke Wis­sen (Rhein­land-Pfalz) erhö­hen dage­gen ihre Kos­ten von 1,85 ct/​kWh auf 2,29 ct/​kWh, was eine Mehr­be­las­tung von 23,8 Pro­zent bedeu­tet. Die Stadt­wer­ke Ger­mers­heim (Rhein­land-Pfalz) erhö­hen ihre Durch­lei­tungs­kos­ten zwar um 16,7 Pro­zent, lie­gen mit einer Gebühr von 1,65 ct/​kWh (aktu­ell 1,41 ct/​kWh) aber noch unge­fähr im Durchschnitt.(*)

Zu den poten­zi­ell güns­tigs­ten Netz­be­trei­bern zäh­len im kom­men­den Jahr die Stadt­wer­ke Lin­gen (Nie­der­sach­sen) mit einem Preis von 0,79 ct/​kWh, die nie­der­säch­si­schen Stadt­wer­ke Sta­de mit einer Abga­be von 0,99 ct/​kWh und Bram­sche mit Kos­ten von 1,01 ct/​kWh. In Lin­gen ent­spricht die­ser einer Sen­kung von ‑2,9 Pro­zent, in Sta­de von ‑2,8 Pro­zent und in Bram­sche von ‑3,9 Prozent.

Preis­ni­veau der vor­läu­fi­gen Netz­ent­gel­te Gas 2020 in ct/​kWh
Abnah­me­fall: Fami­li­en-Haus­halt, 18.000 kWh/​a, 11 kW Leistung

Zu den vor­aus­sicht­lich teu­ers­ten Netz­be­trei­bern zäh­len im Jahr 2020 – trotz einer Preis­sen­kung im Ver­gleich zum lau­fen­den Jahr – vor­aus­sicht­lich die E.DIS Netz mit einem Ent­gelt von 2,75 ct/​kWh (-1,2 Pro­zent), die Stadt­wer­ke Havel­berg (Sach­sen-Anhalt) mit einem Preis von 2,74 ct/​kWh (-7,1 Pro­zent) und Erd­gas Mit­tel­sach­sen mit Kos­ten von 2,45 ct/​kWh (-11,2 Pro­zent). Zwi­schen dem güns­tigs­ten und dem teu­ers­ten Ent­gelt kann eine Preis­sprei­zung von 250 Pro­zent oder 354,06 Euro beob­ach­tet werden.

Die stärks­ten Preis­sen­kun­gen für einen Abnah­me­fall von 5.000.000 kWh (1.450 kW instal­lier­te Leis­tung, Mit­tel­druck­stu­fe) sind bei den Stadt­wer­ken Rib­nitz-Dam­gar­ten (Meck­len­burg-Vor­pom­mern) zu erwar­ten. Hier sin­ken die Abga­ben von 0,87 ct/​kWh auf 0,75 ct/​kWh, was einer Redu­zie­rung um ‑14,6 Pro­zent ent­spricht. Eine star­ke Preis­sen­kung wird auch bei der säch­si­schen Gas­ver­sor­gung Gör­litz erwar­tet, mit einer Sen­kung von 0,50 ct/​kWh auf 0,44 ct/​kWh (-12,9 Prozent).

Die größ­te Preis­stei­ge­rung haben Gewer­be­kun­den der Stadt­wer­ke Wis­sen zu erwar­ten. Hier wur­de eine Erhö­hung um 25,4 Pro­zent von 0,87 ct/​kWh auf 1,09 ct/​kWh ange­kün­digt. Auch Kun­den der Stadt­wer­ke Hei­de (Schles­wig-Hol­stein) müs­sen im kom­men­den Jahr wohl tie­fer in die Tasche grei­fen. Hier ist eine Stei­ge­rung um 21,7 Pro­zent von 0,89 ct/​kWh auf 1,08 ct/​kWh zu erwar­ten. Die Ener­gie­ver­sor­gung Insel­s­berg in Thü­rin­gen wird ihre Prei­se im kom­men­den Jahr eben­falls erhö­hen: von 0,64 ct/​kWh auf 0,76 ct/​kWh, was einer Erhö­hung von 17,7 Pro­zent entspricht.

Güns­tigs­ter Netz­be­trei­ber gemäß den vor­läu­fi­gen Netz­nut­zungs­ent­gel­ten für Gewer­be­kun­den sind im kom­men­den Jahr die Stadt­wer­ke Hil­den (NRW). Dort sinkt der Preis von 0,39 ct/​kWh auf 0,38 ct/​kWh (-1,3 Pro­zent). Auch die Stadt­wer­ke Lin­gen zäh­len mit einer Preis­sen­kung von 0,40 ct/​kWh auf 0,39 ct/​kWh (-2,8 Pro­zent) zu den güns­tigs­ten Anbie­tern. Eben­so die die Stadt­wer­ke Wol­fen­büt­tel (Nie­der­sach­sen), die mit einem nahe­zu unver­än­der­ten Preis von 0,39 ct/​kWh unter den güns­tigs­ten Anbie­tern bleiben.

Die Stadt­wer­ke Burg in Sach­sen-Anhalt haben ihre aktu­ell gül­ti­gen Ent­gel­te als vor­läu­fi­ges Ent­gelt für 2020 dekla­riert. Mit einer Abga­be von 1,23 ct/​kWh blei­ben sie damit der teu­ers­te Anbie­ter für Gewer­be­kun­den. Trotz sin­ken­der vor­läu­fi­ger Ent­gel­te erhe­ben auch die Stadt­wer­ke Mer­se­burg (Sach­sen-Anhalt) mit 1,15 ct/​kWh im kom­men­den Jahr noch immer ver­gleichs­wei­se hohe Gebüh­ren. Eben­so wie Erd­gas Mit­tel­sach­sen, die einen Preis von 1,14 ct/​kWh veranschlagen.

Nach­dem es im ver­gan­ge­nen Jahr im Gas­sek­tor mit durch­schnitt­lich 0,2 Pro­zent ledig­lich mode­ra­te Ver­än­de­run­gen gab, zeich­nen sich nach ers­ter Pro­gno­se für das kom­men­de Jahr spür­ba­re Erhö­hun­gen ab. Ener­gie­ver­trie­be dürf­ten daher mit Span­nung auf die Ver­öf­fent­li­chung der noch feh­len­den Ent­gel­te warten.

Zum Jah­res­wech­sel kön­nen sich mit der Ver­öf­fent­li­chung der end­gül­ti­gen Netz­ent­gel­te noch Ände­run­gen erge­ben. Eine Betrach­tung der end­gül­ti­gen Durch­lei­tungs­kos­ten erfolgt in unse­rem nächs­ten Newsletter.

Metho­dik: Der Berech­nung lie­gen die bis­lang ver­öf­fent­lich­ten vor­läu­fi­gen Ent­gel­te von knapp 200 der 690 Ver­teil­netz­be­trei­ber zugrun­de, die einer Gebiets­ab­de­ckung der bun­des­deut­schen Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen (syn­onym Postor­te) von rund 64 Pro­zent ent­spre­chen. Alle Prei­se ver­ste­hen sich net­to. Der durch­schnitt­li­che Jah­res­preis der Netz­ent­gel­te des geson­dert betrach­te­ten Abnah­me­falls wur­de nach Netz­grö­ße (Anzahl der ange­schlos­se­nen Postor­te) gewich­tet. Feh­len­de Anga­ben wer­den in den Kar­ten eben­so wie Gebie­te ohne Gas­ver­sor­gung weiß dar­ge­stellt. Der ermit­tel­te Jah­res­preis setzt sich zusam­men aus den Netz­kos­ten und den Kos­ten für das Mess­sys­tem (Stan­dard­mess­kon­fi­gu­ra­ti­on).

(*) Ursprüng­lich wur­den die Ener­gie­net­ze Rudol­stadt (Thü­rin­gen) als Netz­be­trei­ber mit der stärks­ten Erhö­hung genannt. Lei­der wur­den bei der Aus­wer­tung Net­to- und Brut­to­prei­se ver­tauscht, sodass die­se Aus­sa­ge nicht kor­rekt war. Wir bit­ten die­sen Feh­ler zu entschuldigen.

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